Wochenausblick: Angst vor US-Notenbank

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3. Juni 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Dass die US-Wirtschaft wieder besser läuft, erfreut Anleger und Börsianer nur eingeschränkt: Vielmehr wird befürchtet, dass mit anziehendem Wachstum das Ende der expansiven Geldpolitik der US-Notenbank eingeläutet wird – Gift für die Märkte. Vergangene Woche hatten sowohl das Konsumklima der Universität Michigan als auch der Chicago-Einkaufsmanagerindex positiv überrascht.

„Vor allem die Unsicherheit über das weitere Vorgehen der Fed dürfte die Aktienmärkte in den kommenden Monaten ausbremsen“, meint daher etwa Andreas Hürkamp von der Commerzbank. Doch er sieht noch weitere Gründe für ein Ende der Hausse: Zum einem sei unter US-Privatinvestoren der Anteil der Bullen von 20 Prozent Mitte April auf 50 Prozent gestiegen. „Der nun wieder vorherrschende Optimismus spricht für ein Auslaufen der DAX-Rallye.“ Zum anderen sei das Kurs-Buchwert-Verhältnis des DAX zuletzt auf 1,45 gestiegen – und damit wieder über seinen langfristigen Durchschnitt. Hürkamp rechnet für den Sommer daher mit einer Seitwärtsbewegung des deutschen Aktienindex zwischen 8.000 und 8.800 Zählern.

Nach einem Plus von 0,5 Prozent in der Vorwoche notiert der DAX am Montagmorgen bei 8.249 Punkten. Hintergrund sind deutliche Verluste an der Wall Street sowie ein abermaliger Einbruch an der Börse Tokio. Der Nikkei 225 hat nach Erreichen eines Fünfeinhalbjahreshochs am 22. Mai übrigens mittlerweile 12 Prozent abgegeben.

Kaum noch Spielraum nach oben

Auch Thomas Hollenbach von der LBBW erwartet keine großen Sprünge mehr. Zwar werde der DAX noch von Nachzüglerkäufen der bislang nicht investierten Anleger profitieren. „Dennoch ist mit dem Auslaufen der Dividendensaison und Gewinnmitnahmen von bereits länger engagierten Investoren die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass die heimischen Aktien eine breitere Seitwärtsbewegung einschlagen dürften.“

Etwas optimistischer zeigt sich die Landesbank Berlin: „Die Verschnaufpause der letzten Tage sollte nicht vorschnell als Ende der Liquiditätsrallye interpretiert werden“, heißt es. Zwar werde die Schwankungsbreite an den Märkten zunehmen, die weit geöffneten Geldschleusen gepaart mit der Suche nach rentierlichen Anlagen werde die Nachfrage nach Aktien aber hochhalten. „Zudem sind die Abwärtsrevisionen bei den DAX-Gewinnschätzungen ausgelaufen, was aus Bewertungssicht positiv zu deuten ist.“

Technik: Rücksetzer möglich

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Halver

Charttechnisch betrachtet hat sich der DAX vergangene Woche laut Robert Halver von der Baader Bank nach der heftigen Korrektur zuvor wieder gefangen. „Als wichtige Unterstützung diente hierbei die Obergrenze des seit Anfang Mai überwundenen Aufwärtstrendkanals bei derzeit 8.322 Punkten“, konkretisiert der Analyst. Durchbreche der DAX diese Haltelinie, lägen die nächsten Unterstützungen am Hoch aus dem Jahr 2007 bei 8.151 Punkten und darunter bei 8.074 sowie 7.953 Punkten. „Auf der Oberseite liegt die nächste Barriere bei der kürzlich entstandenen Kurslücke zwischen 8.412 und 8.434.“ Zwischenzeitliche Korrekturen am Aktienmarkt sind Halver zufolge durchaus einzukalkulieren.

Eine ganze Reihe wichtiger Daten stehen in der neuen Woche zur Veröffentlichung an: in den USA die ISM-Indizes zur Stimmung in der Industrie und im Dienstleistungsgewerbe sowie neue Arbeitslosenzahlen, in Deutschland die Auftragseingänge und die Industrieproduktion. Mit Spannung erwartet wird daneben die EZB-Sitzung am Donnerstag.

Wichtige Konjunktur- und Unternehmensdaten

Montag, 3. Juni

  • 16.00 Uhr. USA: ISM-Index Verarbeitendes Gewerbe Mai. Wie die Analysten von HSBC Trinkaus anmerken, notierte der Index im April nur noch bei 50,7 Punkten. Da zuletzt weitere Belastungsfaktoren ausgeblieben seien, rechnen sie im Mai mit einer kleinen Erholung auf 51,2 Punkte. Der ISM-Index wird vom Institute for Supply Management erhoben und ist ein weltweit beachteter Einkaufsmanagerindex für die USA. Werte über 50 deuten auf eine Ausweitung, Werte darunter auf eine Abschwächung der Konjunktur.

Mittwoch, 5. Juni

  • Arbeitskreis Aktienindizes: Ergebnisse werden gegen 22.00 Uhr erwartet.
  • 16.00 Uhr. USA: ISM-Index Dienstleistungen Mai. Gerechnet wird  Umfragen zufolge mit 53,5 Punkten, das wäre ein kleiner Anstieg gegenüber den 53,1 Punkten vom April.
  • 20.00 Uhr. USA: Beige Book.

Donnerstag, 6. Juni

  • 12.00 Uhr. Deutschland: Auftragseingänge der Industrie April. Nach den starken Bestelleingängen im Februar und März würde nach Einschätzung der LBBW eine langsamere Gangart nicht überraschen. Die Analysten prognostizieren einen leichten Monatsrückgang um 0,1 Prozent.
  • 13.00 Uhr. Großbritannien: Bank of England Zinsentscheid. Mit Blick auf zuletzt etwas freundlichere Stimmungswerte rechnet HSBC Trinkaus weder mit einer Anpassung der Leitzinsen noch mit Veränderungen im Anleihekaufprogramm.
  • 13.45 Uhr. EU: EZB-Sitzung mit anschließender Pressekonferenz. Die LBBW rechnet mit keiner Änderung des geldpolitischen Kurses. Bei den turnusgemäß anstehenden Projektionen der Notenbankvolkswirte seien eher marginale Präzisierungen für 2013 wahrscheinlich, insgesamt werde voraussichtlich die Erwartung einer Konjunkturbelebung im zweiten Halbjahr beibehalten werden.

Freitag, 7. Juni

  • 12.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion April. Die schwache Nachfrage aus der Eurozone bremst weiter die Erholung der deutschen Industrie, erklärt Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus. Die Produktion sei im April wahrscheinlich um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gefallen, im März sei es noch zu einem Anstieg von 1,2 Prozent gekommen.
  • 14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenquote Mai. Die derzeitige Dynamik der US-Wirtschaft reicht laut HSBC Trinkaus nur für einen moderaten Stellenaufbau aus. Die Analysten erwarten bei den neu geschaffenen Stellen im Mai einen Anstieg von nur 147.000 nach 165.000 im Vormonat. Bei der Arbeitslosenquote wird ein unveränderter Wert von 7,5 Prozent prognostiziert.

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 © 3. Juni 2013/Anna-Maria Borse