Wochenausblick: Frühlingsstimmung

11. April 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Immer auf das Positive konzentrieren – so scheint das Motto an den Aktienmärkten derzeit zu lauten. Weder die erste Zinserhöhung der EZB nach fast drei Jahren noch die Tatsache, dass Portugal nun doch unter den EU-Rettungsschirm schlüpfen muss, machte den Aktienmärkten zu schaffen. Der DAX konnte in der vergangenen Woche nochmals zulegen und hat seit dem Tiefstand Mitte März über 700 Punkte gewonnen.

Auch der hohe Ölpreis wird vergleichsweise gelassen hingenommen: Am Freitag kletterte die Notierung für ein Barrel der Sorte Brent auf fast 127 US-Dollar und damit den höchsten Stand seit Mitte 2008. Nachdem sich am Wochenende ein Waffenstillstand in Libyen abgezeichnet hatte, gibt der Preis heute allerdings etwas nach. Gold eilt unterdessen weiter von Rekord zu Rekord, zwischenzeitlich wurde ein neuer Höchstpreis von 1.475 US-Dollar je Feinunze erzielt.

Es sind vor allem die robusten volkswirtschaftlichen Daten in Europa und auch den USA, die zum Optimismus Anlass geben. Für Deutschland überzeugten zuletzt die über den Erwartungen liegenden Exporte und Auftragseingänge der Industrie, in den USA der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich. Auch für die heute beginnende Berichtssaison für das erste Quartal sind die meisten Analysten positiv gestimmt: Nach Handelsschluss am heutigen Montag macht, wie üblich, der US-Aluminiumkonzern Alcoa den Auftakt, am Mittwoch und Freitag folgen mit J.P. Morgan und Bank of America gleich zwei Schwergewichte aus der Finanzbranche. Nach Kursgewinnen von 0,5 Prozent in der Vorwoche liegt der DAX heute Mittag bei 7.207 Punkten nahezu unverändert, der Nikkei 225 war mit leichten Verlusten aus dem Handel gegangen.

Konjunkturelle Erholung schafft Chancen

Steigende Rohstoffkosten und eine Abschwächung der starken Konjunkturdynamik werden es den Unternehmen nach Ansicht der DekaBank in den kommenden Monaten etwas schwerer machen, die Gewinne weiter zu steigern. Deren Analysten gehen davon aus, dass es nach den starken Kursgewinnen seit Frühherbst 2010 auch zu – allerdings vorübergehenden – Schwächephasen am Aktienmarkt kommen wird. Grundsätzlich herrscht aber weiter Optimismus: „Auf Gesamtjahressicht sollte die anhaltende Weltkonjunkturerholung den Aktienmärkten weitere Unterstützung bieten.“ In sechs Monaten sieht die DekaBank den DAX bei 7.500 Punkten.

Keine Angst vor steigenden Zinsen


Stabel

Die Zinserhöhung der EZB muss laut Klaus Stabel von ICF Kursmakler dem Aktienmarkt übrigens nicht schaden – jedenfalls nicht sofort. Das zeige der Blick auf den letzten Zinserhöhungszyklus: „Im Zeitraum 2005 bis 2007 wurden die administrierten Zinsen immerhin achtmal erhöht, bevor der Aktienmarkt Kurseinbußen verzeichnete“, erläutert Stabel. Zudem seien gerade in Zeiten steigender Inflationsraten die Substanzwerte Aktien den Nominalwerten Renten überlegen.

Freie Fahrt in Richtung 8.000 Punkte

Charttechnisch stehen die Chancen auf einen Anstieg in Richtung 8.000 Punkten gut, das meint zumindest Stefan Salomon (www.candlestick.de). Positiv wertet der technische Analyst den wiederholten Ausbruch aus dem Aufwärtstrendkanal. Allerdings hält Salomon Verschnaufpausen für wahrscheinlich:„Aufgrund der jedoch noch bestehenden Unsicherheit nach dem Japan-Debakel ist zumindest kurzfristig eine volatile Pendelbewegung um die 7.200er-Marke einzuplanen.“

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Montag, 11. April

Quartalszahlen Alcoa

Dienstag, 12. April

11.00 Uhr. Deutschland: ZEW Konjunkturerwartungen April. Für den April ist angesichts der ungelösten Problematik im Kernkraftwerk Fukushima und drohenden Lieferengpässen von japanischen Vorprodukten mit einer weiteren Eintrübung zu rechnen, meint die DekaBank. Die hohen Ölpreise sowie die Leitzinserhöhung der EZB würden vermutlich ebenfalls stimmungsdämpfend wirken.

14.30 Uhr. USA: Handelsbilanz Februar.

Mittwoch, 13. April

Quartalszahlen J.P. Morgan Chase

14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsatz März. Die schwachen Autoverkäufe und das späte Ostergeschäft drückten die Umsätze, die Benzinpreise sorgten aber für Unterstützung, kommentiert die DekaBank und prognostiziert ein Plus von 0,4 Prozent gegenüber dem Februar.

20.00 Uhr. USA: Beige Book.

Donnerstag, 14. April

14.30 Uhr. USA: Erzeugerpreise März. Wie die Verbraucherpreise haben auch die Erzeugerpreise im März erneut kräftig zugelegt, erklärt die Helaba, sie rechnet mit einem Plus von 1 Prozent.

Freitag, 15. April

Quartalszahlen Bank of America

4.00 Uhr. China: BIP-Wachstums erstes Quartal. Das Wirtschaftswachstum in China ist laut DekaBank im ersten Quartal wahrscheinlich auf 9,3 Prozent gesunken. Darauf deuteten das schwächere Kreditwachstum in diesem Jahr sowie die schwache Exportentwicklung im Februar hin.

14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise März. Vor allem die rasante Verteuerung von Benzin hat laut DekaBank dazu geführt, dass die Verbraucherpreise im März wahrscheinlich um 0,5 Prozent gegenüber dem Februar gestiegen sind. Doch auch in der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie hätten die Preise zuletzt zugelegt.

14.30 Uhr. USA: New York Empire State Index April. Die Helaba erwartet 15 Punkte und damit einen klaren Rückgang gegenüber dem Vormonatswert von 17,5.Der New York Empire State Index ist ein Maß für die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Einschätzung der nächsten sechs Monate im produzierenden Gewerbe des Staates New York. Ein Wert über 0 signalisiert eine positive Wirtschaftsentwicklung, ein Wert unter 0 eine Verschlechterung.

15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion März. Hier liegen die Konsensschätzungen bei 0,5 Prozent.

16.00 Uhr. USA: Verbraucherstimmung Uni Michigan April. Auch hier erwartet die Helaba einen Rückgang, und zwar von 67,5 auf 67 Punkte.Der Index der University of Michigan basiert auf einer telefonischen Befragung von mindestens 500 Konsumenten in den USA. Das Verbrauchervertrauen ist ein Frühindikator für die künftigen Konsumausgaben.

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© 11. April 2011/Anna-Maria Borse