Wochenausblick: Angst vor dem Abwärtsstrudel

26. September 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Sorgen um eine Insolvenz Griechenlands mit Dominoeffekten für die gesamte Eurozone werden immer größer: In der vergangenen Woche drückten neue Rating-Herabstufungen von Banken in Europa und den USA sowie die pessimistische Konjunktureinschätzung der US-Notenbank kräftig auf die Stimmung. Die Aussagen der G20, also der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer, die Banken rund um den Globus notfalls mit ausreichend Geld zu versorgen, führten in Europa zwar zu einem freundlichen Wochenausklang. Doch die Krisensignale mehren sich.

Etwa setzt sich die Flucht in als sicher geltende Bundesanleihen fort: Die Rendite zehnjähriger Papiere sackte am Freitag auf ein neues Rekordtief von 1,634 Prozent. Schweizer Anleihen weisen mittlerweile sogar eine negative Rendite auf. Allerdings hat der Goldpreis zuletzt deutlich nachgegeben, eine Feinunze kostet aktuell nur noch 1.576 US-Dollar, Anfang des Monats waren es noch über 1.900. Auch in den kommenden Tagen gibt die Politik weiter den Takt vor: Am Donnerstag soll der Bundestag über die Ausweitung des Euro-Rettungsschirms EFSF abstimmen, zudem reist die Troika aus Europäischer Kommission, EZB und IWF wieder nach Athen, um über die Auszahlung der nächsten Kredittranche zu entscheiden. Nach einem Wochenverlust von 6,8 und einer Eröffnung im Minus hat der DAX inzwischen wieder ins Plus gedreht und notiert der DAX am Montagvormittag bei 5.229 Punkten ein kappes Prozent im Plus.

Fall auf 4.500 Zähler möglich


Halver

Aufgrund der hohen Unsicherheit wird sich die Lage am deutschen Aktienmarkt nicht so schnell bessern, meint Robert Halver von der Baader Bank: „Aus charttechnischer Sicht bleibt das Aktienbild bearish und der Abwärtstrend intakt. Ein Abrutschen bis 4.500 Punkte im DAX ist nicht mehr auszuschließen.“ Klarheit könne nur von der Politik kommen. „Falls man sich für eine zügige und kontrollierte Insolvenz Griechenlands bei gleichzeitigem Austritt des Landes aus der Eurozone entscheiden würde, aber auch anschließend auch die Rekapitalisierung der Banken konsequent vornähme, würde der Finanzmarkt diese Aktivitäten als klare Lösungsschritte positiv begrüßen.“

Hoffen auf Rettungsschirm-Abstimmung

„Der Druck im Kessel steigt“, kommentiert Ulf Krauss von der Helaba und verweist auf den jüngsten Sturz der Bankaktien. Der Euro Stoxx-Bankenindex sei auf den tiefsten Stand seit Anfang der neunziger Jahre gefallen. Die Zustimmung des Bundestages zur Ausweitung des Rettungsschirms werde sich aber wahrscheinlich positiv auswirken: „Damit könnte zumindest ein wenig politische Unsicherheit weichen, was auch Aktien zugute kommen sollte.“ Konjunkturseitig sei für diese Woche keine Veränderung der Großwetterlage zu erwarten, der ifo-Geschäftsklimaindex werde seinen Abwärtstrend fortsetzen.

Charttechnik gibt wenig Hoffnung

Auch der Blick in die Charts ist wenig ermutigend, das meint zumindest Ralf Umlauf von der Helaba. Der DAX habe die kurze Verschnaufpause um 5.500 Punkte schnell beendet und sei nun dabei, wichtige Unterstützungen zu testen. „Zu nennen sind die die Marke bei 5.121 Punkten –  das 61,8-Prozent-Retracement der gesamten DAX-Erholung seit März 2009 – sowie das jüngst markierte Tief bei 4.965 Punkten“, konkretisiert der technische Analyst. Auch von Seiten der Indikatoren gebe es wenig Grund zur Hoffnung.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Montag, 26. September

10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklimaindex September. Die Märkte und die Politik infizierten die Konjunktur, meint die DekaBank. Das deutsche ifo-Geschäftsklima werde daher im September erneut spürbar zurückgehen.

16.00 Uhr. USA: Neubauverkäufe August. Umfragen zufolge werden 295.000 Neubauverkäufe erwartet, im Juli waren es noch 298.000.

Dienstag, 27. September

8.00 Uhr. Deutschland: GfK Konsumklima Oktober. Beim GfK-Konsumklima für Oktober rechnet HSBC Trinkaus & Burkhardt mit einem Rückgang von 5,2 auf 5,0 Punkte. Das sei aber immer noch mehr als der historische Durchschnitt seit 2001 von 4,5 Punkten.

16.00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen Conference Board September. Nach dem Absturz im August prognostiziert HSBC Trinkaus eine leichte Erholung, das Niveau weise aber weiter auf eine ausgesprochen schwache Konsumaktivität hin. Das Verbrauchervertrauen Conference Board ist ein wichtiger US-Frühindikator. Für den monatlichen Bericht wird das Vertrauen gemessen, das einzelne Haushalte in die Leistung der Wirtschaft haben.

Mittwoch, 28. September

Deutschland: Verbraucherpreise September. Der Erhöhung der Gas- sowie die im Monats- und Jahresvergleich stark anziehenden Kraftstoffpreise werden laut DekaBank ihre Spuren in der Verbraucherpreisstatistik hinterlassen. Die saisonbedingten Preisreduzierungen bei Nahrungsmitteln und Pauschalreisen könnten dies nur bedingt ausgleichen, die Analysten rechnen mit einer Inflationsrate von 2,6 Prozent im Jahresvergleich.

14.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebige Wirtschaftsgüter August. Von der US-Industrie kommen laut DekaBank zurzeit widersprüchliche Signale: Während sich die Stimmungsindikatoren verschlechterten, sei die tatsächliche Produktionsentwicklung dank ausreichend gefüllter Orderbücher überraschend gut. Daran habe sich auch im August nicht viel geändert, die Analysten erwarten einen nur geringen Rückgang der Auftragseingänge.

Donnerstag, 29. September

Deutschland: Abstimmung Bundestag zum EFSF

9.55 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenquote September. Der Beginn des Ausbildungsjahres lässt die Arbeitslosigkeit weiter zurückgehen, meint die DekaBank und prognostiziert eine Quote von 6,9 Prozent nach 7 im Vormonat.

Freitag, 30. September

11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise September. Die Helaba geht von einer zurückgehenden Teuerung in der Eurozone aus. Im September dürfte sie den Analysten zufolge noch bei 2,4 Prozent liegen, zur Jahreswende aber die Marke von 2 Prozent unterschreiten.

11.00 Uhr. EU: Arbeitslosenquote August. Die Arbeitslosenquote der Eurozone dürfte im August unverändert bei 10 Prozent gelegen haben, erklärt die Helaba. Seit der Krise 2009 habe sich die Arbeitslosigkeit nur in Deutschland deutlich verringert.

14.30 Uhr. USA: Persönliche Einkommen/Ausgaben August. Marktbeobachter rechnen im Schnitt mit einem kleinen Zuwachs von 0,1 Prozent bei den Einkommen und 0,2 Prozent bei den Ausgaben.

15.45 Uhr. USA: Einkaufsmanagerindex Chicago September. 55 nach 56,5 Punkten im Vormonat erwarten die Experten der Helaba. Der Index beruht auf einer Befragung von mehr als 200 Einkaufsmanagern des Verarbeitenden Gewerbes. Ein Wert über 50 Punkte bedeutet eine wachsende, ein Wert unter 50 Punkte eine schrumpfende Wirtschaft.

Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf http://www.boerse-frankfurt.de. Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann melden Sie sich einfach für unseren Newsletter an.

© 26. September 2011/Anna-Maria Borse