Wochenausblick: Es wird schwerer

2+haendler+computer+188x80.jpg

7. Juli 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Wieder einmal endete eine Handelswoche sowohl für den DAX als auch den Dow Jones Industrial mit neuen Höchstständen. „Bären“ scheinen inzwischen eine vom Aussterben bedrohte Art zu sein, wie Markus Reinwand bemerkt. Diese sehr lange Phase ohne nennenswerte Korrektur hat Anleger nach Auffassung des Helaba-Analysten mittlerweile sorglos werden lassen. „Obwohl mit jedem weiteren Tag die Wahrscheinlichkeit von Kursrücksetzern steigt, gibt es offensichtlich kaum Investoren, die darauf setzen.“

Am Montagmorgen verliert der DAX wieder leicht und liegt 14 Punkte unter der 10.000er Marke.

Berichtssaison ausschlaggebend

reinwand+markus+120x125.jpg
Reinwand

Fundamental werde die beginnende Zwischenberichtssaison zeigen, ob die Unternehmensgewinne hielten, was Analysten für 2014 prognostiziert hätten. Sowohl in den USA als auch hierzulande überwögen bislang die negativen Gewinnrevisionen. Da die Kurse dennoch weiter anziehen, seien Aktien inzwischen teuer“, urteilt Reinwand. „Lieferen die Unternehmen in den kommenden Quartalen keine überzeugenden Ergebnisse, müssen sich Anleger auf deutliche Kurskorrekturen einstellen.“ 

Saisonal ungünstig

Auch aus kalendarischer Sicht starten die Börsen nach Beobachtung der LBBW in eine eher schwierige Phase. „Juli bis September brachte in der Vergangenheit die mit Abstand schlechteste Performance.“ Statistisch liege die Wahrscheinlichkeit für eine positive Wertentwicklung in diesem Zeitraum bei lediglich 50 Prozent im Vergleich zu 63 Prozent in anderen Quartalen. Allerdings spielten auch die Bewegungen im ersten Halbjahr eine Rolle. Je besser die Performance in den ersten sechs Monaten, desto eher müssten Anleger mit einer Konsolidierung rechnen. Unter diesem Betrachtungswinkel verblieben aber noch zwei Wochen Zeit. „Der aus der DAX-Historie berechnete idealtypische Verlauf weist erst den 20. Juli als Starttag für die Korrektur aus.“

Weitere Rekorde möglich

scherer+joerg+120x125.jpg
Scherer

Optimistischere Prognosen liefert die technische Brille. Mit den Kursgewinnen seit Mitte vergangener Woche hat sich nach Ansicht von Jörg Scherer die Kombination aus dem kurzfristigen Aufwärtstrend seit März bei aktuell 9.832 DAX-Punkten und den ehemaligen Allzeithochs bei 9.794 bzw. 9.810 Punkten als das erwartete Sprungbrett erwiesen. „Unterm Strich hat das hiesige Aktienbarometer gute Chancen, die bisherigen Rekordstände vom Juni bei 10.034 bzw. 10.051 Punkten hinter sich zu lassen“, meint der Charttechniker der HSBC. Das nächste Anlaufziel von 10.131 Punkten liefere die 138,2 Prozent-Fibonacci-Projektion der Korrektur von Januar bis März. „Längerfristig eröffnet die im Mai nach oben aufgelöste Korrekturflagge sogar charttechnischen Raum bis in den Bereich von 10.600 DAX-Zählern.“

Gut unterstützt

Franz-Georg Wenner von chartanalysen.de erkennt trotz einer aus seiner Sicht intakter Aufwärtsbewegung Anzeichen von Schwäche im DAX. Seit Sommer 2012 laufe der deutsche Aktienindex in einem Kanal Richtung Norden. „Dessen Extremzonen wurden mehrfach bestätigt und verfügen somit über eine gewisse Relevanz.“ Mittelfristig biete dieser Kanal zwar Platz bis 10.800 Punkte, allerdings habe der DAX längere Zeit die obere Trendlinie nicht mehr angelaufen. „Die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten scheint den deutschen Bluechip-Index zumindest zu einer Atempause zu zwingen.“

Auf der Südseite sieht Wenner den DAX gut unterstützt. Neben der Aufwärtstrendlinie bei derzeit rund 9.500 Punkten sorge die 200-Tage-Linie bei 9.380 und der breite horizontale Unterstützungsbereich um 8.900 bzw. 9.000 Punkte für Sicherheit. „Eine größere Umkehrformation und somit Schwächesignal in der mittel- bis langfristigen Zeitebene wird erst mit Kursen von unter 8.900 Punkten aktiviert.“

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

In dieser Woche beginnt Alcoa am Dienstag traditionell die Berichtssaison. Von der Sitzung der britischen Notenbanker am Donnerstag erwarten Analysten keine weiteren Einzelheiten zum Zeitpunkt der möglichen Zinserhöhung. Auch das FOMC-Sitzungsprotokoll und die Stellungnahme von Fed-Chefin Yellen am Mittwoch würden vermutlich keine neuen Erkenntnisse bringen.

Montag, 7. Juli

  • 8.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion Mai. Nach moderaten Zuwächsen im April erwarten Analysten der HSBC für den Monat Mai ein „überschaubares“ Plus von 0,2 Prozent. Das milde Winterwetter in Deutschland habe die üblichen saisonalen Effekte in diesem Jahr ausfallen lassen. Ein kräftiger Einbruch von minus 1,7 Prozent bei den Auftragseingängen lasse perspektivisch zudem eine nur geringe Produktionsdynamik erwarten.

Mittwoch 9. Juli

  • 20.00 Uhr. China: Inflationsrate Juni. Saisonale Effekte werden die chinesische Inflationsrate nach Meinung der DekaBank auf 2,2 Prozent und damit deutlich unter das Regierungsziel von 3,5 Prozent drücken. In den vergangenen Monaten habe die chinesische Regierung den Spielraum für expansive Maßnahmen zwar nicht ausgeschöpft. Gegenwärtig würde sie aber wieder verstärkt das Wachstumsziel von 7,5 Prozent kommunizieren, was auch aufgrund der gestiegenen Einkaufsmanagerindizes aus Sicht der Deka-Analysten durchaus in Reichweite liegt.

Alle relevanten Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf boerse-frankfurt.de/termine.

Möchten Sie den Wochenausblick kostenlos per E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an auf boerse-frankfurt.de/newsletter.

von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 7. Juli 2014