Rohstoffe: Edelmetalle mit Auftrieb

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28. August 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Mit dem Ende der Sommerpause beschäftigen sich Investoren wieder verstärkt mit ihren Investments, auch im Rohstoffbereich. Seit vergangener Woche zieht laut Flowtraders das Interesse an Exchange Traded Commodities wieder an. „Über alle Rohstoffklassen hinweg gab es überwiegend Käufe“, meldet Jörg Sengfelder. „Gold- und Silber-ETCs punkteten dabei in jeder Facette.“

Gold: nachhaltige Erholung möglich

Nach dem Ausverkauf im ersten Halbjahr hat sich der Preis für Gold seit Anfang August spürbar erholt. Eine Feinunze des gelben Metalls kostet am heutigen Morgen 1.423 US-Dollar. Florian Richardt von Heraeus sieht im derzeitigen Umfeld durchaus Stabilisierungschancen für das Edelmetall auf diesem Niveau und nennt enttäuschende Immobilienneubauzahlen aus den USA als einen Grund. “ Auch die Aussicht auf Streiks der Goldproduzenten in Südafrika können den Goldpreis kurzfristig treiben.“

Zudem steige mit dem zu Ende gehenden Sommer die Nachfrage nach physischem Gold. Getrieben durch China und Indien benötigen Schmuck-Hersteller laut World Gold Council mit 575,5 Tonnen 37 Prozent mehr Gold als im Jahr zuvor. Die kombinierte Nachfrage nach Münzen und Barren erreiche gar mit einem Plus von 78 Prozent ein Rekordhoch von 507,6 Tonnen.

Zentralbanken kaufen weniger Gold

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Weinberg

„Die anziehende Investmentnachfrage nach Gold sowie der sich anbahnende Syrien-Konflikt könnten zur Fortsetzung des Aufwärtstrends führen“, meint auch Eugen Weinberg von der Commerzbank. Allerdings hätten sich die Zentralbanken der Schwellenländer auch im Juli mit Goldkäufen eher zurückgehalten und lediglich gut 30 Tonnen gekauft. „Der Großteil von 22,5 Tonnen entfiel dabei auf die Türkei.“ Auch schätze der World Gold Council die Nachfrage der Notenbanken für das Gesamtjahr auf maximal 350 Tonnen. Goldkäufen in Höhe von 180,8 Tonnen im ersten Halbjahr stünden 254,2 Tonnen im gleichen Zeitraum vergangenen Jahres gegenüber.

Im Handel berichtet Sengfelder von mehrheitlichen Zuflüssen etwa im ETFS Physical Gold (WKN A0N62G) und im Gold Bullion Securities (WKN A0LP78). An der Börse Frankfurt konzentrieren sich Anleger auf Xetra-Gold (WKN A0S9GB), den db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G) und den db Physical Gold (WKN A1E0HR).

Silber zieht nach

Silber ziehe im Fahrwasser von Gold mit, das mit mehr als 25 US-Dollar pro Feinunze das höchste Niveau seit Mitte April erreicht. Der Preisanstieg am gestrigen Dienstag spiegelt sich allerdings nicht in ETF-Zuflüssen wider, wie Weinberg weiß. „Die Bestände der von Bloomberg erfassten Silber-ETCs blieben nahezu unverändert.“ Hingegen berichtet Sengfelder von überwiegenden Käufen beispielsweise im ETFS Physical Silver (WKN A0N62F) und im db Physical Silver Euro Hedged (WKN A1EK0J).

Im Handel mit breiter ausgerichteten Edelmetall-ETCs macht ETF Securities Abflüsse in Höhe von 77 Millionen US-Dollar aus. „Investoren nutzen den deutlichen Anstieg der Edelmetallpreise für Gewinnmitnahmen“, meint Wenger.

Industriemetalle werden abgestoßen

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Peters

Auch die Preise der Basismetalle steigen im August zum Teil deutlich. Zum Aufschwung beigetragen haben nach Auffassung von Peters günstigere Konjunkturindikatoren in den USA, dem Euroraum und zuletzt auch China. “ Allerdings steht in China ebenso wie in der Eurozone die Frage im Raum, wie belastbar die jüngsten Daten sind.“

Dennoch trennten Anleger sich meist von ihren an Basismetallen gekoppelten ETCs. „Industriemetalle sind nicht mehr so gefragt“, bemerkt Wenger. In der vergangenen Woche seien 6 Millionen US-Dollar aus ETCs auf Kupfer wie dem ETFS Copper (WKN A0KRJU) abgezogen worden. „Offenbar rechnen Anleger mit negativen Auswirkungen auf die Kupfernachfrage, wenn die US-Notenbank ihre lockere Geldpolitik zurückfährt.“

Wenger spricht zudem von Abflüssen etwa im ETFS Nickel (WKN A0KRJ4) und ETFS Leveraged Nickel (WKN A0V9Y4) in Höhe von 5 Millionen US-Dollar und führt dies auf einen Bericht der Nickel Study Group zurück, demzufolge es auf dem diesjährigen Nickelmarkt einen Überschuss gibt.

Öl: Militärschlag bereits eingepreist?

Etwas verzögert, aber dafür umso heftiger hat der Ölmarkt nach Beobachtung von Weinberg auf den drohenden Militärschlag gegen Syrien reagiert. Die Nordseesorte Brent notiert am Morgen um 115 US-Dollar und WTI um 100 US-Dollar pro Barrel. Syrien, dessen Ölförderung bereits seit 1996 schrumpfe und bereits vor Ausbruch des Bürgerkriegs nur noch bei rund 370 Tausend Barrel pro Tag gelegen habe, spiele zwar für die globale Ölversorgung kaum noch eine Rolle. „Das Risiko besteht aber in der Destabilisierung der Region.“ Deshalb stelle sich die Frage, wie hoch der Preis noch steigen kann. Dies hänge zwar von der Entwicklung der Ereignisse im mittleren Osten ab. Weinberg gibt aber zu bedenken, dass in beiden Golfkriegen die Preise bereits vor dem US-Militäreinsatz gestiegen und mit Beginn der Militäraktion teilweise schon wieder unter Druck geraten seien. Zudem liege der obere Rand der für Brent geltenden Handelsspanne seit Ausbruch des arabischen Frühlings bei 120 US-Dollar pro Fass. „Das dürfte eine deutliche Hürde darstellen.“

Öllager sind gefüllt

Die Auswirkungen durch den potenziellen Ausfall politisch unsicherer Ölproduzenten hält auch Heinrich Peters für überschaubar. „Das derzeitige Ölangebot ist relativ komfortabel, die OPEC-Staaten verfügen über hohe freie Kapazitäten, das Angebot der Nicht-OPEC-Produzenten steigt und die Lager sind gefüllt“, begründet der Rohstoffanalyst der Helaba. Denn aufgrund struktureller und zyklischer Rahmenbedingungen stünde einem mittelfristig spürbar wachsenden Angebot ein eher überschaubarer Verbrauchsanstieg gegenüber.

Anleger setzen auf Energiemix

Investoren beurteilen die Situation scheinbar ähnlich. Wenger meldet Abflüsse von 11 Millionen US-Dollar aus dem ETFS Brent (WKN A1AQGX). Dem gegenüber stünden Zuflüsse in Höhe von 9 Millionen US-Dollar in marktbreitere Energieprodukten. „Investoren diversifizieren bei Energierohstoffen, denn die industrielle Energienachfrage, insbesondere aus China, steigt an, während die Versorgung unter der angespannten Situation im Nahen Osten leidet“, schließt Wenger daraus.

Flow Traders registriert dagegen mehr Käufe als Verkäufe bei Öl-ETCs wie dem db Brent Crude Oil Booster Euro Hedged (WKN A1AQGX) und dem ETFS EUR Daily Hedged Brent Crude (WKN A1N3G1).

von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 28. August 2013