4. Januar 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Mit saisonal bedingt schwachen Umsätzen startet der ETC-Handel ins neue Jahr. „Einige Anleger, die zum Jahresende noch Gewinne mitgenommen haben, greifen derzeit wieder bei Gold zu“, meldet Florian Perini von Flow Traders.
Dem Ölpreis hätten zuletzt überraschend positive Konjunkturdaten aus Asien auf die Beine geholfen und die Drohung Irans, Öltransporte durch die strategisch wichtige Straße von Hormus zu blockieren. „Anleger nahmen dies zum Anlass, sich in Öl-ETCs zu positionieren“, glaubt Perini. Kaum Bewegung erkennt der Händler im Handel mit Soft Commodities, Industriemetallen und marktbreiten Rohstoffkörben.
2011 kein Jahr für Rohstoffe
Vergangenheitsbewältigung und Zukunftsdeutung steht zu Beginn eines jedes Jahres auf der Agenda vieler Rohstoffanalysten. Bei der Rückschau 2011 hilft ein Blick auf die großen Rohstoffindizes und der sorge zunächst für Ernüchterung, wie Ole Hansen von der Saxo Bank analysiert. Der S&P GSCI als Börsenbarometer für Rohstoff-Futures etwa fiel um ein Prozent. Der Index besteht aus 24 einzelnen Rohstoffen und bietet einen Überblick über die gesamte Rohstoffpalette. Der Dow Jones-UBS Commodity Index mit 19 verschiedenen Rohstoffen, der neben Energie viele Industriemetalle und Agrarwerte enthalte, sei beispielsweise um mehr als 13 Prozent eingebrochen. Der CRB-Rohstoffindex mit 19 Rohstoff-Futures, die an den Terminbörsen gehandelt werden, verlor ebenfalls rund 8 Prozent. „Besonders hart abgestraft worden seien Industriemetalle und Agrarrohstoffe, während Energiewerte und Edelmetalle noch ein Plus verzeichneten“, resümiert Hansen. Entsprechend haben insbesondere Rohstoff-Indizes gelitten, bei denen der Anteil an Metallen und Soft Commodities besonders hoch sei.
Es fehlt die Glaskugel
Peters
Bei der Frage, wie sich etwa der Ölpreis in diesem Jahr entwickeln werde, gebe es Antworten zwischen 60 und 200 US-Dollar. „Ausschlaggebend sind die geopolitische Lage, die konjunkturellen Entwicklungen in den großen Industrieländern sowie das Angebot“, erklärt Heinrich Peters von der Helaba. „Wir gehen von einer anhaltenden Unsicherheit bezogen auf das Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr aus, verbunden mit einer entspannten Angebotssituation.“ Energiesparprogramme in den USA und ein Trend zur Substitution von Öl mit Erdgas trügen zudem zu einer geringeren Öl-Nachfrage bei. Auch die chinesische Industrie ersetze Öl zunehmend mit dem derzeit billigeren Erdgas. „Einen Preiseinbruch bei Öl erwarte der Rohstoffanalyst dennoch nicht. „Die Öl-fördernden Länder werden ihr Angebot flexibel entsprechend der Nachfragesituation anpassen.“ Bei diesem Szenario werde der Ölpreis zunächst etwas nachgeben und sich im zweiten Halbjahr bis oberhalb des aktuellen Kurses erholen.
Öl-ETCs gesucht
Anleger erwarten zumindest kurzfristig einen steigenden Ölpreis, denn Perinie zufolge decken sie sich etwa mit dem ETFS Crude Oil (WKN A0KRJX) und dem ETFS WTI Oil (WKN A0KRKN) ein. Zuletzt hat die Nordseesorte Brent mit einem Plus von vier US-Dollar auf 112 US-Dollar pro Fass den höchsten Stand seit Mitte November markiert. Bei der US-Sorte WTI ist der Preis auf 103 US-Dollar pro Barrel gestiegen.
Gold zuletzt wieder gefragt
Mit Blick auf den Goldpreis rechnet Peters eher mit einem anziehenden Preis. „Entscheidend sind die nächsten Schritte der Notenbanken“, glaubt der Rohstoff-Analyst. Bleibe es bei der ultralockeren Geldpolitik, gebe dies dem Goldpreis Schub nach oben. Ein großes Fragezeichen bestehe bei Edelmetallen, die gleichzeitig in der Industrie verwendet würden. „Die Nachfrage insbesondere in der Automobilbranche ist nicht mehr ganz so dynamisch wie im vergangenen Jahr“, erklärt der Analyst.
Mit den aktuell steigenden Aktiennotierungen ist Gold indes mitgezogen worden und hat im gestrigen Handel um fast 2,5 Prozent auf über 1.600 US-Dollar pro Feinunze zugelegt. Zur Entwicklung tragen nach Händlermeinung insbesondere Investoren bei, die sich im neuen Jahr für ETCs mit physisch hinterlegtem Gold entschieden haben. Auf Sicht der vergangenen zwei Wochen spricht Perini dennoch von einem eher ausgeglichenen Verhältnis zwischen Verkäufen und Käufen etwa beim db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G), beim ETFS Physical Gold (WKN A0N62G) und bei Xetra Gold (WKN A0S9GB). Zu- und Abflüsse hielten sich auch bei Fonds mit physisch hinterlegtem Silber wie dem ETFS Physical Silver (WKN A0N62F) und dem ETFS Physical Silver Euro Hedged (A1EK0J) die Waage.
Wenig los bei Industriemetallen
Nicht Fisch, nicht Fleisch – so beschreibt Peters die derzeitige Situation der Industriemetalle. Ob die Talsohle bereits ausgelotet ist, bleibe aber offen. Genauso gut könne es weitere 5 Prozent gen Süden gehen. „Mit ihren Industrieproduktionen spielen Deutschland, Japan und China die Hauptrollen bei der Nachfrage nach Basismetallen“, meint Peters. Davon sei zumindest Japan, derzeit auch wegen des starken Yen, als schwach einzustufen. Und hinter der deutschen und chinesischen Industrieproduktion stehe ein großes Fragezeichen. „Eine bestandene Bewährungsprobe im ersten Halbjahr kann die Industriemetallpreise stabilisieren“, meint Peters. Per Saldo prognostiziert der Helaba-Analyst auf Jahressicht keine großen Bewegungen bei den Metallen.
Aktuell berichtet Eugen Weinberg von der Commerzbank etwa von einer auffallend trüben Anlegerstimmung in China. Entgegen den freundlichen Tendenzen an anderen Börsen markiert der chinesische Aktienmarkt mit einem Verlust von zwei Prozent am heutigen Mittwoch den tiefsten Stand seit März 2009.
Anleger lassen die Industriemetalle laut Perini größtenteils links liegen. Auf niedrigem Niveau legten sie sich tendenziell Kupfer mit dem Kauf beispielsweise des ETFS Copper (WKN A0KRJU) ins Depot. Von einem leichten Kaufüberhang auf Sparflamme spricht der Händler zudem bei breiter aufgestellten Rohstoffportfolios wie dem Lyxor ETF Commodities (WKN A0JC8F) und dem iShares Dow Jones-UBS Commodity Swap (WKN A0H072).
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© 4. Januar 2011/Iris Merker