Wochenausblick: DAX-Bullen wieder bei Kräften

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20. Juli 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach dem vorläufigen Happy End im Konflikt mit Griechenland ist die Erleichterung an den Aktienmärkten groß. Im Wochenverlauf erholte sich der DAX von 11.460 auf 11.673 Punkte, in den vergangenen acht Handelstagen gewann das deutsche Aktienbarometer knapp 10 Prozent hinzu. Für viele Charttechniker ist damit das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Nach einer aus technischer Sicht vermutlich kurzen Unterbrechung könne der deutsche Bluechip-Index bis in die Region von 12.000 Punkten laufen.

Robert Halver hält insbesondere die EZB-Liquiditätsspritze nach wie vor kurstreibend auf Aktien. „Dank Mario Draghi als geldpolitischer Glattbügler Euro-politischer Falten bleibt die alternative Anlageform „Zinsvermögen“ weiter ohne jeden Sexappeal“, begründet der Analyst der Baader Bank.

Veränderte Vorzeichen

Die technischen Perspektiven für den DAX haben sich nach Meinung von Franz-Georg Wenner wesentlich verbessert. Ausgangspunkt sei der Sprung aus der seit dem Rekordhoch von Anfang April bestehenden Konsolidierungsflagge bei rund 11.450 Punkten. „Die Zuverlässigkeit dieser Art von Fortsetzungsmuster hängt entscheidend davon ab, ob es zuvor zu einer sehr kräftigen Kursbewegung kam“, erklärt der Betreiber von chartanalysen-online.de. Beim DAX würde diese Bedingung nach der nahezu beispiellosen Rallye im ersten Quartal erfüllt.

„Auch das in den vergangenen Monaten fallende Handelsvolumen sowie die Zeitachse passen.“ Die vorherige Aufwärtsbewegung habe sich über rund sechs Monate erstreckt, wobei der Ausbruch aus einer Flagge idealtypisch nach spätestens der Hälfte der vorherigen Kursbewegung erfolge.

„Im vorliegenden Fall sind das drei Monate, die der DAX exakt benötigte.“ Oft träten Flaggen in der Mitte einer Kursbewegung auf. „Allerdings wäre es falsch, trotz der verbesserten Charttechnik bereits jetzt Kursziele von 15.000 Punkten auszurufen.“ Denn die Zielerreichungsquote von Flaggen liege nur bei 62 Prozent. Um eine zuverlässige Aussage zu treffen, benötigten Charttechniker hingegen Werte von mehr als 80 Prozent.

Neue Gipfel in Reichweite

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Wenner

Für Wenner liegt das nächste wichtige Orientierungsziel auf der Oberseite vorerst beim Rekordhoch von 12.390 Zählern. „Darüber müssen sich neue Barrieren erst noch herausbilden.“ Über kurzfristige Rücksetzer nach der jüngsten Rallye sollten Anleger dem Analysten zufolge nicht überrascht sein. Auch die Differenz von vier Prozent zum Monatsmittelwert sei leicht erhöht und deute auf eine kleine Atempause. „Solange der DAX oberhalb des alten Abwärtskanals und der 21-Tage-Linie im Bereich 11.260 bis 11.400 Punkten notiert, bleiben die Aussichten positiv.“ Anschließend richte sich der Impuls voraussichtlich wieder aufwärts. Perspektivisch lägen die nächsten DAX-Widerstände bei 11.880 und 12.070 Punkten.

Das Sentiment spielt den Bullen ebenfalls in die Karten, wie Wenner meint. Die Cash-Quoten der Fondsmanager lägen gegenwärtig auf dem höchsten Niveau seit Dezember 2008. „In der Vergangenheit waren vergleichbar hohe Bargeldbestände häufig an Tiefpunkten des Marktes zu beobachten.“ Der Anfang Juli erfolgte Rücksetzer bis auf 10.700 Zählern könne sich daher rückblickend als wichtiger Umkehrpunkt erweisen.

Rückschläge möglich

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Schmidt

Durch den DAX-Anstieg von 1.100 Punkten in sehr kurzer Zeit sieht auch Christian Schmidt die erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Zwischenkorrektur beim hiesigen Aktienbarometer. „Im Zuge des DAX-Anstiegs wurden reihenweise wichtige Widerstände überschritten“, beobachtet der technische Analyst der Helaba und nennt beispielhaft die vielbeachtete 100-Tage-Linie. „An der Tageskerze vom Donnerstag wurde ein deutlich ausgeprägter Docht ausgebildet.“ Zusammen mit der überkauften Situation steige die Gefahr von zwischenzeitlichen Rückschlägen. Erste Kursziele für diese definiert Schmidt bei 11.448 und 11.358 Zählern. „Widerstände finden sich bei 11.789 und 11.920 DAX-Punkten.“

Nur eine kurze Euphorie?

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Bauer

Eine schnelle weitere Kursexplosion nach der beeindruckenden DAX-Rallye seit dem Tief vom 8. Juli ist für Gregor Bauer noch keine ausgemachte Sache. Zwar rücke die Griechenlandkrise etwas in den Hintergrund. „Unsicherheiten kommen aber nach wie vor aus China“, urteilt der unabhängige technische Analyst. Andererseits locke ein schwacher Euro zum Dollar amerikanische Investoren nach Deutschland.

Technisch sei der DAX vergangene Woche aus einem Abwärtskanal nach oben ausgebrochen und stoße nun an eine Widerstandszone zwischen etwa 11.870 und 12.050 Punkte. Die nächste Hürde macht Bauer dann am Allzeithoch fest. „Dabei werden die Aktienmärke mit hoher Sicherheit nicht in einem Rutsch neue Hochs bilden.“ Für Bauer besteht zurzeit noch erhebliches Rückschlagpotential. Bei etwaigem politischen Gegenwind gegen die vereinbarten Reformpläne in Griechenland könne die Stimmung beispielsweise wieder kippen.

Freitag, 24. Juli

10.00 Uhr. Euroraum: Einkaufsmanagerindex gesamt Juli. Eine weitere Stimmungsverbesserung ist nach Meinung der DekaBank gegenwärtig schwierig. Dies liege vor allem an der guten Entwicklung in den Vormonaten. Es fehlten zudem starke Impulse, um die Stimmung in der Wirtschaft weiter zu verbessern und die Griechenland-Krise habe vermutlich kleinere Bremsspuren hinterlassen. All dies würden die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitenden Gewerbe und die Dienstleister im Juli vermutlich widerspiegeln. Beide Teilindizes hätten im vergangenen Monat ihren bisherigen Jahreshöchststand erreicht. Der Teilindex für die Dienstleister markiere im Durchschnitt des zweiten Quartals gar den höchsten Wert seit vier Jahren.

10.00 Uhr. Euroraum: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe Juli. Das verarbeitende Gewerbe in der Eurozone kommt ungeachtet relativ zuversichtlicher Stimmungsindikatoren nach Meinung der LBBW nicht so recht voran. Mit einem Produktionsrückgang von 0,4 Prozent im Mai gegenüber dem Vormonat bleibe der dritte Monat in Folge ohne Zuwachs. Im Jahresvergleich stünde allerdings immer noch ein Plus von 1,6 Prozent zu Buche. Als Lichtblicke bezeichnen die LBBW-Analysten die vier größten Volkswirtschaften Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien während die Niederlande mit einem Jahresminus von über 7 Prozent enttäuschten.

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von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 20. Juli 2015