Wochenausblick: Keine nachhaltige Konsolidierung

9. Mai 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Ganz unerwartet war er nicht, der Kurseinbruch der vergangenen Woche. Viele Analysten hatten vor einer Überhitzung der Aktienmärkte gewarnt. Am Freitag schickten die Arbeitsmarktdaten aus den USA die Kurse aber wieder gen Norden. Eine anhaltende Konsolidierung prognostizieren die meisten Analysten ohne hin nicht – dafür seien die Fundamentaldaten zu gut. Am Montag morgen liegt der DAX bei 7.478 Punkten unverändert gegenüber dem Vorwochenschluss.

Viel Diskussionsstoff bieten die Rohstoffpreise: Während vor zwei Wochen etwa bei Gold und Silber noch historische Höchstmarken erreicht wurden, stürzten die Preise in der vergangenen Woche ab. Eine Feinunze Silber, für die vor zehn Tagen noch fast 50 US-Dollar gezahlt werden musste, kostete am Freitag weniger als 36 US-Dollar. Auch der Ölpreis gab deutlich nach und sank innerhalb weniger Tage von rund 125 US-Dollar für einen Barrel der Sorte Brent auf 109 US-Dollar.

Gerüchte um Währungsunion belasten Euro

Zum Wochenende überraschten darüber hinaus Berichte über einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone. Diese wurden vom Vorsitzenden der Euro-Gruppe, dem EU-Gremium zur Koordination der Steuer- und Wirtschaftspolitik, Jean-Claude Juncker allerdings sofort dementiert. Schon vorab hatte sich der Euro, der sich gegenüber dem US-Dollar derzeit ausgesprochen stark präsentiert, abgeschwächt. Als Grund nennen Marktbeobachter die zurückhaltenden Äußerungen von EZB-Präsident Trichet am vergangenen Donnerstag, die als Hinweis auf einen Aufschub weiterer Zinserhöhungen interpretiert wurden.

„Grundzutaten“ für weiteren Anstieg sind da

Halver
Halver

„Es hat historisch schon weniger Gründe für eine ausgewachsene Konsolidierung gegeben“, meint Robert Halver von der Baader Bank und verweist auf die europäische Schuldenkrise, die seiner Ansicht nach wenig glanzvollen Wachstumsraten der USA im ersten Quartal und den Inflationsdruck. Die Ängste vor einer deutlichen konjunkturellen Konsolidierung seien aber nicht gerechtfertigt: Die Konjunktur befinde sich lediglich im Übergang vom dynamischen Nachkrisenwachstum zu mehr Nachhaltigkeit. „Die Grundzutaten für eine bis zum Jahresende weitere Befestigung der Aktienmärkte im Allgemeinen und für den DAX im Speziellen sind unverändert gegeben.“

Kein Grund mehr für Zukäufe

Christian Stocker von der Unicredit Group zeigt sich zurückhaltender, er erwartet für die kommenden Tage insgesamt etwas schwächere Kurse. „Die jüngsten Arbeitsmarktdaten aus den USA sind gemischt“, erklärt der Analyst. Die Erwartungen bezüglich der Unternehmenszahlen für das erste Quartal seien zwar erfüllt worden, die Kurse reagierten mittlerweile aber nicht mehr. „Es fehlt der Grund, Aktienbestände aufzustocken.“

Technisch ist Weg nach oben frei

Das charttechnische Bild ist nach Einschätzung von Stefan Salomon aber unverändert gut. „Aus Sicht der übergeordneten Zeitebenen ist ein Anstieg in Richtung 7.800 bis 8.000 Punkte bis zum Sommer noch möglich“, meint der freie technisch Analyst (www.candlestick.de). Allerdings dürfe die Marke von 7.364 Punkten auf Tagessicht nicht gebrochen werden.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Montag, 9. Mai

Quartalszahlen Munich Re

Dienstag, 10. Mai

Quartalszahlen Deutsche Post

Mittwoch, 11. Mai

Quartalszahlen ArcelorMittal, Deutsche Postbank, Eon, K+S, Toyota Motor

4.00 Uhr. China: Verbraucherpreise April. Aufgrund der in den vergangenen Wochen rückläufigen Lebensmittelpreise rechnet die DekaBank für den April mit leicht gesunkenen Verbraucherpreisen. Nach 5,4 Prozent im März im Vergleich zum Vorjahresmonat erwarten die Analysten für den April 5,0 Prozent.

Donnerstag, 12. Mai

Quartalszahlen Allianz, Bilfinger Berger, Fraport, MLP, RWE, Salzgitter, Tui, Unicredit

14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsatz April. Starke Autoverkäufe und steigende Benzinpreise stützen, kommentiert die DekaBank und prognostiziert einen Zuwachs von 0,8 Prozent gegenüber dem März.

14.30 Uhr. USA: Erzeugerpreise April. Umfragen zufolge rechnen Analysten im Schnitt mit einem Plus von 0,6 Prozent im Monatsvergleich, vor allem aufgrund der gestiegenen Benzinpreise.

Freitag, 13. Mai

Quartalszahlen CréditAgricole, EADS, HypoVereinsbank, Telefónica, ThyssenKrupp

8.00 Uhr. Deutschland: BIP 1. Quartal. Insgesamt dürfte das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal um mehr als 1 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen sein, meint die DekaBank. Die Investitionstätigkeit sei gut gewesen, nicht nur wegen der Wiederbelebung der Bauinvestitionen. Auch der private Konsum habe wahrscheinlich ordentlich zugelegt. Vom Außenbeitrag erwarten die Analysten nur einen „eher bescheidenen Impuls“.

11.00 Uhr. EU: BIP 1. Quartal. Hier gehen Marktbeobachter im Durchschnitt von 0,6 Prozent im Monats- sowie 2,2 Prozent im Jahresvergleich aus.

14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise April. Wegen der stark gestiegenen Benzin- und Lebensmittelpreise prognostiziert die DekaBank ein Plus von über 3 Prozent im Jahresvergleich. Die hohen Inflationsraten seien aber wahrscheinlich nur ein temporäres Phänomen, das zeige der geringe Preisanstieg in der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie.

15.55 Uhr. USA: Verbraucherstimmung Uni Michigan Mai. Die Konsensschätzungen liegen bei 70 Punkten, das wäre ein kleines Plus gegenüber dem Vormonat mit 69,8 Punkten.

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© 9. Mai 2011/Anna-Maria Borse