TecDAX-Sentiment: Auszeit für die Optimisten

Kubanek
Kubanek

13. April 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der TecDAX gönnt sich erst einmal eine Pause. Seit Mitte März, als das japanische Atomkraftwerk Fukushima durch ein Erdbeben so stark beschädigt wurde, dass Radioaktivität austrat, kannte der Index fast ausschließlich den Weg nach oben. Die weltweite Debatte um den Gebrauch von Kernenergie hatte vor allem dem Solarsektor Flügel verliehen. Dabei waren es insbesondere die institutionellen Anleger, die fleißig auf Einkaufstour gingen. Noch zu Jahresbeginn hatten sie sich trotz der positiven Bewegung der Technologiewerte zurückgehalten, konnten sich schließlich aber nicht mehr dem Aufwärtstrend entziehen. Als die großen Stromversorger wegen ihrer Kraftwerke zunehmend unattraktiv wurden, stiegen die Profianleger offensichtlich auf Alternativen aus dem TecDAX um und gaben ihm noch einmal einen Schub.

In dieser Woche trübt sich die Stimmung der Börsianer nun erstmals seit Anfang März wieder ein. Unser Bull/Bear-Index gibt nach der jüngsten Sentimenterhebung der Börse Frankfurt im Vergleich zur Vorwoche nach. Sowohl bei den Privatanlegern als auch bei den Institutionellen hat das Bullenlager stark an Anhängern verloren. Interessant: Während sie bei den Profis vor allem ins neutrale Camp wechselten, haben die privaten Bären zwölf Prozent der Gegenseite als Neuzugänge aufgenommen.

Zum einen scheint die Neubelebung der Anti-Atomkraftbewegung allmählich wieder an Schwung zu verlieren – selbst Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass warnte bei einer Lesung während einer Protestaktion vor dem Kernkraftwerk Krümmel vor einer „Öko-Diktatur“. Andererseits macht die am Montag angekündigte Übernahme des TecDAX-Werts Roth & Rau durch den Schweizer Konkurrenten Meyer Burger den Investoren wieder deutlich, dass sich die Solarbranche allmählich konsolidiert. Die mittelfristig orientierten Anleger sind sich offenbar darüber bewusst, dass es noch ein langer Weg ist bis zum vollständigen Verzicht auf Kernenergie.

Das Thema umweltfreundlicher Strom und Abkehr von nuklearen Anlagen wird wohl dennoch nicht so schnell in der Versenkung verschwinden, wie in den vergangenen Jahrzehnten so oft der Fall. Immerhin bekommt Deutschland demnächst den ersten Grünen Ministerpräsidenten seiner Geschichte. Der Kursrückgang des Tech-Index zu Beginn der Woche – einer der stärksten Rückschläge in diesem Jahr – ist wohl hauptsächlich auf Gewinnmitnahmen der privaten Anleger zurückzuführen. Da die Unternehmen des Bereichs Regenerative Energien längerfristig jedoch von Investitionen des Staats in neue Netze profitieren dürften, haben die Börsianer wohl auch weiterhin ein Auge auf den Sektor. Voraussichtlich wird sich im TecDAX zunächst eine Konsolidierung herausbilden, bevor sich den Akteuren wieder die Gelegenheit zu einem günstigen Einstieg ergibt. Ist diese dann erst einmal da, dürfte sich zeigen, dass die Institutionellen eine Lehre aus der jüngsten Aufwärtsbewegung gezogen haben. Während sie sich da erst spät beteiligten, werden sie diesmal wohl früher zuschlagen.

Kerstin Kubanek, cognitrend

Verhältnis Optimisten zu Pessimisten

Bullish Bearish Neutral Total
Private 49 % 32 % 19 % 44 %
Institutionelle 39 % 35 % 26 % 56 %
Total 43 % 34 % 23 % 100 %
ggü. letzter Erhebung – 11 % + 7 % + 4 %

TecDax-Stimmungskurve

TecDax-Stimmungskurve

Stand TecDAX 13.04.2011, 12.00 Uhr: 920 Punkte (- 3,16 % gegenüber der letzten Erhebung), Bull/Bear-Index: 56,4 Punkte

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