Rohstoffe: Das Stimmungsbarometer steigt

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6. Februar 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Erholungstendenzen für die Weltwirtschaft und die Fortsetzung einer ultralockeren Geldpolitik verhelfen vielen Rohstoffen seit Jahresbeginn zu soliden Gewinnen. Ölpreise profitierten zudem von den Krisenherden im Nahost, wodurch eine ausreichende Versorgung in Frage gestellt werden könnte. „Neben einem Luftangriff Israels auf Syrien mit dem Ziel, Waffenlieferungen an die Hisbollah zu verhindern, schwelt auch der Konflikt um das iranische Atomprogramm weiter“, bemerkt Frank Klumpp von der LBBW.

Öl-ETCs – Investoren streichen Gewinne ein

Im Handel verabschieden sich Investoren tendenziell von Rohöl. Die Abflüsse in Öl-ETCs in Höhe von 10 Millionen US-Dollar verbucht ETF Securities unter Gewinnmitnahmen, nachdem sowohl die Nordseesorte Brent als auch die amerikanische WTI in der vergangenen Woche mehrmonatige Hochs markierten.

Bei Flow Traders hingegen hielten sich Zu- und Abflüsse in Öl-ETCs in etwa die Waage. Ausgeglichen gehandelt würden zum Beispiel der ETFS Crude Oil (WKN A0KRJX) und der ETFS DY Leveraged Crude Oil (WKN A0V9YX) während im ETFS Brent 1mth (WKN A0KRKM) die Käufe überwögen.

Kälteprognose lockt Anleger in Gas-ETCs

Gas hingegen war beliebt. ETF Securities spricht von einem Kaufüberhang in Höhe von 12 Millionen US-Dollar allein im ETFS Leveraged Natural Gas (WKN A0V9Y3) und begründet das steigende Anlegerinteresse mit der Erwartung eines höheren Gasverbrauchs aufgrund kälterer Temperaturen. „Außerdem diskutiert der US-Senat ein Gesetz, was den Gasexport in Länder legitimiert, die nicht dem nordamerikanischen Free Trade Agreement angehören.“ Dies werde vermutlich die Gasnachfrage ankurbeln und den Preis weiterhin stützen.

Investoren greifen zu Gold-ETCs

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Wenger

Gold steigt wieder in der Anlegergunst. ETF Securities meldet Nettozuflüsse in Gold-ETCs in Höhe von 185 Millionen US-Dollar. „So viel wie seit Oktober nicht mehr“, kommentiert Bernhard Wenger. „Damit haben die Gold-ETCs die Mittelabflüsse seit Jahresbeginn innerhalb einer Woche nahezu ausgeglichen.“

Unterdessen verspürt Florian Perini im Handel eine gewisse Richtungslosigkeit, insbesondere bei Gold. „An einem Tag überwiegen die Käufer, am nächsten die Verkäufer“, meldet der Rohstoffspezialist von Flow Traders. In Summe ausgeglichen gehe es deshalb beispielsweise im ETFS Physical Gold (WKN A0N62G) und im Gold Bullion Securities (WKN A0LP78) zu. Beide Seiten gespielt würden zudem im db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G) und Xetra Gold (WKN A0S9GB).

Gold im Zickzackkurs

Gehandelt wurde das gelbe Edelmetall in den vergangenen Tagen in einer breiten Spanne zwischen 1.654 und 1.682 US-Dollar pro Feinunze mit teils heftigen Kurssprüngen, ohne jedoch die psychologisch wichtige Marke von 1.700 US-Dollar erneut zu überwinden.

Der Goldpreis unterliegt Hansen zufolge weiterhin den US-Konjunkturdaten. Die Arbeitslosenzahlen am vergangenen Freitag seien zwar schlechter ausgefallen als erwartet, deuteten aber trotzdem auf eine positive Entwicklung. „Dennoch hat es für Gold und Silber einen Schub gegeben, da Marktteilnehmer davon ausgehen, dass die lockere Geldpolitik der Federal Reserve so weitergehen wird.“ Technisch stecke Gold zwischen 1.650 und 1.700 US-Dollar pro Feinunze fest.

Edelmetalle mit Doppelrolle legen zu

Industriell genutzte Edelmetalle profitierten von besseren globalen Konjunkturaussichten. Beispielsweise verteuerte sich Palladium innerhalb nur einer Woche um rund 2,5 Prozent auf derzeit über 767 US-Dollar pro Feinunze. „Sinkende russische Lagerbestände und um 68 Prozent gefallene Verkäufe auf 250.000 Unzen im vergangenen Jahr sorgen für weiteren Rückenwind bei Palladium“, bemerkt Florian Richardt. In diesem Jahr sollen die russischen Palladium-Verkäufe lediglich 96.000 Unzen erreichen. Das aktuell hohe Preisniveau wirkt sich nach Beobachtung des Heraeus-Edelmetallexperten bereits negativ auf die industrielle Nachfrage aus.

Platin-ETCs gesucht

Investoren greifen sowohl zu Palladium-Produkten als auch zu Platin- oder Silber-ETCs. Seit Jahresbeginn hätten Palladium-ETCs unterm Strich 12 Prozent, oder 221 Tausend Unzen, zugelegt. Nach Nettozuflüssen von 140 Tausend Unzen bzw. 9 Prozent knüpften Platin-ETFs beinahe an alte Rekorde an. “Beide Metalle profitieren von einem knappen Angebot infolge von Produktionsausfällen in Südafrika und einem geringeren russischen Angebot“, meint Wenger.

Flow Traders Kunden trennten sich zumeist von ihren Engagements beispielsweise im ETFS Physical Silver (WKN A0N62F). Von sowohl Verkäufen als Käufen spricht Perini mit Blick auf den ETFS Physical Platinum (WKN A0N62D).

Basismetalle setzen Erholungskurs fort

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Weinberg

Mit zwischenzeitlich über 8.300 US-Dollar je Tonne ist Kupfer in den vergangenen Handelstagen auf den höchsten Stand seit vier Monaten geklettert, beobachtet Eugen Weinberg. Zink ist mit knapp 2.200 US-Dollar je Tonne so teuer wie seit über zwölf Monaten nicht mehr. Der Rohstoffspezialist von der Commerzbank erkennt in dem Konflikt um die sich im Bau befindliche weltweit größte Kupfermine Oyu Tolgoi in der Mongolei weiteres Kurspotenzial in dem Industriemetall.

Nach einer Kostenexplosion strebe die Regierung derzeit eine größere Kontrolle über das Projekt an. „Der Minenbetreiber Rio Tinto, dem 66 Prozent des Projekts gehören, hat bereits mit einem vorübergehenden Baustopp gegen die Pläne der Regierung gedroht.“ Bei einer Verzögerung der Inbetriebnahme der Mine könne dem Weltmarkt Kupfer fehlen.

Erwartungen für Kupfer uneinheitlich

Nicht alle Anleger scheinen diese Prognose zu teilen. Mit Zuwächsen in Höhe von 59 Millionen US-Dollar schaue der ETFS Daily Short Copper (WKN A0V9XV) auf die höchsten Zuflüsse seit seines Bestehens. ETF Securities begründet die Bewegung mit einem enttäuschenden-Bruttoinlandsprodukt und hohen Kupfer-Lagerbeständen. Zudem habe der Kupferpreis seit November vergangenen Jahres einen deutlichen Schub bekommen.” Rege gehandelt in beide Richtungen wurde laut Perini auch der ETFS Copper (WKN A0KRJU).

© 6. Februar 2013/Iris Merker