Wochenausblick: Atempause angesagt

16. Mai 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Dass Griechenland voraussichtlich neue Hilfen braucht, schert die Kapitalmärkte derzeit wenig: Die vergangene Woche schloss der DAX zwar mit einem Verlust von 1,2 Prozent ab, das deutsche Aktienbarometer liegt aber immer noch unweit seines Jahreshochs. Ein Grund ist sicherlich die ausgesprochen solide Verfassung der deutschen Volkswirtschaft: Um 1,5 Prozent legte das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal zu, wie am Freitag bekannt wurde – deutlich mehr als erwartet. Damit zog die Jahresrate mit 4,8 Prozent auf den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung an, wie HSBC Trinkaus & Burkhardt bemerkt. Mit großen Kurssprüngen an der Börse rechnen die meisten Analysten allerdings fürs erste nicht mehr. „Den Aktienmärkten steht eine weitere Woche der Seitwärtsbewegung bevor“, meint etwa Robert Halver von der Baader Bank.

Neue Hilfen für Griechenland?

Halver
Halver

Da die Berichtssaison ausläuft, rücken die Konjunkturdaten wieder in den Fokus, in dieser Woche interessieren vor allem die jüngsten Daten zur Industrieproduktion in den USA und die ZEW-Konjunkturerwartungen. Mit Spannung blicken die Marktteilnehmer außerdem nach Brüssel, wo heute die Finanzminister der Euro-Staaten zusammenkommen, um über die Finanzhilfen für Portugal zu entscheiden und die Lage Griechenlands zu besprechen. An den Märkten kursierten in der vergangenen Woche Gerüchte über weitere Kredite an die Hellenen in Höhe von 60 Milliarden Euro. „Es könnte sich eine breit und heftig diskutierte Ausweitung des bestehenden Rettungspakets abzeichnen“, glaubt Robert Halver. 

Die Verhaftung von IWF-Chef Strauss-Kahn füllt die Nachrichten und bewegt die Gemüter, die Märkte hingegen nicht. Am Montagmorgen liegt der DAX bei 7.341 Punkten 0,8 Prozent im Minus.

Wachstumsdynamik schwächt sich ab

Der weitere Ausblick für die Aktienmärkte ist laut DekaBank durchaus positiv – trotz des Störfeuers aus einigen Ecken des Kapitalmarktes. Die Unternehmen hätten insgesamt gute Ergebnisse für das erste Quartal vorgelegt. „Allerdings wird sich das Wachstumsmomentum nach dem kräftigen Anstieg der Gewinne und Margen in den letzten zwei Jahren abflachen“, glauben die Analysten. Nach den starken Kursgewinnen seit dem Frühherbst könne es in den nächsten Monaten daher auch zu vorübergehenden Schwächephasen kommen. Darüber hinaus blieben die Perspektiven aber gut: „Auf Gesamtjahressicht sollte die anhaltende Weltkonjunkturerholung den Aktienmärkten weitere Unterstützung bieten.“

Deutscher Aktienmarkt bevorzugt

Die Commerzbank sieht das ähnlich. „Aktien bleiben unter kurzfristigen Gesichtspunkten neutral gewichtet, auch wenn unser konstruktiv-längerfristiges Bild bis Jahresende noch Kurssteigerungen von 5 bis 7 Prozent erwarten lässt“, äußern die Analysten. Im internationalen Vergleich gehört Deutschland neben ausgewählten Schwellenländern wie China und Russland zu den Favoriten der Bank. Robert Halver von der Baader Bank sieht den DAX charttechnisch im Seitwärtstrend zwischen der Unterstützung bei 7.240 und dem Widerstand bei 7.600 Punkten. „Wird dieser durchbrochen, erschließt sich neues Kurspotenzial zunächst bis in die Regionen zwischen 7.700 und 7.800 Punkte.“

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftste

Montag, 16. Mai

Quartalszahlen Hochtief

14.30 Uhr. USA: New York Empire State Index Mai. Die Konsensschätzungen liegen bei 20 Punkten, im Vormonat waren es 21,7 Punkte. Der New York Empire State Index ist ein Maß für die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Einschätzung der nächsten sechs Monate im produzierenden Gewerbe des Staates New York. Ein Wert über 0 Punkten signalisiert eine positive Wirtschaftsentwicklung, ein Wert unter 0 Punkten eine Verschlechterung.

Dienstag, 17. Mai

Quartalszahlen Dell, Vodafone Group

11.00 Uhr. Deutschland: ZEW Konjunkturerwartungen Mai. Ein leicht rückläufiger ZEW-Index verdeutlicht der Baader Bank zufolge zwar ein Auslaufen des dynamischen Wachstumstrends, aber gleichzeitig auch den Übergang zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum.

14.30 Uhr. USA: Wohnbaubeginne/-genehmigungen April.

15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion April. Wegen einer leichten Belastung der Automobilindustrie durch die Japan-Katastrophe erwarten die Experten der DekaBank ein Plus von 0,4 Prozent und damit weniger als die 0,8 Prozent im März.

Mittwoch, 18. Mai

Quartalszahlen Air France/KLM, Hewlett-Packard, Südzucker

20.00 Uhr. USA: Protokoll der Federal Reserve Bank-Sitzung vom 27. April. Das Sitzungsprotokoll sollte laut HSBC Trinkaus & Burkhardt wenige Überraschungen bereithalten. US-Notenbankpräsident Bernankehabe bereits im Rahmen einer Pressekonferenz die Beweggründe für die jüngste Leitzinsentscheidung dargestellt.

Donnerstag, 19. Mai

1.50 Uhr. Japan: BIP 1. Quartal, 1. Veröffentlichung. Obwohl die Naturkatastrophe die japanische Volkswirtschaft erst ganz am Ende des ersten Quartals getroffen hat, rechnet die DekaBank mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal.

16.00 Uhr. USA: Philadelphia Fed Index Mai. Die Konsensschätzungen liegen bei 20,5 Punkten nach 18,5 im April. Der Index der Philadelphia Federal Reserve Bank zählt zu den wichtigsten Frühindikatoren für den US-Markt. Ein positiver Indexstand deutet auf eine weitere Expansion der US-Wirtschaft hin.

16.00 Uhr. USA: Verkäufe bestehender Häuser April. Umfragen zufolge erwarten Analysten im Schnitt annualisiert 5,2 Millionen nach 5,1 im Vormonat.

Freitag, 20. Mai

8.00 Uhr. Deutschland: Erzeugerpreise April. Aufgrund des Rohstoffpreisanstiegs prognostiziert die DekaBank ein Plus von 0,9 Prozent und damit deutlich mehr als im März, als der Zuwachs bei 0,4 Prozent gelegen hatte.

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© 16. Mai 2011/Anna-Maria Borse