Wochenausblick: Das ist noch nicht das Ende des Bullenmarktes

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10. Juni 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach dem Kursanstieg vom Freitag bleibt – was den Aufwärtstrend des DAX angeht – alles im Lot. So sieht das zumindest Wieland Staud, technischer Analyst und Geschäftsführer von Staud Research. „Ein fester Wochenschluss nach einem vorangegangenen neuen Wochentief ist so ziemlich das beste Signal, das man sich als technischer Analyst an einem Freitag überhaupt wünschen kann“, erklärt der Experte.

Der DAX habe dabei zunächst die Unterstützung bei 8.025 Punkten erreicht und sei danach im Rahmen seiner Aufholjagd bis in die Widerstandszone zwischen rund 8.220 und 8.280 Punkten vorgedrungen. „Die beiden Candlesticks von Donnerstag und Freitag formen nun ein nahezu perfektes ‚Bullish Engulfing’ und damit ein recht klares kurzfristiges Signal für steigende Kurse.“ Der Techniker rechnet daher für diese Woche nach einem verhaltenen Auftakt mit einer unter dem Strich freundlichen bis festen Kursentwicklung und hält auch an seinem mittelfristigen Ziel von 9.000 Punkten fest.

Am Montagmorgen gewinnt der DAX 0,62 Prozent auf 8.303 Punkte, für den Euro Stoxx 50 geht es um 0,02 Prozent auf 2.724 Punkte aufwärts. Zum Vergleich: Freitag vergangener Woche war das deutsche Börsenbarometer bis auf knapp über 8.000 Punkte gefallen.

An schwachen Tagen nachkaufen

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Reinwand

Aber auch aus fundamentaler Sicht scheint die DAX-Rallye noch nicht abgeschlossen. „Die jüngsten Befürchtungen um eine näher rückende Drosselung der US-Geldexpansion haben auch hierzulande eine Marktkonsolidierung ausgelöst. Nach der liquiditätsgetriebenen Rallye rücken nunmehr die Ertragschancen und -risiken stärker in den Vordergrund“, merkt Thomas Hollenbach von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) an. Der Analyst ergänzt, dass der „anhaltend positive Gewinntrend der deutschen Unternehmen, niedrige Bewertungsrelationen mit Ausweitungspotenzial und künftig wieder etwas mehr Wirtschaftsimpulse strategisch motivierte Investoren dazu einladen sollten, an schwachen Tagen Positionsaufstockungen vorzunehmen.“

Markus Reinwand spricht mit Blick auf die Kursverluste des DAX in der vergangenen Woche von einer „gesunden Konsolidierung“: An den Aktienmärkten sei nach der Rekordjagd der zurückliegenden Wochen etwas Druck aus dem Kessel genommen worden, was für die Nachhaltigkeit der Kursentwicklung gut sei. „Das Hauptaugenmerk der Marktteilnehmer ist weiterhin auf die US-Notenbanken gerichtet. Schließlich war die ultralockere Geldpolitik bislang ein wichtiger Kurstreiber“, fügt der Analyst hinzu.

Ende der lockeren Geldpolitik vorerst unwahrscheinlich

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Koch

Finanzmarktkommentator Markus Koch sagt dazu auf maxblue.de: „Nachlassendes Wachstum, kombiniert mit einer weniger aggressiven Notenbank, würde auch den Bullenmarkt bei Aktien gefährden. Eine Drosselung der Anleihekäufe dürfte aber nur dann im September gemeldet werden, wenn bis dahin monatlich 170.000 bis 200.000 Jobs in Amerika geschaffen werden. Selbst wenn die Käufe dann ab Dezember von 85 auf 50 bis 60 Milliarden Dollar gedrosselt werden, ist dies nicht das Ende aller Tage“, fasst der Experte zusammen. Die Wall Street gewöhne sich an den Gedanken einer Drosselung und durchlaufe eine gesunde Korrektur. „Gemessen an den geringen Handelsvolumen, sehen wir auch keinen zunehmenden Verkaufsdruck, sondern vielmehr einen Käuferstreik. Der mittelfristige Aufwärtstrend bleibt in Takt, solange der S&P 500 nicht die Marke von 1.575 Punkten nach unten durchbricht“, konstatiert Koch.

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Halver

Robert Halver hält einen baldigen Ausstieg der US-Notenbank aus ihren Liquiditätsprogrammen für sehr unwahrscheinlich. „Der Einstieg in den geldpolitischen Ausstieg findet erst dann statt, wenn der Nettoeffekt der Liquiditätspolitik negativ wird. Und der wirkliche Ausstieg aus der lockeren US-Notenbankpolitik ergibt sich erst bei steigenden US-Notenbankzinsen. Daran ist vor dem Hintergrund eines noch fragilen Konjunkturumfelds überhaupt nicht zu denken“, erläutert der Marktstratege und geht davon aus, dass sich ansonsten ein „Double Dip“ der US-Konjunktur – also ein nochmaliges Abrutschen in die Rezession – zeigen würde. „Bei einem erneuten konjunkturellen Einbruch hätte die FED ihr zinspolitisches Pulver endgültig verschossen. So weit wird sie es niemals kommen lassen“, schließt Halver ab.

Wichtige Konjunktur- und Unternehmensdaten

Die Konjunkturagenda ist in dieser Woche überschaubar. In den USA stehen unter anderem die „harten Daten“ zu Einzelhandel und Industrieproduktion auf der Agenda. In Fernost steht die Zinsentscheidung der Bank of Japan im Fokus.

Dienstag 11. Juni

  • Japan: Zinsentscheid der Bank of Japan. Laut Baader Bank wird mit Spannung erwartet, inwieweit die japanische Notenbank auf ihrer Zinssitzung Maßnahmen zur Eindämmung der Volatilität an den Anleihemärkten beschließt, um den Finanzmärkten ihre nachhaltige Liquiditätsoffensive glaubhaft zu versichern. „Eine transparentere Kommunikation in Sachen wann und wie viel an Staatsanleihen aufgekauft wird, wäre ein erster Schritt“, kommentiert Halver.
  • 10.00 Uhr. Deutschland: Verhandlung des Bundesverfassungsgerichts über die Verfassungsmäßigkeit des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) und der von der EZB im September 2012 beschlossenen „Outright Monetary Transactions (OMT)“.

Donnerstag, 13. Juni

  • 14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze, Mai. Die gestiegenen Benzinpreise dürften laut HSBC zu einer um 0,1 Prozent höheren Umsatztätigkeit gegenüber dem Vormonat geführt haben. Insgesamt ist das zugrundeliegende Momentum des Konsums nach der Basisrevision von Ende Mai aber niedriger als bisher unterstellt.

Freitag, 14. Juni

  • 14.30 Uhr. USA: Produzentenpreise, Mai. Die HSBC rechnet mit einer Stagnation der Preise gegenüber April.
  • 15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung, Mai. Nach einem Rückgang um 0,5 Prozent im April erwartet die LBBW einen Anstieg der Industrieproduktion um 0,2 Prozent.
  • 15.55 Uhr. USA: Konsumentenvertrauen der Universität Michigan, Juni. Das Verbrauchervertrauen dürfte laut LBBW von 84,5 Punkten im Mai auf 83,5 Punkte gefallen sein. „Bislang scheinen Steuererhöhungen und automatische staatliche Ausgabenkürzungen die Konsumlaune in den USA wenig zu beeinträchtigen. Die Mai-Einzelhandelsumsätze und das von der Uni Michigan erhobene, zuletzt auf ein 6-Jahreshoch gekletterte Verbrauchervertrauen für Juni sollten diese Entwicklung weitgehend bestätigen“, prognostiziert das Institut.

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© 10. Juni 2013/Karoline Kopp