Roth:"Standortbestimmung"

Die Lage

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Roth

14. März  2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Breite Zuversicht herrscht derzeit unter den Anlegern, was sich eindrucksvoll an den Kursständen der international führenden Aktienindizes ablesen lässt: Der japanische Leitindex Nikkei eilt von einem Hoch zum nächsten mit 18 Prozent Zugewinn in diesem Jahr. Allerdings herrscht hier auch noch großer Nachholbedarf im Vergleich zu anderen.

Doch auch die größte Volkswirtschaft der Welt muss sich nicht hinter Japan verstecken. Der US-amerikanische Aktienmarkt kann mit einer Jahresperformance von 8 Prozent zwar nicht ganz mithalten, aber für Euro-Anleger wäre es die attraktivere Anlagewahl gewesen, denn der deutsche Leitindex DAX kann lediglich auf ein Plus von 4 Prozent verweisen. Die USA und Japan eint derzeit eine aggressive Geldpolitik verbunden mit einem Anziehen der Wirtschaftsdynamik. Die konjunkturellen Perspektiven für den Euroraum sind dagegen derzeit noch eher ernüchternd.

Dennoch wirkt der Draghi-Put, sodass die Marktakteure die EZB als „Feuerwehr“ nun mit berücksichtigt haben. Sollte es brennen, löscht die EZB. Diese Rechnung geht bislang auf, was sich am Zinsniveau für italienische und spanische Staatsanleihen ablesen lässt. Leider werden zugleich – und das kristallisiert sich zunehmend heraus – die harten Spar- und Reformvorgaben sukzessive aufgeweicht. Das birgt enormen Zündstoff für die Zukunft, denn was hilft die erkaufte Zeit für Reformen, wenn diese dann nicht angegangen werden.

Der Dow Jones erklomm bereits vor kurzem das Allzeithoch. Grund dafür sind neben der aggressiven US-Geldpolitik auch wiedererstarkte Frühindikatoren, die den Anlegern neue Hoffnung vermitteln. Dieser Rekord der US-Börse verhalf auch dem deutschen Aktienindex zu einem deutlichen Anstieg im Laufe der vergangenen Woche und endete mit dem Überschreiten der Marke von 8.000 Punkten. Nun steht das Knacken des Allzeithochs auch in Deutschland auf dem Plan und wird nicht lange auf sich warten lassen. Doch was folgt dann?

Der Trend

Aufgrund des Unterbietungswettkampfs der Notenbanken überall auf der Welt ziehen die Aktienmärkte kräftig an. Je billiger das Geld desto besser. USA, Japan und China stehen deshalb auch im Mittelpunkt der internationalen Kritik. Wachstum wird dabei künstlich auf Kosten andere generiert. Für die Aktienmärkte ist es aber der „Booster“, um die Allzeithochs zu knacken. Der Dow Jones läuft voran und alle anderen Indizes folgen auf dem Fuß.

Auch der DAX wird alsbald sein altes Allzeithoch einstellen. 8.151 Punkte gilt es zu knacken. Innerhalb der nächsten Tage wird es soweit sein. Mit einem weiteren Anstieg ist zu rechnen, weil die Grundlage der aktuellen Hausse uns weiter erhalten bleibt, nämlich niedrige Zinsen. Der DAX wird in nächster Zeit noch weitere Hochs erklimmen und auch 8.500 Punkte sind noch drin.

Aber mit jedem Punkt, den fortan der DAX erklimmt, steigt auch das Rückschlagsrisiko überproportional an. Schwankungen nehmen dann wieder zu. Denn die Risse im EU-Fundament treten trotz dem Übertünchen und einer neuen Schicht Farbe immer wieder zu Tage. Die großen Risiken, die aus der Euro-Schuldenkrise, der US-Haushaltskrise, der europäischen Wirtschaftskrise oder aus drohenden Vermögensblasen entstehen, werden immer wieder zu deutlichen Schwankungen im Laufe des Jahres führen. Ohne aktuelle Rückschlage unter die Marke von 7.870 Punkten wird der Gipfel vermutlich in den nächsten zwei Wochen erklommen und weitere Kursanstiege sind danach wahrscheinlich. Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht.

© 14. März 2013/Oliver Roth

* Oliver Roth ist der Kapitalmarktstratege der Close Brothers Seydler Bank AG, ein eigenständiges Tochterunternehmen der an der London Stock Exchange gelisteten Close Brothers Group plc, London. Mehr über Oliver Roth auf www.oliver-roth.de

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