Wochenausblick: Keine Siegerlaune

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16. Juni 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Fünfstellige Notierungen im DAX waren bislang nur ein kurzes Vergnügen: Am vergangenen Montag hatte der Index erstmals in seiner Geschichte oberhalb von 10.000 Punkten geschlossen, ab Mittwoch ging es schon wieder nach unten. Auch für die neue Woche mahnt das Chartbild offenbar zur Vorsicht. Etwa geht Armin Kremser von der DZ Bank davon aus, dass der Markt im Konsolidierungsmodus bleibt. „Dies bedeutet, dass auf kurzfristiger Basis weitere Kursrückschlagsrisiken abgeleitet werden können.“ Diese reichten zunächst bis zu den Hochpunkten von Februar und April bei 9.720 Punkten. „Dort besteht eine stärkere Unterstützungszone, die einem weiteren Abrutschen erst einmal entgegen steht.“

Verkaufssignale von Indikatoren

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Geyer

Laut Christoph Geyer von der Commerzbank befindet sich der DAX inzwischen im Bereich einer Kreuzunterstützung, die üblicherweise einen guten Halt biete. „Allerdings haben die Indikatoren Verkaufssignale generiert“, erklärt der Charttechniker. Zudem habe der Stochastik-Indikator eine Divergenz hinterlassen. „Daher wächst die Gefahr, dass die aktuelle Unterstützungslinie unterschritten wird. Ein Rückgang bis in den Bereich von 9.700 Punkten sollte daher erwartet werden.“  

Jörg Scherer von HSBC Trinkaus verweist auf frische Verkaufssignale seitens des MACD, den Bruch des Aufwärtstrends im Verlauf des RSI und das jüngste ausgeprägte ‚Swing High‘. Damit rückten die alten Ausbruchsmarken bei 9.810/9.794 Punkten in den Fokus. „Zusammen mit der Aufwärtskurslücke vom 26. Mai mit der unteren Gapkante bei 9.780 Punkten ergibt sich hier die entscheidende Unterstützungszone.“ Oberhalb des angeführten Bereichs bleibe die laufende Aufwärtsbewegung intakt, dann würden die Analysten weiter an den Zielmarken von kurzfristig 10.131 und mittelfristig 10.600 Punkten festhalten. Im Negativszenario stehe dagegen der dominierende Aufwärtstrend seit September 2011 bei aktuell 9.743 Punkten zur Disposition.

Ein ‚Swing High‘ ist eine Spitze, die ein Preis oder ein Indikator inmitten anderer Spitzen erreicht. Eine ganze Reihe solcher Spitzen soll einen Aufwärtstrend signalisieren.

Kämpfe im Irak belasten

Neben den charttechnischen Risiken spricht derzeit aber auch Anderes für eine anhaltende Schwäche am Aktienmarkt: Für Unruhe sorgen zum Beispiel die Kämpfe im Irak, Öl der Sorte Brent hat sich bereits deutlich verteuert und am Freitag mit 114,69 US-Dollar den höchsten Stand seit neun Monaten erreicht. Der DAX notiert am Montagmorgen bei 9.885 Punkten leicht im Minus. Vergangene Woche hatte der Index unter dem Strich verloren und war am Freitag bei 9.912,87 Punkten aus dem Handel gegangen.

„Vor allem die Gewinnwarnung von Lufthansa und die Senkung der Welt-Konjunkturprognose von 3,2 auf 2,8 Prozent belastete die Stimmung am Aktienmarkt“, meint die Landesbank Baden-Württemberg. Aber auch die inzwischen „recht stattliche Bewertung“ schränke die Kaufbereitschaft der Investoren ein. „Vor diesem Hintergrund rechnen wir in den kommenden Wochen nicht mit einer Fortsetzung der Kursrallye, sondern sehen vielmehr Konsolidierungsbedarf.“

Zumindest starkes Auf und Ab

„Wir gehen davon aus, dass nach dem rasanten Kursanstieg zwar jederzeit mit einer Korrektur am Markt gerechnet werden muss. Mit Blick auf das zweite Halbjahr bleiben wir aber positiv gestimmt“, erklärt unterdessen die DekaBank in ihrem Monatsausblick. Die Rahmenbedingungen für risikoreiche Anlageklassen seien intakt und hätten mit dem jüngsten Maßnahmenpaket der EZB einen starken zusätzlichen Impuls erhalten. „Hinzu kommt, dass der deutsche Aktienmarkt durch die Gewinnentwicklung der Unternehmen auch fundamental unterstützt ist.“ Unter zunehmenden Schwankungen würden sich die Kurse weiter moderat nach oben bewegen. Die Bank hat ihre Sechs- und Zwölfmonats-Prognose erhöht und rechnet jetzt mit 11.000 und 10.500 Zählern.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Montag, 16. Juni

Börsengang der JJ Auto AG

Dienstag, 17. Juni

11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen Juni. Nach dem Rückgang in den Vormonaten rechnet HSBC Trinkaus mit einer leichten Verbesserung von 33,1 auf 35,0 Punkte. Als Gründe führen die Analysten das neue Allzeithoch des DAX, den zuletzt etwas schwächeren Euro und die von der EZB angekündigten Maßnahmen zur Stimulierung der Konjunktur an.

14.30 Uhr. USA: US-Verbraucherpreise Mai. Die US-Verbraucherpreise sind nach Einschätzung der DekaBank im Mai erstmals seit Juli 2013 wieder um rund 2 Prozent gestiegen. Eine auffallende Preisentwicklung erwarten die Analysten aber  weder für Lebensmittel- noch für Energiepreise.

Mittwoch, 18. Juni

20.00 Uhr. USA: Zinsentscheid der US-Notenbank. Wie HSBC Trinkaus feststellt, werden auf breiter Front ein unveränderter Leitzins und eine Reduzierung der Anleihekäufe um weitere 10 auf 35 Milliarden US-Dollar erwartet. Interessanter seien die überarbeiteten Projektionen: Die Analysten gehen davon aus, dass die Fed die Prognose für das BIP-Wachstum 2014 von 2,9 auf 2,4 Prozent reduzieren wird. Auch die Erwartungen bezüglich der Arbeitslosenquote würden voraussichtlich leicht nach unten angepasst.  

Donnerstag, 19. Juni

Regulärer Börsenhandel an Fronleichnam

Freitag, 20. Juni

„Hexensabbat“: Optionen und Futures auf Aktien und Indizes verfallen, gegen Mittag wird z.B. der Settlementpreis für den DX-Future festgestellt. Der Tag kann von Kursschwankungen und hohen Handelsvolumina geprägt sein.

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von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 16. Juni 2014