Roth
14. Februar 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Aufschwung kommt in Gang, auch wenn sich dies in den Statistiken für das vergangene Quartal noch nicht wiederspiegeln konnte. Sowohl in Spanien, Frankreich als auch in Deutschland ist die Wirtschaftskraft zuletzt geschrumpft. Auch in Italien sieht es nicht besser aus. Europaweit war es ein Ruckgang um 0,6 Prozent. Aber was kümmert uns das Vergangene? Wichtiger als das vierte Quartal 2012 ist die Zukunft, und die sieht – glaubt man den Einkaufsmanagern – freundlicher aus. Zumindest für Spanien und Deutschland deutet viel auf eine Verbesserung der Lage hin, während sich der Aufschwung in Frankreich schwertut, auch weil die Reformen nur langsam in Gang kommen.
Der Euro legte zuletzt kräftig zu. Das stabilisiert die Aktienmärkte zusätzlich. Einerseits ist dies durch die expansive Geldpolitik der USA und zuletzt auch Japans zu begründen, andererseits aber auch durch die steigende Zuversicht, die mit der Beruhigung in der Euro-Schuldenkrise einhergeht. Der starke Anstieg der europäischen Gemeinschaftswährung zwang sogar den Chef der EZB dazu, verbal einzugreifen und das Wechselkursverhältnis fortan unter strenge Beobachtung zu stellen. Daraufhin verlor der Euro 3 Cent zum Dollar. Diese Form der „verbalen Keule“ nutzt sich bekanntlich sehr schnell ab, sodass der Euro bereits wieder zulegen konnte und weiter Fahrt aufnimmt. Das sichert den europäischen Kapitalmärkten zusätzliche ausländische Kapitalströme.
In der Schuldenkrise waren kürzlich die Risikoaufschläge für Peripherieanleihen kurzfristig angesprungen, weil neue Anleiheemissionen nicht die gewünschte Nachfrage erzielten, mit dem Resultat das der Aktienmärkt nach gab und Bundesanleihen und US-Treasuries gefragt waren. Aber wer ernsthaft geglaubt hatte, dass sich die Schuldenkrise ohne Rückschläge von selbst löst, wurde über Nacht eines besseren belehrt. Die steigende Arbeitslosigkeit in den Peripherieländern, gepaart mit sinkenden Staatseinnahmen bei schrumpfender Wirtschaftskraft, ist die Teufelsspirale aus der sich Europa befreien muss. Nur mit strammen Reformen und Solidarität kann die Konsolidierung der Staatshaushalte gelingen und die Verschuldung auf erträgliches Niveau gesenkt werden.
Trend
Die Beruhigung der Schuldenkrise durch den „Draghi-Put“ dauert an. Die Aktienmärkte müssen aber ihre vorherigen Kursanstiege erst verdauen und atmen wohl noch etwas durch. Dies gilt ebenfalls für den Euro.
Die grundsätzliche Erholung hält aber an, ist sogar etwas früher eingetreten als bislang erwartet. Der Treibstoff bleibt der gleiche: eine weniger dramatische Schuldenkrise, eine vergleichsweise vorsichtige europäische Notenbank sowie eine konjunkturelle Erholung in der Eurozone. Damit gewinnt der Euro stetig an Wert hinzu und zieht damit weitere internationale Kapitalströme an. Das macht Investments in den Euro profitabel und weiter für Investoren Interessant. Noch bleibt der DAX in seiner Entwicklung begrenzt, weil die US-Haushaltskrise schon Ende Februar für neue Kapriolen sorgen kann. Der DAX wird, bei steigender Volatilität, in einer Spanne zwischen 7.500 und 7.850 Punkten zunächst verharren. Doch das bleibt nicht immer so, denn sobald sich eine Lösung in Washington andeutet und die Frühindikatoren weiterhin auf eine Erholung der Wirtschaft hinzweisen, wird der DAX seinen Weg zum Allzeithoch wiederaufnehmen. Die 8.050 Punkte dienen dabei als erste Hürde.
© 14. Februar 2013/Oliver Roth
* Oliver Roth ist der Kapitalmarktstratege der Close Brothers Seydler Bank AG, ein eigenständiges Tochterunternehmen der an der London Stock Exchange gelisteten Close Brothers Group plc, London. Mehr über Oliver Roth auf www.oliver-roth.de
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