Peeters: "Die Neuen kommen … und jetzt gleich scharenweise "

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Peeters

14. Juni 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht über einen der möglichen Börsengänge, die für den Sommer 2013 angekündigt sind, berichtet wird. Ob es um den Immobilienwert Deutsche Annington geht oder den Gabelstaplerhersteller Kion, der Fachverlag Springer Science wird ebenso bald auf dem Parkett erwartet wie der Siemens Spin-Off Osram.

Wer das Geschehen an der Börse kennt, weiss, dass der grundsätzlichen Ankündigung sehr schnell Taten folgen. Auch vor dem Hintergrund des engen Zeitfensters vor der „Sommerpause“, in der eine Vielzahl von Investoren im Urlaub verweilen und keine Investmentbank eine IPO-Roadshow wagen wird, dürfte es in den kommenden Wochen zu einem regelrechten Gedrängel kommen.

Dabei ist davon auszugehen, dass es im Herbst weiter geht mit den Börsenaspiranten. So hat unlängst der Verlag Bastei Lübbe seinen Gang aufs Parkett für diese Zeit angekündigt, gleiches wird vom Armaturenhersteller Grohe erwartet und es werden sicher noch einige andere Kandidaten in den Startlöchern stehen. Gemeinsam mit den in jüngerer Vergangenheit erfolgten IPOs und Erstlistings mit prominenten Namen wie etwa RTL, LEG, Talanx oder Telefónica Deutschland wird deutlich, dass es in Deutschland einen gefühlten Frühling für Börsengänge gibt.

Nachdem die Investorenseite sich sehr lange hinweg schlicht desinteressiert gezeigt hat und die Emittenten im Gegenzug mehr als verschreckt waren, kam es zu einer regelrechten Verstopfung des IPO-Kanals über Jahre hinweg, in denen allenfalls vereinzelte Holdings von chinesischen Firmen in begrenztem Umfang platziert worden. Hierüber ist längst alles geschrieben.

Interessanter ist die Frage, ob wir nun ein Aufflackern oder eine grundlegende Trendwende ist. Klar dürfte schon jetzt sein, dass es allerhöchste Zeit für eine Belebung wurde. Seit Jahren gibt es ein langsames, aber stetiges Austrocknen des Kurszettels in einem deutschen Aktienmarkt, welcher angesichts der wirtschaftlichen Größe unserer Nation insgesamt einen etwas bescheidenen Umfang hat. Mehr Präsenz und Fungibilität der großen deutschen Unternehmen wäre ein absolutes Plus für Kapitalmarkt und Wirtschaft.

Die Chancen stehen in der Tat gut, dass die derzeitige Belebung eine größere Tragweite hat. Zu groß ist der existente Anlagedruck, nicht nur bei Aktien, sondern auch in anderen Assetklassen, was für eine gewichtige Nachfrageseite sorgen sollte. Groß ist auch unverändert die Zahl der „Potentials“ also Unternehmen, für die der Gang an die Börse eine denkbare Option ist, um ihr Wachstum zu refinanzieren oder  die Anteilseignerstruktur umzubauen.

Bleibt die Gretchenfrage, ob die nun kommenden Börsengänge auf einem Bewertungsniveau erfolgen werden, welches den Erstzeichnern noch Potenzial für Kursgewinne lässt. Die Betrachtung der erfolgten IPOs in den vergangenen sechs Monaten ergibt hier kein eindeutiges Bild. Vor dem Hintergrund der insgesamt volatilen Situation an den Märkten und dem engen Zeitfenster vor der Sommerpause stehen die Chancen indes gut, dass die Konsortialbanken es beim Pricing nicht übertreiben, was dem Finanzplatz auch gut täte.

© 14. Juni 2013/Roger Peeters

*Roger Peeters ist Vorstand der Close Brothers Seydler Research AG, einer Tochter der Frankfurter Wertpapierhandelsbank Close Brothers Seydler Bank, einer auf mittelständische Unternehmen fokussierte Bank. Zuvor leitete Peeters viele Jahre die Redaktion der „Platow Börse“ und beriet den von ihm konzipierten DB Platinum III Platow Fonds. 2008 erschien von ihm ‚Finde die richtige Aktie – ein Profi zeigt seine Methoden‘ im Finanzbuchverlag. Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.

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