Wochenausblick: Hoffnung beflügelt

24. Oktober 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Börse steht weiterhin ganz im Banne der Politik – und das wird sich nach Ansicht der meisten Analysten auch nicht so schnell ändern. „Staatsschuldenkrise und Wachstumsunsicherheiten werden auch in den kommenden Monaten für eine Schaukelbörse sorgen“, kommentiert etwa Markus Reinwand von der Helaba. Daran könnten auch voraussichtlich positive Überraschungen bei den Quartalsberichten der deutschen Unternehmen nicht viel ändern.

Zumindest für den Wochenauftakt stehen die Ampeln allerdings auf Grün: Zwar hat der EU-Gipfel bislang keine endgültige Lösung für die Euro-Schuldenkrise gebracht, erst am Mittwoch sollen die umfassenden Beschlüsse vorgestellt werden. Politiker sprechen aber von „Fortschritten“. Die Märkte gehen offenbar davon aus, dass sich die Politik in ihrem Sinne entscheiden wird: für eine Rekapitalisierung der Banken und vor allem eine Hebelung des EFSF-Rettungsschirms.
 
In der vergangenen Woche schwächelte der DAX zwar über weite Strecken, am Freitag legte er aber einen fulminanten Abschluss hin und ging unter dem Strich mit einem kleinen Plus bei 5.971 Punkten aus der Woche. Innerhalb eines Monats hat der DAX damit rund 800 Punkte gewonnen. Heute Morgen notiert das deutsche Aktienbarometer bei 6.024 Punkten knapp 1 Prozent im Plus.

Alles hängt an der Politik

Laut Robert Halver von der Baader Bank muss in Sachen Euro-Schuldenkrise der „große Paukenschlag“ her. „Wieder nur lauwarme Beschlüsse, die an der Problemlösung vorbeigehen, werden die Finanzmärkte nicht mehr akzeptieren“, kommentiert der Analyst. Die Märkte wollten endlich eine Lösung für das „politische Elend“. „Mit halbgaren Lösungen werden die Politiker die Finanzmärkte ähnlich beeindrucken wie der Haartrockner, der versucht, gegen den Herbststurm anzupusten.“

Die Nachrichten seitens der Unternehmen sind unterdessen ermutigend: „Die bereits veröffentlichten Unternehmensergebnisse für das abgelaufene dritte Quartal liefern bislang solide Ergebnisse“, erklärt Halver mit Bick auf die USA. Von den 496 im S&P 500 gelisteten Unternehmen hätten bisher 78 die Analystenerwartungen übertroffen und lediglich 26 negativ überrascht. „Insbesondere Unternehmen aus den Sektoren IT und Konsum konnten dabei überzeugen.“
Die Berichtssaison nimmt derweil auch in Deutschland an Fahrt auf, unter anderem legen in den kommenden Tagen BASF, Daimler, Bayer, Lufthansa, die Merck KGaA, Linde und Volkswagen ihre Bücher offen. „Die Mehrheit der Analysten erwartet solide Zahlen“, erklärt Halver.

Kein Absturz der deutschen Wirtschaft

Auch die jüngsten Makrodaten sind nicht schlecht, wie Analysten von HSBC Trinkaus & Burkhardt mit Verweis auf den ifo-Geschäftsklimaindex bemerken: Zum einen habe sich der Aufwärtstrend beim geplanten Personalbestand der deutschen Unternehmen fortgesetzt, zum anderen hätten sich die Exporterwartungen leicht verbessert. „Wir sind daher zuversichtlich, dass bei der deutschen Wirtschaftsaktivität perspektivisch nur mit einer Wachstumsdelle und nicht mit einer rezessiven Phase zu rechnen ist.“ Einen Absturz wie 2008/2009 erwarten die Analysten nicht. „Voraussetzung hierfür ist, dass trotz der Krise um die Staatsfinanzen in der Eurozone keine Schockstarre und in der Folge Dominoeffekte wie nach der Lehman-Krise drohen.“

Charttechniker optimistisch

Aus technischer Sicht sind die Chancen für einen weiteren Anstieg des deutschen Aktienbarometers gut, das meinen zumindest Analysten der BNP Paribas. „Solange der DAX heute nicht unter 5.970 Punkte fällt, ist direktes Aufwärtspotenzial bis 6.105 und 6.150 Punkte abzuleiten.“ Und selbst wenn es zu einem Rückgang bis unter 5.850 Punkte komme: Am Ziel von 6.150/6.160 Zählern zur Wochenmitte ändere das nichts.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Montag, 24. Oktober

9.30 Uhr. Deutschland: Einkaufsmanagerindizes Oktober. Die Helaba rechnet mit 49,9 nach 50,3 Punkten beim Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe sowie 49,4 nach 49,7 Punkten für die Dienstleistungen und damit einem weiteren Rückgang.

10.00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindizes Eurozone Oktober. Die Stimmung bei Unternehmern könnte sich weiter verschlechtert haben, kommentiert die DekaBank. Die jüngsten Impulse für eine Abschwächung kämen vor allem von den bisherigen Konjunkturlokomotiven Deutschland, Frankreich, Österreich und der Niederlande. Die Einkaufsmanagerindizes für die Peripheriestaaten würden hingegen voraussichtlich zunächst auf den erreichten Rezessionsniveaus verharren.

Dienstag, 25. Oktober

Quartalszahlen Deutsche Bank, Puma, Novartis, UBS, BP, Amazon,

16.00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen des Conference Board Oktober. Hier liegen die Konsensschätzungen bei 46 Punkten, das wäre ein kleiner Anstieg gegenüber dem Vormonat, als 45,4 Punkte erreicht wurden. Das Verbrauchervertrauen des Conference Board ist ein wichtiger US-Frühindikator. Für den monatlichen Bericht wird das Vertrauen gemessen, das einzelne Haushalte in die Leistung der Wirtschaft haben.

Mittwoch, 26. Oktober

Quartalszahlen Merck KGaA, SAP, BBVA, Boeing

14.30 Uhr. USA: Aufträge langlebiger Wirtschaftsgüter September. Analysten der Helaba erwarten einen Rückgang von 1,5 Prozent gegenüber dem August.

16.00 Uhr. USA: Verkäufe neuer Häuser September.

Donnerstag, 27. Oktober

Quartalszahlen Bayer, BASF, Daimler, Deutsche Börse, Volkswagen, Fiat, France Télécom, Renault

Bank of Japan Zinsentscheid

Deutschland: Verbraucherpreise Oktober. Die deutschen Verbraucherpreise sollten laut DekaBank im Jahresvergleich um 2,8 Prozent steigen. Damit verliere die Teuerung nach dem Jahreshoch von 2,9 Prozent im September langsam wieder an Dynamik und werde zum Jahresende voraussichtlich unter 2,5 Prozent sinken. Energie werde mit Beginn der Heizsaison aufgrund der anhaltend hohen Rohölpreise auch weiterhin die Teuerung dominieren.

14.30 Uhr. USA: BIP drittes Quartal. Die DekaBank prognostiziert ein Plus von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gemessen an der zeitweise befürchteten Rezession sei dies sicherlich überraschend, offenbar hätten sich die Finanzmarktturbulenzen eher in der Entwicklung der Stimmungsindikatoren als in der tatsächlichen Aktivität niedergeschlagen. Dennoch reiche dieses Wachstum nicht aus, die Arbeitslosenquote spürbar zu verringern.

Freitag, 28. Oktober

Quartalszahlen Linde, Total

14.30 Uhr. USA: Persönliche Einkommen/Ausgaben September. Analysten gehen im Schnitt von einem Zuwachs von 0,3 Prozent bei den Einkommen und 0,6 Prozent bei den Ausgaben aus, das wäre deutlich mehr als im Vormonat, als die entsprechenden Raten bei -0,1 und +0,2 Prozent lagen.

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© 24. Oktober 2011/Anna-Maria Borse