Wochenausblick: Dem Rausch folgt die Ernüchterung

31. Oktober 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es war nur ein kurzes Vergnügen: Zwar gingen die Kurse nach den Gipfelbeschlüssen zur Schuldenreduzierung Griechenlands vom Mittwoch durch die Decke, kurz drauf kehrte aber bereits Ernüchterung ein. Laut Helaba hat das Gipfeltreffen keine Lösung gebracht, schließlich befänden sich die Renditeaufschläge der Staatsanleihen von Portugal, Italien und Spanien gegenüber Bundesanleihen immer noch in Nähe ihrer Jahreshöchststände.

„Doch kann man zumindest von einem politischen Befreiungsschlag sprechen.“ Europa habe endlich Handlungsfähigkeit gezeigt und einen Rahmen zur Bewältigung der Staatsschuldenkrise vorgelegt, der eben nicht die Anreize zu weiteren Reformen und Konsolidierungsanstrengungen nehme. Allerdings beginne die eigentliche Arbeit nun erst, meint die Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud: „Griechenland ist nur ‚gerettet‘, wenn Reformen und Sparmaßnahmen couragiert fortgesetzt werden.“

Unter dem Strich legte der DAX in der vergangenen Woche um 6,3 Prozent zu, heute Morgen notiert das deutsche Aktienbarometer bei 6.276 Punkten etwa 1,1 Prozent im Minus.

Dynamik ist weg

Höhepunkte der neuen Woche sind neben dem Treffen der US-amerikanischen Federal Reserve Bank die erste EZB-Sitzung unter dem neuen Präsidenten Mario Draghi am Donnerstag und das am selben Tag beginnende G20-Gipfeltreffen, von dem Fortschritte bei den Finanzmarktreformen erwartet werden. Vor dem Hintergrund der positiv verlaufenden Berichtssaison und der EU-Beschlüsse ist Christian Stocker von der Unicredit Group für den Aktienmarkt für die kommenden Tage durchaus positiv gestimmt. „Einen neuen Abwärtsimpuls wird es nicht geben“, kommentiert der Analyst. Allerdings werde es auch nicht weiter aufwärts gehen. „Ich rechne mit einer Seitwärtsbewegung, Aufgabe ist es, das erreichte Niveau zu halten.“

Aktien punkten bei Rendite


Stabel

Aufgrund der Krisenbeschlüsse können sich Anleger nun wieder mehr auf Unternehmensdaten sowie Konjunkturentwicklung konzentrieren. Für Aktien sprechen Klaus Stabel von ICF Kursmakler zufolge auch die Dividenden für das laufende Jahr. „Es wird erwartet, dass die DAX-Unternehmen im Frühjahr 2012 etwa 26,4 Milliarden Euro ausschütten“, erläutert der Analyst. „Vor diesem Hintergrund muss neidlos anerkannt werden, dass die DAX-Bluechips gegenüber den Festverzinslichen einen deutlichen Renditevorteil besitzen.“ Diese Konstellation werde die Rückschlaggefahr am Aktienmarkt in den kommenden Wochen abfedern. „Auch unter Berücksichtigung des Inflationsaspektes sollte dem Substanzwert Aktie gegenüber dem Nominalwert festverzinsliche Rente in der nächsten Zeit eindeutig Priorität eingeräumt werden.“

Charttechnik: Startklar für nächsten Anstieg

Aus technischer Sicht spricht viel für eine weitere Aufwärtsbewegung, meinen Analysten von HSBC Trinkaus & Burkhardt. Der DAX habe zuletzt den jüngsten „Angstgegner“ in Form der Widerstandszone aus dem Verlaufshoch bei 6.081 sowie dem Hoch von Mitte August bei 6.106 Punkten spielend bezwungen und damit eine Bodenbildung vervollständigt. „Gelingt es nun noch, die anschließende Widerstandszone aus mehreren Hochs des Jahres 2010 zwischen 6.331 Punkten und 6.387 Punkten auch nachhaltig zu überwinden, kann der nächste Etappensieg verbucht werden.“

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Montag, 31. Oktober

11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise Oktober. Mit einer Beruhigung nach dem „fulminanten September“ rechnet die DekaBank und prognostiziert ein Plus von 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat. Im September waren die Preise noch um 0,8 Prozent gestiegen.

14.45 Uhr. USA: Einkaufsmanagerindex Chicago Oktober. Umfragen zufolge werden im Schnitt 59 Punkte erwartet, das wäre ein leichter Rückgang gegenüber dem September, als noch 60,4 Punkte erreicht wurden. Der Index beruht auf einer Befragung von mehr als 200 Einkaufsmanagern des verarbeitenden Gewerbes. Ein Wert über 50 Punkte deutet auf eine wachsende, ein Wert unter 50 auf eine schrumpfende Wirtschaft hin.

Dienstag. 1. November

Quartalszahlen CS Group

15.00 Uhr. USA: ISM Index Oktober. Die Analysten der Helaba gehen von 52 nach 51,6 Punkten im Vormonat aus. Der Indikator zeigt die Geschäftserwartungen der Industrie auf einer Skala von 1 bis 100. Werte über 50 deuten auf eine Ausweitung, Werte darunter auf eine Abschwächung der Konjunktur.

Mittwoch, 2. November

Quartalszahlen Audi, Fresenius Medical Care, Fresenius SE, MAN, Sony

9.55 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenquote Oktober. Die Arbeitslosigkeit hat sich laut Helaba im Oktober moderat um rund 10.000 verringert. Im Winter werde der deutsche Arbeitsmarkt aber nur noch auf der Stelle treten. Im Verlauf des nächsten Jahres sei dann ein erneuter Rückgang der Arbeitslosigkeit zu erwarten, so dass die Zahl der Arbeitslosen 2012 wahrscheinlich auf 2,85 Millionen sinken werde.

17.30 Uhr. USA: Federal Reserve Bank Sitzungsergebnis. Nach Einschätzung der DekaBank ist nicht mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik zu rechnen. Stattdessen werde die Fed versuchen, durch die Kommunikation ihrer makroökonomischen Ziele und Einschätzungen für ein stimulierendes finanzielles Umfeld zu sorgen.

Donnerstag, 3. November

Quartalszahlen Adidas, ArcelorMittal, Beiersdorf, BMW, BNP Paribas, Continental, HeidelbergCement, Metro, ProSiebenSat1

13.45 Uhr. EU: EZB-Sitzungsergebnis mit anschließender Pressekonferenz. Nur wenige Marktteilnehmer gehen von einer Zinssenkung aus. Die jüngsten Äußerungen von Mario Draghi, dem neuen Präsidenten des EZB-Rats, haben laut DekaBank zwar zu Zinssenkungsphantasien geführt, dagegen stehe allerdings die derzeit hohe Inflation. Sollte die EZB, wie die Analysten erwarten, für den Dezember einen Zinsschritt nach unten planen, müsse sie diesen nun verbal vorbereiten.

15.00 Uhr. USA: Industrieaufträge September.

15.00 Uhr. USA: ISM Dienstleistungsindex Oktober. Hier liegen die Konsensschätzungen bei 54 Punkten, das wäre etwas mehr als im September, als 53 Punkte erreicht wurden.

Freitag, 4. November

Quartalszahlen Commerzbank, Royal Bank of Scotland

11.00 Uhr. Deutschland: Auftragseingänge Industrie September. Die Helaba prognostiziert eine Gegenbewegung nach den deutlichen Rückgängen im Juli und August, konkret rechnen die Experten mit einem Plus von 1 Prozent im Monatsvergleich. Für die nächsten Monate sei allerdings mit einer eher zögerlichen Auftragsvergabe für deutsche Unternehmen zu rechnen.

13.30 Uhr. USA: Arbeitslosenquote Oktober. Die Helaba prognostiziert einen Stellenaufbau rund 100.000 einschließlich des Staatssektors, die Arbeitslosigkeit bleibe damit hoch, die Quote werde bei 9,1 Prozent verharren.

Weitere Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf http://www.boerse-frankfurt.de/termine. Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann melden Sie sich einfach für unseren Newsletter an.

© 31. Oktober 2011/Anna-Maria Borse