Rohstoffe: Goldene Nase, Fehlanzeige

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4. Dezember 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Eine Erholung der Rohstoffnotierungen lässt weiter auf sich warten. Zwar schienen sich die Preise nach dem Rückgang im Herbst zuletzt etwas gefangen zu haben, nach Ansicht von Heinrich Peters von der Helaba ist in der Breite aber noch keine nachhaltige Stabilisierung auszumachen. „Mit Ausnahme von Energie und Genussmitteln befinden sich alle Rohstoffgruppen nach wie vor im Abwärtstrend. Potenzielle Angebotsüberschüsse und ein tendenziell weniger rohstoffintensiver Wachstumsmix selbst in wichtigen Schwellenländern begrenzen zumeist den Preisspielraum“, erläutert der Rohstoffanalyst.

Besonders starke Nerven brauchen vor allem Edelmetall-Investoren, an deren Positionen der aktuelle Boom an den Aktienmärkten gänzlich vorbei geht. „Der November verlief enttäuschend für Edelmetalle. Nach der Erholung Ende Oktober, konnte der Goldpreis den Kurs nicht halten und schloss mit einem Minus von 5,4 Prozent bei 1.251 US-Dollar pro Feinunze ab.“ Noch schlimmer sei es dem „kleinen Bruder“ ergangen. Silber verlor 8,7 Prozent und notierte bei 20,01 US-Dollar pro Feinunze. „Damit gehört das weiße Metall jetzt schon zu den verlustreichsten Anlageformen 2013“, fasst Matin Siegel, Geschäftsführer der Stabilitas GmbH zusammen. Verzagen sollten Anleger dennoch nicht. „Momentan profitiert der Aktienmarkt am stärksten von der Geldflut der Zentralbanken. Irgendwann ist auch der Goldmarkt wieder dran“, ist sich Siegel sicher.

Klarer Trend: Abwärts

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Geyer

Das Chartbild von Gold und Silber hat sich zum Wochenbeginn jedenfalls erst mal wieder verschlechtert, wie Christoph Geyer, technischer Analyst der Commerzbank erklärt: „Die vergangene Woche brachte nicht die erhoffte Stabilisierung. Zum Wochenstart dieser Woche rutschten Gold und Silber erneut nach unten. Mit diesem Rutsch wurde auch die vielversprechende Indikatorenlage negiert, was darauf schließen lässt, dass die jüngsten Tiefs erneut getestet werden.“

Noch pessimistischer zeigt sich Wieland Staud, technischer Anlalyst und Geschäftsführer von Staud Research: „Es gibt weiterhin schlicht keine nennenswerten Hinweise darauf, dass sich der langfristige Abwärtstrend umkehren und Gold wieder in einen dauerhaften Aufwärtstrend übergehen wird. Die Welt kommt raus aus dem Krisenmodus. Gold wird von den großen Anlegern scheinbar einfach nicht mehr nachgefragt.“ Das Kursziel für den Goldpreis sieht Staud derzeit bei rund 1.000 US-Dollar je Unze.

Keine Edelmetalle mehr ins Depot

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Perini

Viele Anleger haben sich dementsprechend in diesem Jahr keine goldene Nase verdient, sondern vielmehr die Nase voll und trennen sich von Investments in Gold, Silber und Platin, wie Flow Traders aus Amsterdam meldet. Market Maker Florian Perini verbucht die deutlichsten Abflüsse unter anderem im db Physical Gold ETC (EUR) (WKN A1E0HR), dem db Physical Gold Euro Hedged ETC (WKN A1EK0G), dem Xetra-Gold (WKN A0S9GB) und dem Gold Bullion Securities (WKN A0LP78). „Bei den Silber-ETCs wird unter anderem der ETFS Physical Silver (WKN A0N62F) verkauft, breitere Edelmetallinvestments kommen in Form des ETFS Precious Metals DJ-UBSCI (WKN A0KRKK) zurück“, ergänzt der Händler. Daneben verzeichnet Perini im ETFS Physical Palladium (WKN A0N62E) überwiegend Abgaben.

Auch Bernhard Wenger von ETF Securities berichtet von einem anhaltenden Rückzug der Anleger aus Gold-ETCs. „Trotz einer leichten Stabilisierung der Goldnotierungen sind in der vergangenen Woche fast 50 Millionen Dollar aus Gold-ETCs abgeflossen.“

Ausnahme Palladium

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Wenger

Optimistischer sind Anleger laut Wenger indes bei Palladium, das unter anderem zur Herstellung von Katalysatoren verwandt wird. „Investoren bauen ihre Positionen in Palladium-ETCs aus. Denn das makroökonomische Umfeld bleibt positiv für das Edelmetall, da sich die Automärkte in den USA und China weiter besser als in Europa entwickeln. Gleichzeitig ist das Angebot sowohl für Palladium als auch für Platin weiterhin knapp. Denn nach den Streiks in Südafrika fahren einige Minenbetreiber ihre Förderung zurück. Es wird daher erwartet, dass sich das Angebotsdefizit vergrößert“, weiß Wenger und berichtet von Zuflüssen unter anderem im ETFS Physical Palladium (WKN A0N62E).

Beim Industriemetall Kupfer geht der Trend eher in die gleiche Richtung wie beim Gold: „Kupfer steht auf den Verkaufslisten der Investoren. Der ETFS Copper (WKN A0KRJU) verzeichnete vergangene Woche Abflüsse von 17,2 Millionen US-Dollar, während taktische Investoren gleichzeitig 22,1 Millionen US-Dollar in den ETFS Daily Short Copper (WKN A0V9XV) steckten. Hintergrund dieser Umschichtung ist, dass die Bestellungen langfristiger Konsumgüter in den USA zurückgegangen sind“, weiß Wenger. Allerdings rechnet ETF Securities nicht mit einem Überangebot am Kupfermarkt und erwartet für das kommende Jahr wieder steigende Preise.

Taktische Investments im Öl

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Peters

Ganz anders als die meisten anderen Rohstoffe wird Öl offenbar immer teurer. Kostete ein Fass der Nordseesorte Brent vor zwei Wochen noch 107 US-Dollar, sind es jetzt schon wieder 112. Und auch die US-Sorte WTI, deren Preise im Gegensatz zu den Brent-Notierungen in den Vorwochen nachgegeben hatten, hat sich in der vergangenen Woche von rund 92 auf über 97 US-Dollar je Barrel verteuert.

Laut ETF Securities nutzten Investoren die zuletzt gegenläufigen Bewegungen der Ölsorten WTI und Brent für taktische Investments. „Höhere Vorräte hatten den Kurs von WTI-Öl trotz steigender Notierungen von Brent unter Druck gesetzt.“ Investoren hätten hierin eine gute Einstiegschance in WTI-Öl gesehen, da der Abschlag des US-Öls gegenüber Nordsee-Öl den höchsten Stand seit März dieses Jahres erreicht habe. „Den WTI-Öl-ETCs sind 9,1 Millionen US-Dollar zugeflossen und damit so viel wie seit April dieses Jahres nicht mehr, während Brent-Öl-ETCs Abflüsse verzeichnet haben“, berichtet Wenger. Allerdings geht ETF Securities davon aus, dass der WTI-Ausverkauf übertrieben war, und sich der Abstand zwischen den beiden Ölsorten nicht zuletzt aufgrund der Stärke der US-Wirtschaft in den kommenden Wochen wieder verringern wird.

Aus Sicht der Helaba ist das Aufwärtspotenzial der Notierungen am Ölmarkt allerdings begrenzt: Entscheidend für den Ölpreisanstieg seit 2011 sei die Bildung einer politischen Risikoprämie, die künftig abschmelzen dürfte. „Vermutlich hat sich die Risikoprämie seit Anfang 2011 zwischen 10 und 30 Dollar je Barrel bewegt. Bei sichtbaren Verhandlungserfolgen im Iran-Atomstreit und einer Wiederaufnahme des Landes in den Welthandel wird mittelfristig nicht nur das Angebot aus dem Iran wieder deutlich ansteigen, sondern ein wesentlicher Störfaktor für die Versorgungssicherheit entfallen. Zusammen mit dem steigenden Nicht-OPEC-Angebot und einer wenig ausgeprägten OPEC-Förderdisziplin dürfte dies preisdämpfend wirken“, erwartet Peters.

von Karoline Kopp, Deutsche Börse AG
© 4. Dezember 2013