Wochenausblick: Kein Befreiungsschlag

12. Dezember 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nachdem das Ergebnis des Euro-Krisengipfels am Freitag zu Kursgewinnen an den weltweiten Aktienmärkten geführt hat, trübt heute ein Kommentar von Moody’s die Stimmung. Die Rating-Agentur zeigt sich unzufrieden mit den Ergebnissen, nur wenige der angekündigten Krisenmaßnahmen seien neu. Ohnehin rechnet kaum ein Analyst mit einer waschechten Jahresendrallye: Zum einen sind die Probleme der Eurozone noch lange nicht gelöst, zum anderen belasten schlechte Wirtschaftsdaten aus Europa.

Die vergangene Woche war für die Börsianer extrem ereignisreich: Der Warnschuss der Rating-Agentur S&P, zahlreiche Euro-Länder inklusive Deutschland herunterzustufen, ein enttäuschender Bankenstresstest, die Leitzinssenkung der EZB und deren Ablehnung umfangreicherer Anleiherückkäufe sowie die EU-Gipfelbeschlüsse sorgten für anhaltende Aufregung. Unter dem Strich fiel der DAX bei starken Ausschlägen um 1,6 Prozent, heute Morgen notiert das deutsche Aktienbarometer bei 5.921 Punkten gut 1 Prozent im Minus.

Durchstarten der Aktien nicht zu erwarten


Reinwand

Laut Markus Reinwand von der Helaba zielen die Beschlüsse auf dem EU-Gipfel in die richtige Richtung, das verlorene Vertrauen könne mittelfristig zurückgewonnen werden. Allerdings sei mit einem Durchstarten der Aktien in den traditionell starken Wintermonaten nicht zu rechnen. Dividendentitel seien zwar gegenwärtig ähnlich niedrig bewertet wie im Frühjahr 2009, als Aktien ihr zyklisches Tief erreicht hatten. „Allerdings wird der Risikoappetit längerfristig orientierter Investoren erst wieder zunehmen, wenn die konjunkturellen Frühindikatoren ihren Boden erreicht haben.“

Chancen bei verhaltener Abschwächung

Nach Einschätzung der DekaBank ergeben sich Risiken für die Entwicklung der Aktienmärkte insbesondere aus einer weiteren Abschwächung des Wirtschaftswachstums. „Wenn es den Notenbanken und Regierungen gelingt, ihre verbliebenen Spielräume effizient zu nutzen, wird sich die Wachstumsabschwächung im Rahmen halten“, meinen die Analysten. Dann ergäbe sich gutes Potenzial für die Aktienmärkte.

Unterstützungen müssen halten


Halver

Das charttechnische Bild hat sich laut Robert Halver von der Baader Bank zuletzt wieder eingetrübt. „Schafft es der DAX über den Widerstand bei 6.000 Punkten, so sind Zugewinne bis zu 6.100 Zählern ins Auge zu fassen“, meint Halver. Werde dann noch der Widerstand bei dem seit Juli bestehenden Abwärtstrend bei aktuell 6.220 Punkten durchbrochen, so seien Kursgewinne bis zu den nächsten Widerständen bei 6.340 beziehungsweise 6.400 bis 6.600 Punkten möglich.

„Wird allerdings die bisherige Schwankungszone im DAX an der Unterstützungslinie im Bereich der 5.700 bis 5.750 Punkte nach unten verlassen, muss mit Kursabgaben bis zur nächsten Unterstützung bei 5.367 und 5.125 gerechnet werden.“

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Dienstag, 13. Dezember

11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen Dezember. Nach Ansicht der DekaBank hat sich die Stimmung spätestens Ende November nach der Intervention der großen Zentralbanken gebessert. Die Ergebnisse des EU-Gipfels entsprächen den Erwartungen, doch der erhoffte große Befreiungsschlag sei ausgeblieben. Die Analysten rechnen daher mit einem leichten Rückgang der ZEW-Konjunkturerwartungen.

14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsatz November. Die Helaba prognostiziert für den November einen soliden Anstieg der Einzelhandelsumsätze um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat. Dafür sprächen unter anderem die positiven Nachrichten aus dem Autosektor.

20.15 Uhr. USA: Federal Reserve Bank Sitzungsergebnis. Trotz zuletzt verbesserter Konjunkturdaten werde die Fed im Statement zu ihrem Zinsentscheid wohl keinen Zweifel daran lassen, dass sie nach wie vor mit einer nur gedämpften wirtschaftlichen Erholung rechne, glaubt die DekaBank. Dementsprechend erwäge die Notenbank auch weiterhin eine erneute Lockerung ihrer Geldpolitik. Wesentliche Änderungen in der Kommunikationsstrategie der Fed erwarten die Analysten bei diesem Meeting jedoch noch nicht.

Donnerstag, 15. Dezember

9.30 Uhr. Deutschland: Einkaufsmanagerindex Dezember.

10.00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindex Dezember. Für die gesamte Eurozone sollte laut HSBC Trinkaus & Burkhardt sowohl der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe als auch für den Dienstleistungssektor weiter nachgeben.

11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise November. In der Eurozone sollte mit dem finalen Wert für die Konsumentenpreise im November zum dritten Mal in Folge eine Jahresrate von 3 Prozent ausgewiesen werden, meint die HSBC. Sie ist aber zuversichtlich, dass ab März 2012 wieder Werte um die Marke von 2 Prozent realisiert werden.

14.30 Uhr. USA: New York Empire State Index Dezember. Die Helaba prognostiziert einen Sprung von 0,6 auf 5 Punkte und damit eine deutlichen Aufhellung. Der New York Empire State Index ist ein Maß für die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Einschätzung der nächsten sechs Monate im produzierenden Gewerbe des Staates New York. Ein Wert über 0 signalisiert eine positive Wirtschaftsentwicklung, ein Wert darunter eine Verschlechterung.

15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion November. HSBC Trinkaus & Burkhard erwartet für die USA im November ein weiteres leichtes Plus.

16.00 Uhr. USA: Philadelphia Fed Index Dezember. Die DekaBank geht von einer leichten Stimmungsaufhellung aus und prognostiziert 8 Punkte nach 3,6 im November. Der Index der Philadelphia Federal Reserve Bank zählt zu den wichtigsten Frühindikatoren für den US-Markt. Ein positiver Indexstand deutet auf eine Expansion der US-Wirtschaft hin.

Freitag, 16. Dezember

Großer Verfallstag („Dreifacher Hexensabbat“)

14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise November. Laut Helaba ist von einem Zuwachs von 0,3 Prozent gegenüber dem Oktober auszugehen, im Vergleich zum Vorjahr ergäbe das ein Plus von 3,7 Prozent.

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© 12. Dezember 2011/Anna-Maria Borse