10. Oktober 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach einer abermals turbulenten Handelswoche sehen viele Analysten nun erstes Licht am Ende des Tunnels. Nicht zuletzt die Ankündigung von Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy vom Wochenende, alles Nötige für eine Rekapitalisierung der Banken tun zu wollen, spricht Marktbeobachtern zufolge für eine Fortsetzung der Erleichterungsrallye.
Schon in der Vorwoche sorgten die von den Notenbanken der USA, der Eurozone und Großbritanniens angekündigten Unterstützungsmaßnahmen für bessere Laune. Zuvor hatte die Schuldenkrise mit dem Eingeständnis Griechenlands, das geplante Sparziel für das laufende Jahr nicht erreichen zu können, der Herabstufung Italiens durch Moody’s und dem Beinahe-Zusammenbruch des französisch-belgischen Kommunalfinanzierers Dexia einen neuen Höhepunkt erreicht.
In der vergangenen Woche legte der DAX allerdings um 3,2 Prozent zu, heute Morgen notiert das deutsche Aktienbarometer bei 5.683 Punkten nahezu unverändert.
Negative Signale von Unternehmensseite
EFSF, Rekapitalisierung der Banken, Schuldenschnitt für Griechenland: Auch in der neuen Handelswoche interessieren die Börsianer vor allem Nachrichten zur Euro-Krise. Vor allem steht am morgigen Dienstag die wichtige Entscheidung der kritischen Slowaken über die Ausweitung des Rettungsschirms an.
Darüber hinaus beginnt aber auch die US-Berichtssaison. Wie immer macht der Aluminiumkonzern Alcoa den Auftakt, mit JPMorgan Chase folgt noch in dieser Woche eine der ganz großen US-Banken. Insgesamt sind die Erwartungen bezüglich der Unternehmensgewinne im abgelaufenen Quartal durchwachsen, besonders für den Finanzsektor wird mit schlechten Zahlen gerechnet.
Konjunkturdaten sind in dieser Woche rar gesät, im Fokus dürften die aktuellen US-Einzelhandelszahlen und das US-Verbrauchervertrauen am Freitag stehen.
Abschwächung in Kursen enthalten
Dennoch: Während sich in den vergangenen Wochen Analysten mit ihrem Pessimismus gegenseitig übertrumpften, sieht es mittlerweile etwas besser aus. Die DekaBank gehört zu den Adressen, die ein wenig Optimismus verbreiten. „Die Bewertungskennzahlen gemessen an den Kurs-Gewinn-Verhältnissen sind deutlich unter ihren langjährigen Durchschnitten und zeigen, dass eine Konjunkturabschwächung schon eingepreist ist“, erklären deren Analysten. Risiken für die weitere Entwicklung der Aktienmärkte könnten zwar durch ein Übergreifen der Finanzmarktprobleme auf die reale Wirtschaft entstehen. „Wenn es, wie von uns erwartet, zu einer Fortsetzung des moderaten Weltwirtschaftswachstums kommt, ergibt sich aber Aufwärtspotenzial für die Aktienmärkte.“ Auf Sicht von sechs Monaten sehen die Experten den DAX bei 6.000 Punkten, auf Jahressicht bei 6.500 Punkten.
Pleite Griechenlands als Befreiungsschlag
„Da die meisten Marktteilnehmer jegliche Hoffnung bezüglich einer Lösung des leidigen Griechenland-Themas schon aufgegeben haben, könnte selbst eine Insolvenz mit Auffangaktion für die Banken wie ein Befreiungsschlag für die Börsen wirken“, meint Helmut Knestel vom Finanzdienstleister Gecam aus Wangen im Allgäu. Die aktuellen Bewertungen seien, sowohl auf Grundlage des Kurs/Gewinn- als auch des Kurs/Buchwert-Verhältnisses, historisch günstig. „Manche Unternehmen notieren sogar schon auf Höhe ihrer Barbestände. Man bekommt also Inventar und Geschäftsmodell gratis dazu.“ Wer über einen langen Anlagehorizont verfüge, werde jetzt mit dem Einstieg in günstig bewertete Qualitätsaktien nicht viel falsch machen können.
Freundliches technisches Bild
Schmidt
Charttechniker weisen auf die zunehmende Dynamik der Aufwärtsbewegung hin. Nach den Kursgewinnen der vergangenen Tage sei nun ein nachhaltiger Bruch der Handelsspanne im Bereich von 5.660 Zählern möglich, erläutert etwa Christian Schmidt von der Helaba. Dadurch werde weiteres Aufwärtspotenzial generiert. „Die Chancen dafür stehen gut, da die Bewegungsdynamik, abzulesen am Dynamic Momentum Index und dem zu erwartenden „closing tail“, zugenommen hat.“ Das nächste große Kursziel sieht Schmidt dann bei 5.949 Punkten. Ein „closing tai“ liegt vor, wenn der Schlusskurs nahe am Tagestief steht. In der Charttechnik wird dies als klares Zeichen einer zunehmenden Dynamisierung interpretiert.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 10. Oktober
8.00 Uhr. Deutschland: Handelsbilanz August.
Dienstag, 11. Oktober
Quartalszahlen Alcoa
20.00 Uhr. USA: Federal Reserve Bank Sitzungsprotokoll vom 20./21. September. In den USA hat die Federal Reserve Bank im September den Kauf von Anleihen mit einer Restlaufzeit von sechs bis 30 Jahren im Umfang von 400 Milliarden Euro beschlossen, wie HSBC Trinkaus anführt. Das Protokoll der Sitzung werde zeigen, ob die Notenbank weitere Maßnahmen ins Auge gefasst habe.
Donnerstag, 13. Oktober
Quartalszahlen JPMorgan Chase
14.30 Uhr. USA: Handelsbilanz August.
Freitag, 14. Oktober
4.00 Uhr. China: Verbraucherpreise September. Im August sank die chinesische Inflationsrate laut Helaba auf 6,2 Prozent, damit habe die Teuerung ihren Höhepunkt vorerst überschritten. Als Gründe nennen die Analysten geldpolitische Maßnahmen sowie das Nachlassen der Rohstoffpreissteigerungen. Dies lasse auf weitere sukzessive Rückgänge der Teuerung schließen. Ein drastischer Rutsch der Inflationsrate sei jedoch nicht zu erwarten.
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsatz September. Im September dürften die Einzelhandelsumsätze überdurchschnittlich stark angestiegen sein, meint die DekaBank. Hintergrund seien überraschend gute Verkaufszahlen der Autohändler sowie ein erneuter Preiseffekt im Bereich Benzin.
15.55 Uhr. USA: Verbraucherstimmung Uni Michigan Oktober. Laut Helaba hat sich die Verbraucherstimmung im Oktober leicht von 59,4 Punkten auf 60 verbessert. Der Index der University of Michigan basiert auf einer telefonischen Befragung von mindestens 500 Konsumenten in den USA und gilt als wichtiger US-Frühindikator.
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© 10. Oktober 2011/Anna-Maria Borse