18. Juli 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Misstrauen wird in dieser Woche nach allgemeinem Konsens das dominante Thema an den Märkten bleiben. Die Schulden-Krise und Diskussionen um mögliche Lösungen belasten die Stimmung. Die Indikationen für den DAX sind uneindeutig.
Der deutsche Leitindex hat sich in der vergangenen Woche mit einem Wochenminus von etwa 2,5 Prozent verabschiedet. Während sich danach der Dow Jones am Freitag trotz schwacher Konjunkturdaten noch ein kleines Plus erkämpft hat, ist der dazugehörige Future später ins Minus gedreht. Die Börsen in Japan sind am heutigen Montag wegen eines Feiertags geschlossen.
Am Montagmorgen liegt der DAX bei 7.120 Punkten etwa 1,4 Prozent im Minus.
Charttechnisch erwartet die BNP Paribas, dass der deutsche Leitindex erst mal zwischen 7.105 und 7.280 Punkten so weiter macht wie bisher. Nur ein Anstieg über 7.325 Punkte zum Tagesschluss könnte das kurzfristig angeschlagene Chartbild verbessern. Das halten die Analysten aber für unwahrscheinlich.
Siegert
Für Martin Siegert, technischer Analyst der LBBW wird es in dieser Woche am deutschen Aktienmarkt spannend. In dem Bruch der 7.139er Marke sieht er das erste Anzeichen einer sich fortsetzenden Abwärtsbewegung sein. Der Bruch der 200-Tagelinie, des Vorwochentiefs und des Junitiefs bringe Verkaufsdruck in den Markt und lasse eine dynamische Abwärtsbewegung erwarten. Ein Blick auf die Indikatorenlage im Wochenchart bestätige diese Betrachtung. Nachfolgend müsse mit einer Bewegung in Richtung des Märztiefs bei 6.483 Punkten, bzw. mit weiter fallenden Preisen gerechnet werden.
„Zugleich wird mit Bruch der genannten Supports ein „Doppeltop“ bzw. eine M-Formation ins Chartbild gebrannt“, glaubt Siegert. Auf der Oberseite bildete Marke bei 7.282 Punkten, gefolgt von der vormaligen Trendsupportlinie bei 7.324 Punkten eine deutliche Preishürde. Nur ein Tagesschluss darüber könne das Chartbild aufhellen.
Kein Anschub von Übersee
Eine weitere Belastung für die Märkte stellt sicherlich das Schuldenproblem in den USA da. Wie das Bankhaus Metzler berichtet, müsste eine Einigung zur Anhebung der Schuldenobergrenze bereits an diesem Freitag erzielt werden, damit die drohende Zahlungsunfähigkeit abgewendet werden könne. Es sei jedoch kein Kompromiss zwischen Demokraten und Republikanern abzusehen. Und auch die Frühindikatoren zeichneten eher ein trübes Bild zu der konjunkturellen Lage in den USA.
Schlechte Aussichten
Stabel
„Schwierige Verhältnisse“ identifiziert Klaus Stabel von der ICF für den Aktienmarkt. Wobei natürlich in erster Linie die Rentenmärkte von der Schuldenkrise betroffen wären, in zweiter Linie natürlich auch die Aktienmärkte. Die nächste wichtige Unterstützung sieht der Analyst bei 7.070 Punkten. „Es war schon ein gutes Zeichen, dass die 7.200 Punkte in der vergangenen Woche über mehrere Tage gehalten haben.“ Angesichts der schlechten Vorgaben verwundert ihn den Abtaucher des Index zum Wochenbeginn nicht.
Wichtige Signale erwartet Stabel in den nächsten Tagen von dem Sondergipfel zur Schuldenkrise am Donnerstag, den ZEW-Konjunkturerwartungen, die am Dienstag veröffentlich werden und dem ifo-Geschäftsklima am Freitag. Wobei Stabel dem ifo-Indikator mehr Bedeutung zumisst, da dort weitestgehend objektive Daten aus den Unternehmen einfließen würden. Was die zur Veröffentlichung anstehenden Unternehmensdaten angeht, ist Stabel mehrheitlich positiv gestimmt. „Die überwiegend guten Zahlen, wenn man mal von Einzelfällen wie Philips heute Morgen absieht, haben dem Markt aber bisher nicht sehr geholfen.“
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 18. Juli
- Japan: Börsenfeiertag „Tag der Marine“.
Dienstag, 19. Juli
- Quartalsberichte von Apple, Yahoo, Goldman Sachs, Coca-Cola, Novartis.
- 11.00 Uhr: Deutschland und Eurozone: ZEW-Konjunkturerwartungen Juli.
Die DekaBank erwartet einen leichten Rückgang für Deutschland von 87,6 auf 84 Punkte, der Marktkonsens liegt bei 85 Punkten.
Mittwoch, 20. Juli
- Quartalsberichte von ebay, Intel, American Express, Alstom.
Donnerstag, 21. Juli
- Sondergipfel zur Schulden-Krise der Regierungschefs der Euroländer.
- 9.30 Uhr Deutschland und 10.00 Uhr Eurozone: Einkaufsmanagerindizes Juli.
Die Ökonomen der HSBC erwarten einen leichten Rückgang von 54,6 auf 54 Punkte. Die größten Volkswirtschaften der Eurozone – Frankreich und Deutschland – hätten im Einklang mit der Weltwirtschaft einen Gang zurückgeschaltet. Gleichzeitig werde die realwirtschaftliche
Aktivität in den Peripheriestaaten durch die Sparanstrengungen belastet. Das Niveau der Indizes sollte
im Juli sowohl bei den Dienstleistern als auch im verarbeitenden Gewerbe deutlich unter dem
Durchschnitt des ersten Halbjahres liegen. - 16 Uhr: USA: Philli-Fed-Index.
Die HSBC rechnet mit 6 Punkten nach einem negativen Stand von – 7 Punkten im Vormonat. Der Indikator wird von der lokalen Notenbank des US-Staats Philadelphia erhoben, die dafür ca. 250 Produzenten nach ihren Erwartungen für die nächsten sechs Monate befragt. Obwohl seine Bedeutung als eher mittel eingeschätzt wird, ist der Index bei Presse und Marktteilnehmern viel beachtet, was hauptsächlich seiner Aktualität wegen schneller Veröffentlichung der Ergebnisse zugeschrieben wird. Werte über 0 verweisen auf eine Wachstumsphase, Werte unter 0 auf eine Schrumpfung.
Freitag, 22. Juli
- 10.00 Uhr. Deutschland: : ifo-Geschäftsklima Juli.
Die DekaBank sieht einen leichten Rückgang von 114,5 auf 113,5 Punkte, was eine Trendwende für den Indikator darstelle.
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© 18. Juli 2011/Edda Vogt