Wochenausblick: Der Winter kommt wohl nicht zurück

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6. Mai 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Das Allzeithoch ist zum Greifen nahe: Die expansive Geldpolitik rund um den Globus und besser als erwartet ausgefallene Arbeitsmarktdaten aus den USA haben dem DAX am Freitag bereits den höchsten Schlusskurs der Geschichte beschert. Von dem Rekordhoch bei 8.151 Punkten, das Mitte 2007 im Handelsverlauf markiert wurde, trennen das deutsche Börsenbarometer nur noch gut 30 Punkte. Und die Chancen, dass auch dieses bald überwunden wird, stehen aus Sicht der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) nach der jüngsten Zinssenkung der EZB gar nicht so schlecht.

„Zwar ist die Zinssenkung eher für die Öffentlichkeit gedacht, zwei andere Entscheidungen versprechen aber stärkere Effekte auf die Kreditvergabe. Die bis Mitte 2014 verlängerte Vollzuteilung der Tendergeschäfte nimmt den Banken Refinanzierungsrisiken bei der Kreditvergabe. Zudem soll ein Markt für verbriefte Mittelstandskredite geschaffen werden, die die Zentralbank dann als Sicherheiten akzeptieren könnte“, erklärt Analyst Berndt Fernow. Insgesamt habe die EZB damit das Vertrauen der Kapitalmärkte gestärkt, so dass die Abwärtsrisiken an den Börsen erst einmal gesunken seien.

Am Montagvormittag notiert der DAX zum Freitagschluss kaum verändert bei 8.133 Punkten, ist aber gegen 10 Uhr mit 5.148,14 Punkten recht nah gekommen. Vergangene Woche stand das deutsche Börsenbarometer bei 7.860 Zählern. Für den Euro Stoxx 50 geht es um 0,3 Prozent auf 2.755 Zähler abwärts.

Liquidität treibt

Auch die Strategen der Landesbank Berlin (LBB) gehen davon aus, dass der DAX bereits kurzfristig sein Rekordhoch ins Visier nehmen wird. „Auch ein Überwinden dieser charttechnischen Barriere erscheint durchaus möglich“, zeigt sich das Institut optimistisch. Allerdings betonen die Analysten, dass dies vor allem auf der hohen Liquidität an den Märkten basiere, während die fundamentale Untermauerung weiter auf sich warten lasse. „Konjunkturperspektiven und Schuldenkrise bleiben die wichtigsten Belastungsfaktoren. Stützend wirken demgegenüber die moderaten Bewertungen, die hohen Dividendenrenditen und die Suche nach höherrentierlichen Anlagen.“

Ganz ähnlich argumentiert Claudia Windt von der Helaba: „Die Geldpolitik allein vermag angesichts des Nullzinsniveaus nur temporäre Stimmungsimpulse zu setzen. In den kommenden Monaten wird es wichtiger sein, ob die konjunkturelle Unsicherheit nachlässt und zwar vor allem im Euroraum.“ Dass die Konjunkturdaten dieser Woche ausreichen, um neue Frühlingsgefühle an den Aktienmärkten auszulösen, bleibe abzuwarten. Ein erneuter Wintereinbruch muss aus Sicht von Windt jedoch nicht befürchtet werden.

Charttechnisch rückt 9.000er Marke in dne Blick

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Staud

Die technische Verfassung des deutschen Aktienmarktes hat sich nach Einschätzung von Wieland Staud, technischer Analyst und Geschäftsführer von Staud Research, mit dem Kurssprung vom Freitag deutlich verbessert. „Allen saisonalen Unwägbarkeiten zum Trotz sind die Aussichten auf nachhaltige neue Rekordhochs über 8.151 Punkten jetzt gut wie lange nicht mehr! Mit Blick auf das zuletzt aufgestaute, nun freie Potential sollte es an der letzten verbliebenen Chartmarke zu kaum mehr als einem Stopover kommen, bevor mittelfristig Niveaus von 9.000 Zählern in den Zielfokus rücken“, prognostiziert der Techniker.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Die Berichtsaison neigt sich zwar schon wieder dem Ende zu, sie könnte aber noch für einige Impulse gut sein – zumal sie, wie die LBB kommentiert, zuletzt zwar „eher im Hintergrund, aber insgesamt leicht unterstützend“ verlaufen ist. Acht Konzerne aus dem DAX werden in dieser Woche ihre Geschäftsberichte für das erste Quartal vorlegen, darunter der Gasehersteller Linde, die Commerzbank sowie Deutsche Telekom und der Versorger E.on.

Von der Konjunkturseite bleibt es indes eher ruhig. „Der Fokus richtet sich insbesondere auf die Konjunkturlage in Deutschland. Die Auftragseingänge in der Industrie dürften schwach ausfallen. Ein freundlicheres Bild zeichnen hingegen die Exporte“, erwartet Marktstratege Robert Halver von der Baader Bank.

Montag, 6. Mai

  • 11.00 Uhr. Eurozone: Einzelhandelsumsätze, März.

Dienstag, 7. Mai

  • 12.00 Uhr. Deutschland: Auftragseingänge, März. Die Helaba erwartet einen Rückgang um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Februar stand noch ein knappes Plus von 0,1 Prozent zu Buche.

Mittwoch, 8. Mai.

  • 12.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion, März. Während die Bauproduktion merklich unter der kalten Witterung gelitten haben dürfte, sollte die Energieerzeugung nach Einschätzung der Deka Bank profitiert haben – ein Muster, das schon im Februar zu beobachten war. Von der Industrie können angesichts schwacher Auftragseingänge wohl keine wesentlichen Impulse gekommen sein: Unterm Strich erwartet die Bank einen Rückgang der Produktion im produzierenden Gewerbe um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat.

Donnerstag, 9. Mai

  • 03.30 Uhr. China: Konsumentenpreise, April. Im Einklang mit dem Konsens erwartet die HSBC einen Anstieg um 2,2 Prozent im Vergleich zu Vorjahr.
  • 10.30 Uhr. Großbritannien: Industrieproduktion, März. Nach einem Plus von 1 Prozent im Februar rechnet die HSBC für März nur noch mir einem mageren Zuwachs von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
  • 13.00 Uhr. Großbritannien: Zinsentscheidung der Bank of England. Die britische Notenbank dürfte es besonders erfreuen, dass die britische Wirtschaft trotz eines schwierigen außenwirtschaftlichen Umfelds im ersten Quartal 2013 leicht gewachsen ist, konstatiert die Deka Bank und geht davon aus, dass weitere Wertpapierkäufe durch die BoE vorerst vom Tisch sind. Es sei daher zu erwarten, dass die Notenbanker ihren bisherigen Kurs bestätigen und den von ihnen bereits eingeleiteten unkonventionellen Maßnahmen Zeit geben, sich zu entfalten.

Freitag, 10. Mai

  • 08.00 Uhr. Deutschland: Handelsbilanz, März. Der Überschuss der Handelsbilanz dürfte sich laut HSBC im März dank einer Erholung der Importaktivität zwar leicht von 17,1 Milliarden auf 16,5 Milliarden Euro zurückgebildet haben. Damit würde sich aber für das erste Quartal 2013 ein im Vergleich zum Schlussquartal 2012 gestiegener Nettoaußenbeitrag ausmachen, der aus Sicht der Analysten ein Indiz für einen positiven Wachstumseffekt wäre.

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© 6. Mai 2013/Karoline Kopp