Rohstoffe: Gold mit neuem Allzeithoch

3. August 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Angesichts enttäuschender US-Konjunkturdaten und der nach wie vor zerbrechlichen Lage für die Schuldenländer im Euroraum bewegen sich die Aktienmärkte zwischen Hoffen und Bangen. Das belebt den Goldmarkt und setzt den Ölpreis unter Druck. Auch breit aufgestellte Rohstoffportfolios wie der ETFs All Commodities (WKN A0KRKC) erfahren gegenwärtig einen kleinen Boom, berichtet ETF Securities.

Die Rohstoffmärkte entwickeln sich insgesamt besser als die Aktienmärkte, unterstreicht Gabor Vogel. „Das ist insofern bemerkenswert, als sich die Wachstumsdynamik der Weltwirtschaft eher verlangsamt“, analysiert der Rohstoffanalyst der DZ Bank, der in der gegenwärtigen Phase eine steigende Rolle der Rohstoffe insgesamt als Sachwert vermutet. Die Liquidität im Markt sei bereits hoch und die Mittel würden teilweise in Rohstoffen geparkt. Sollte die USA zusätzliches Kapital in den Markt pumpen, so stärke dies kurz- und mittelfristig die Preisentwicklung bei Rohstoffen. „Marktteilnehmer erwarten offensichtlich ein neues Anleiherückkauf-Programm der Amerikaner“, bemerkt Vogel, der im Fall einer Verlängerung der ultra-expansiven US-Geldpolitik eine Seitwärts- oder Abwärtsbewegung für Rohstoffe erst im ersten Halbjahr des kommenden Jahres prognostiziert.

Gold erklimmt neue Gipfel


Perini

„Gold-ETCs sind die Gewinner der Woche“, meldet Florian Perini. Die wirtschaftliche Stagnation in der größten Volkswirtschaft der Welt mit ihrem immer höher werdenden Schuldenberg unterstreiche einmal mehr die Rolle der Edelmetalle als sichere Währung, vermutet der Händler von Flow Traders. Dem Goldpreis habe die „Serie von schlechten Nachrichten“ aus den USA gar zu neuen Rekorden verholfen. Am heutigen Mittwoch stieg der Kurs für eine Feinunze Gold in der Spitze auf 1.663,10 US-Dollar und war damit so teuer wie noch nie.

So berichtet ETF Securities von regem Interesse an physisch hinterlegten Edelmetall-Verbriefungen, die auf Monatsbasis Zuflüsse im Wert von über 660 Millionen US-Dollar gesehen hätten. Rund 70 Prozent davon, also 531 Millionen US-Dollar seien von Gold-ETCs beigesteuert worden. Beim ETFS Physical Gold (WKN A0N62G) etwa registriert der größte europäische Anbieter von Exchange Traded Commodities die höchsten Zuwächse in Höhe von 49 Millionen US-Dollar. Ebenfalls gesucht wäre laut Perini etwa der ETFS Physical Swiss Gold Securities (WKN A1DCTL), der ETFS Gold (WKN A0KRJZ), der db Physical Gold ETC Securities (WKN A1E0HR) und der ETFS Leveraged Gold (WKN A0V9YZ).

Nachfragschub für Platin

Interesse verbucht der britische Emittent zudem für physisches Platin und Körbe von physischen Edelmetallen. Gefragt seien etwa der ETFS Physical Platinum (WKN A0N62D) und der ETFS Physical PM Basket (WKN A0N62H), die bei ETF Securities beide unter den Top 10 Zuflüssen der Woche rangierten. Beim db Physical Silver Euro Hedged (WKN A1EK0J) und den ETFS Physical Palladium (WKN A0N62E) spricht Perini von einem tendenziell ausgeglichenem Handel.

Eine Teil der Platinnachfrage könne mit dem gestiegenen Interesse der Chinesen an Schmuck erklärt werden. Das Land stelle bereits rund 68 Prozent der globalen Schmucknachfrage und werde der Commerzbank zufolge in diesem Jahr rund 10 Prozent mehr Platin ins Reich der Mitte einführen. Bereits im Vorjahr seien etwa 2,68 Millionen Unzen Platin nach China importiert worden. Zudem habe das Anlegerinteresse an Platin in den vergangenen 12 Monaten mit rund 370 Tausend Unzen und einem Plus von 37 Prozent für die höchsten Zuflüsse bei Edelmetall-ETCs gesorgt.

Abgaben bei Öl-ETCs


Vogel

Gefahr erkannt, aber noch nicht gebannt. So könne man den Abgabedruck bei Öl-ETCs begründen. Auf der einen Seite drohe den USA nach wie vor eine mögliche Herabstufung durch Rating-Agenturen. Auf der anderen Seite belaste die Abschwächung der Wirtschaftsdynamik den Ölpreis. „Aus fundamentaler Sicht ist Rohöl überbewertet“, urteilt Vogel. Die Versorgungslage sei gut und die Rohöllager ausreichend gefüllt. Deshalb rechne der Analyst zum Ende des Jahres mit einem Preis Richtung 100 US-Dollar für die Sorte Brent. „Trotzdem besteht auch hier die Gefahr von Preisbewegungen nach oben durch die derzeit im Raum stehende zusätzliche Liquidität durch die US-Notenbank“, erklärt Vogel. Auch Öl sei ein Sachwert und ziehe Anlegergelder an.

Derzeit trennen Investoren sich derzeit eher von ihren Ölengagement und verkaufen Flow Traders zufolge beispielsweise den ETFS Crude Oil (WKN A0KRJX) und den ETFS WTI Oil (WKN A0KRKN). Ins Depot legten Anleger sich tendenziell den ETFS Short Crude Oil (WKN A0V9XY) und setzen damit auf fallenden Rohölkurse. Abflüsse von insgesamt 75 Millionen US-Dollar in den vergangenen fünf Wochen bei Öl-ETCs der Sorte WTI registriert ETF Securities. Gleichzeitig meldet das Unternehmen für Brent-ETCs bescheidene Zuflüsse.

Fallende Gaspreise in den vergangenen Wochen erkennt ETFS Securities als Grund für den tendenziellen Aufbau von Gas-Positionen etwa bei den Erdgas-ETCs ETFS Natural Gas (WKN A0KRJ3) und der gehebelte ETFS Leveraged Natural Gas (WKN A0V9Y3), die in Summe ein Plus von 11 Millionen US-Dollar erreicht hätten. Insgesamt seien die Gasvorräte saisonal leicht angestiegen.

© 3. August 2011/Iris Merker