Wochenausblick: Geldpolitik im Fokus

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1. Juli 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Was immer Notenbanker derzeit von sich geben, wird auf die Goldwaage gelegt: Vor knapp zwei Wochen war es die Ankündigung von Fed-Chef Bernanke, das Anleihekaufprogramm langsam zurückzuführen. In der vergangenen Woche waren es dann diverse Bemerkungen von Notenbankern, die andeuteten, dass die Geldpolitik noch locker bleiben werde und die Marktreaktionen übertrieben seien. Die Angst vor der Zinswende hält die Märkte fest im Griff. Das wird auch in den kommenden Tagen so bleiben: So werden die Entscheidungen der australischen und der schwedischen Notenbank mit Spannung erwartet – vor allem aber die der britischen Notenbank sowie der EZB.

In der Hoffnung auf eine doch noch länger anhaltende Geldschwemme erholten sich die Aktienmärkte weltweit vergangene Woche kräftig. Der DAX legte um 2,2 Prozent zu und lugte zwischenzeitlich sogar wieder über die Marke von 8.000 Punkten. Am Montagmittag notiert das Börsenbarometer, dessen 25. Geburtstag heute gefeiert wird, knapp unter 8.000 Punkte. Nochmals nach unten ging es vergangene Woche für den Goldpreis, kurzfristig rutschte dieser sogar unter 1.200 US-Dollar. Aktuell müssen 1.233 US-Dollar für eine Feinunze gezahlt werden, ein Minus von rund 25 Prozent seit Jahresanfang.

Blick zurück lohnt sich

„Die aktuelle Situation ähnelt derjenigen im Jahr 2004, als die US-Notenbank ebenfalls eine restriktivere Geldpolitik ankündigte“, erklärt Markus Wallner von der Commerzbank. Auch damals habe dies zunächst deutliche Kursverluste zur Folge gehabt, die aber bereits sechs Monate nach der ersten Zinserhöhung wieder mehr als aufgeholt worden seien. Vorerst werde der DAX seine volatile Seitwärtsbewegung aber noch fortsetzen. „Dabei dürften sich Aktien aus zinssensitiven Sektoren wie Versicherer, Banken und Immobilien weiter schlechter entwickeln als der Markt insgesamt.“ Gemieden werden sollten vorerst auch Aktien von stark verschuldeten Unternehmen, etwa aus den Branchen Versorgung und Transport.

Stärkere Kursschwankungen erwartet

Die Landesbank Berlin hält DAX-Kurse unter 8.000 Zählern nach wie vor für eine günstige Einstiegschance. „Die im Juli beginnende Berichtssaison könnte neue Impulse parat halten“, meinen die Analysten. Die Bewertungen zeigten Spielraum nach oben. Allerdings erwartet die Bank auch eine weitere Zunahme der Schwankungen: „Denn auch wenn die implizite DAX-Volatilität inzwischen auf 20 Prozent angestiegen ist, entspricht dies nicht einmal dem Mittel der letzten Jahre.“ In jedem der vergangenen Jahre habe sie mindestens einmal ein Niveau von 35 Prozent oder mehr erreicht. „Volatilität ist also aktuell noch günstig.“

Kampf der Blasenbildung

Laut HSH Nordbank könnten die jüngsten Verlautbarungen von Bernanke durchaus ein geschickter Schachzug gewesen sein, denn die US-Notenbank trage trotz aller guten Absichten eine Mitschuld an der Bildung von  Vermögenspreisblasen. „Die Märkte zu verunsichern, ist ein erster Schritt, die Spekulanten aus dem Markt zu drängen“, argumentieren Cyrus de la Rubia und Stefan Gäde. Die Blasen auf den Finanz- und Immobilienmärkten seien angestochen. „Dadurch ist die Chance gestiegen, dass die Luft langsam entweicht und ein abruptes Platzen der Blasen vermieden wird.“

Korrektur zu Ende?

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Geyer

Dass der DAX am Freitag den Kampf um die 8.000er-Schwelle verloren hat, ist laut Christoph Geyer von der Commerzbank übrigens kein Problem, denn dabei handele es sich ohnehin nur um eine untergeordnete technische Marke. „Wichtiger scheint derzeit der Bereich um 8.060 Punkte zu sein“, bemerkt der Charttechniker. Hier habe der Index im März sein Top generiert. Auffällig seien aktuell die Umsätze, die mit der jüngsten Anstiegsbewegung leicht zugelegt hätten. Der Stochastik-Indikator habe ein Kaufsignal generiert und der MACD-Indikator stehe kurz vor einem solchen. „Somit besteht in dieser Woche die Chance auf einen erneuten Anstiegsversuch über 8.000 Punkte.“

Wichtige Konjunktur- und Unternehmensdaten

Montag, 1. Juli

  • Der DAX feiert seinen 25. Geburtstag
  • 1.50 Uhr. Japan: Tankan Bericht 2. Quartal. In Japan legte heute Morgen der Tankan-Bericht erwartungsgemäß zu, wie HSBC Trinkaus berichtet. Bei den Großproduzenten sei der Vertrauenswert von -8 auf 4 Punkte gestiegen.
  • 3.00 Uhr. China: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe Juni. In der chinesischen Industrie herrscht derzeit trübe Stimmung, wie HSBC Trinkaus erklärt. Der endgültige Juni-Wert habe mit 48,2 Punkten knapp unter der vorab veröffentlichten Schnellschätzung von 48,3 gelegen. Das sei der niedrigste Wert seit neun Monaten. Dafür verantwortlich sei vor allem die schwache Auftragsentwicklung.
  • 11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise Juni.
  • 16.00 Uhr. USA: ISM-Index Verarbeitendes Gewerbe. Die Stimmung in der Industrie dürfte sich laut Christoph Walz von der Commerzbank wieder verbessert haben. Der überraschend niedrige  Wert des ISM-Index im Mai sei ein Ausreißer nach unten gewesen. Die Bank rechnet mit einem Anstieg auf 51 Punkte (Konsens 50,2). Der ISM-Index ist ein wichtiger Frühindikator, ein Wert über 50 Punkte weist auf eine Expansion im verarbeitenden Gewerbe hin, ein Wert darunter auf einen Rückgang.

Dienstag, 2. Juli

  • 6.30 Uhr. Australien: Zinsentscheid der australischen Notenbank.

Mittwoch, 3. Juli

  • 9.00 Uhr: Börsengang der Deutschen Annington Immobilien AG. Erste Preisfeststellung ab 9 Uhr bei boerse-frankfurt.de/ipo
  • 9.30 Uhr. Schweden: Zinsentscheid der schwedischen Reichsbank.
  • 16.00 Uhr. ISM-Index außerhalb des verarbeitenden Gewerbes Juni.

Donnerstag, 4. Juli

  • USA: Feiertag (Independence Day). Märkte bleiben geschlossen
  •  13.00 Uhr. Großbritannien: Zinsentscheid der Bank of England. Nach Einschätzung von HSBC Trinkaus hat die britische Notenbank derzeit keinen Grund, die geldpolitische Ausrichtung anzupassen. Die Sitzung werde daher unspektakulär verlaufen.
  • 13.45 Uhr. EU: EZB-Sitzung mit anschließender Pressekonferenz. Vor dem Hintergrund besserer Konjunkturdaten rechnet die DekaBank mit keiner Senkung des Hauptrefinanzierungs- und des Einlagensatzes. Nach Einschätzung der Analysten wird Draghi ­vielmehr betonen, dass die EZB noch sehr weit von einem geldpolitischen Kurswechsel entfernt sei.

Freitag, 5. Juli

  • 12.00 Uhr. Deutschland: Auftragseingänge Industrie Mai. Wie die Helaba bemerkt, lagen die deutschen Auftragseingänge seit Anfang 2012 real nahezu immer unter Vorjahresniveau. Der Mai-Wert werde erstmals wieder darüber klettern. Nachholeffekte nach dem langen Winter, die anstehende Beseitigung der Flutschäden sowie das verbesserte Exportklima würden auch in den nächsten Monaten für mehr Aufträge sorgen.
  • 14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenquote Juni. In diesem Jahr scheint die Frühjahrsschwäche bei der Beschäftigungsentwicklung früher und kürzer gewesen zu sein, meint die DekaBank. Die bislang vorliegenden Arbeitsmarktindikatoren signalisierten für den Juni einen ähnlich hohen Beschäftigungsanstieg wie im Vormonat. Für die Arbeitslosenquote rechnen die Analysten mit einem leichten Rückgang auf 7,5 Prozent.

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© 1. Juli 2013/Anna-Maria Borse