Rohstoffe: Anleger bleiben Gold treu

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14. November 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Angesichts der sich wieder eintrübenden Konjunktur können sich Anleger für Rohstoffinvestments derzeit nicht erwärmen – lediglich Gold zieht.

„Negative Aussichten für die Weltwirtschaft verderben den Risikoappetit“, kommentiert Florian Perini von Flow Traders und verweist unter anderem auf das Schrumpfen der japanischen Wirtschaft und die Eurokrise. „Und jetzt kommt auch noch die Angst dazu, dass man sich in den USA vor Jahresende nicht auf einen Haushaltskompromiss einigt und das Land zurück in die Rezession fällt.“

Physisches Gold gesucht

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Wenger

Allein Gold konnte zuletzt wieder etwas Boden gutmachen: Der Preis, der Anfang November noch auf 1.678 US-Dollar gefallen war, kletterte vergangene Woche wieder über die Marke von 1.700 US-Dollar. Am heutigen Mittwoch geht die Feinunze zu 1.724 US-Dollar über den Tisch, das entspricht 1.353 Euro.

„Sorgen wegen der fiskalische Klippe in den USA und anhaltende Unsicherheit, ob die Troika sich einigen kann, die nächste Kredittranche für Griechenland freizugeben, unterstützen“, erklärt Bernhard Wenger von ETF Securities. Statistiken aus seinem Haus zufolge habeen sich Anleger vor allem im ETFS Physical Gold (WKN A0N62G) positioniert, nicht besicherte Gold-ETCs sind hingegen abgestoßen worden.

Perini meldet einen mehr oder weniger ausgeglichenen Handel mit Gold-ETCs, etwa im db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G), im ETFS Physical Gold, in Xetra-Gold (WKN A0S9GB) und im Gold Bullion Securities (WKN A0LP78). Wie die Umsatzlisten der Börse Frankfurt für die vergangenen zwei Wochen zeigen, spielen währungsgesicherte Varianten übrigens im Moment eine große Rolle: Nach Xetra-Gold steht der db Physical Gold Euro Hedged gleich an zweiter Stelle.

Inflationsangst als Goldpreistreiber

Nach Ansicht von Axel Herlinghaus von der DZ Bank wird der Trend hin zu Gold noch weitergehen: „Die Ampelschaltung steht definitiv auf Grün.“ Wegen der „großkalibrigen geldpolitischen Maßnahmen“ der Notenbanken weltweit und der hohen Staatsverschuldung würden Anleger aus Angst vor Inflation auch weiterhin auf die Fluchtwährung Gold setzen. „Die Opportunitätskosten sind angesichts der niedrigen Zinsen ja auch gering.“ Die Bank sieht den Goldpreis im kommenden Jahr auf 2.000 US-Dollar steigen.

Sonia Hellwig von der Heraeus Metallhandelsgesellschaft verweist auf die aktuell und wohl auch im kommenden Jahr sinkenden Goldkäufe in Indien auf der einen und eine anziehende Nachfrage aus China sowie eine geringere Goldproduktion in Südafrika auf der anderen Seite. „Mittel- bis langfristig sehen wir Gold gut unterstützt, nachdem die lockere Geldpolitik unter Obama vermutlich bestehen bleibt“, resümiert Hellwig.

Unterschiedliche Meinungen zu Silber

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Herlinghaus

Im Handel mit Silber-ETCs (WKN A0N62F) fehlt laut Perini derzeit der klare Trend. Nicht nur Anleger sind sich uneins, auch die Analystenmeinungen gehen auseinander: Aufgrund der aktuellen Rezessionsängste in Europa sieht Sonia Hellwig ein erhöhtes Abwärtspotential. „Im Gegensatz zu Gold wird Silber eher als Industriemetall gehandelt, weshalb Rezessionsängste signifikante Auswirkungen auf das Edelmetall haben.“

Die DZ Bank rechnet hingegen damit, dass die Notierungen für Silber wieder ansteigen werden. „Industriemetallpreise werden vor allem durch China bestimmt, und da wird das Wachstum im kommenden Jahr wieder anziehen“, erläutert Herlinghaus. „Den Silber-Preis sehen wir bei 40 US-Dollar.“ Aktuell wird Silber zu 32,50 US-Dollar gehandelt.

Preiseinbruch bei Kupfer

Der Kupferpreis brach im Oktober und der ersten Novemberhälfte regelrecht ein, die Notierungen fielen von rund 8.300 auf unter 7.600 US-Dollar je Tonne, heute liegt der Preis bei 7.688 US-Dollar. Auslöser für den Preisrutsch waren steigende Fördermengen sowie Sorgen um China. Auch in puncto Kupfer und Industriemetalle generell geht Herlinghaus von steigenden Notierungen aus und prognostiziert ein Plus von 15 bis 20 Prozent auf Zwölfmonatssicht. Anleger sind offenbar noch unentschieden, Kupfer-ETCs (WKN A0KRJU) stehen Flow Traders zufolge jedenfalls sowohl auf den Kauf- als auch auf Verkaufslisten.

Potenzial für Öl in 2013

Daneben fließen laut ETF Securities weiter Mittel in ETCs auf die US-Öl-Sorte WTI (WKN A0KRJX). Flow Traders berichtet aber auch hier von Handel in beide Richtungen, ebenso wie bei ETCs auf die Nordseesorte Brent (WKN A0KRKM). Brent hat sich in den vergangenen zwei Monaten verbilligt: Für ein Barrel müssen heute 107 US-Dollar gezahlt werden, Mitte September waren es über 116 US-Dollar. Das Niveau von Juni, als der Preis unter 90 US-Dollar gefallen war, ist allerdings noch in weiter Ferne.

Zwar könnte sich Öl der DZ Bank zufolge nochmals verbilligen, für 2013 prognostizieren die Analysten aber wieder höhere Preise. „Für Brent prognostizieren wir 115 US-Dollar Ende 2013. Die Differenz zu WTI wird sich langsam verringern, für WTI sind wir noch etwas positiver.“ Derzeit lasteten die fiskalische Klippe in den USA, Konjunktursorgen in Europa und die Schuldenkrise auf dem Preis. „In China war das dritte Quartal aber voraussichtlich das schwächste. Dann sollte es wieder aufwärts gehen, 2013 sind auch Impulse durch die neue politische Führung zu erwarten.“

Ausgewogener Handel In Rohstoff-ETFs

Breit aufgestellte Rohstoff-ETFs werden unterdessen ebenfalls ge- und verkauft, wie Flow Traders festgestellt hat, etwa der Lyxor Commodities Thomson Reuters/Jefferies CRB Total Return (WKN A0JC8F), der iShares DJ UBS Commodity Swap (WKN A0H072), der EasyETF S&P GSCI Capped 35/20 (WKN A0EAZC) und der db x-trackers DBLCI – OY Balanced (WKN DBX1LC). „Eine klare Richtung scheint es momentan nicht zu geben“, bemerkt Perini. 

© 14. November 2012/Anna-Maria Borse