20. Juni 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die EU-Finanzminister ringen weiter um die Griechenlandhilfen, d.h. um die Auszahlung der nächsten Tranche des bereits abgesegneten Pakets und um neue Mittel. Deutschland und Frankreich hatten sich gestern auf die Einbeziehung privater Gläubiger geeinigt, die soll allerdings freiwilliger Natur sein.
Zu allem Übel geht es in Griechenland nun auch politisch drunter und drüber, der Ministerpräsident Papandreou will nun die Vertrauensfrage stellen. Darüber hinaus kochen die Sorgen um eine Konjunkturabschwächung in den USA wieder hoch. Angesichts all dieser Probleme hält sich der DAX erstaunlich stabil oberhalb der 7.000 Punkte-Marke. Nach einem Plus von 1,3 Prozent in der Vorwoche liegt das deutsche Aktienbarometer heute Morgen bei 7.089 Punkten rund 1 Prozent im Minus.
Weiter hohe Volatilität
Roth
Laut Oliver Roth von Close Brothers Seydler wird auch die neue Woche von hoher Unsicherheit geprägt sein. „Griechenland und die US-Konjunktur bleiben die großen Themen. Solange es da keine Lösung gibt, wir es so weitergehen.“ Sollte sich diese aber abzeichnen, könnten die Märkte wieder in „ruhigeres Fahrwasser“ kommen.
Griechenland-Lösung unabdingbar für die Eurozone
Halver
Robert Halver von der Baader Bank weist nochmals darauf hin, dass auch die Renditen zehnjähriger irischer und portugiesischer Staatsanleihen stetig weiter steigen. „Der Renditeverlauf verdeutlicht, dass der finanzwirtschaftliche Abstieg Griechenlands von den Kapitalmärkten keineswegs singulär, sondern als Muster auch für die weitere Entwicklung anderer krisengeschüttelter Peripheriestaaten gesehen wird.“ Von jeglichen weiteren Krisensymptomen des griechischen Patienten gehe damit eine akute Ansteckungsgefahr aus. „Die nachhaltige Lösung der griechischen Frage ist damit existenziell für die Eurozone.“
Für den DAX erwartet Halver über den Sommer eine volatile Seitwärtsbewegung, längerfristig werde der deutsche Aktienmarkt aber von der weiterhin üppigen Liquiditätsausstattung und der nachhaltig robusten Verfassung der Wirtschaft hierzulande profitieren. „Die Prognose von 8.000 Punkten für den DAX am Jahresende bleibt erhalten.“
Technik: Beschleunigung der Abwärtsbewegung möglich
Schmidt
Charttechnisch ist der deutsche Aktienmarkt nach Einschätzung einiger Analysten allerdings angeschlagen. „Die Abwärtsrisiken nehmen zu“, urteilt Christian Schmidt von der Helaba. Das werde vor allem mit Blick auf die trendfolgenden Indikatoren DMI und die gleitenden Durchschnitte deutlich. „Bemerkenswert ist, dass sich die Retracement-Marke bei 7.033 Zählern zuletzt als guter Support erwiesen hat.“ Dies bedeute im Umkehrschluss, dass ein nachhaltiges Unterschreiten dieser Marke zu einer deutlichen Beschleunigung der Abwärtsbewegung führen werde. „Die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario ist groß“, befürchtet Schmidt. Ein gutes Chance- und Risiko-Profil lasse sich nicht definieren.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Montag, 20. Juni
- EU-Finanzministertreffen in Luxemburg
Dienstag, 21. Juni
- 11.00 Uhr. Deutschland: ZEW Konjunkturerwartungen Juni. Die meisten Analysten rechnen mit einer Eintrübung der Erwartungen.
- 16.00 Uhr. USA: Verkäufe bestehender Häuser Mai. Umfragen zufolge gehen Marktbeobachter annualisiert von 4,85 Millionen Verkäufen nach 5,05 im April aus.
Mittwoch, 22. Juni
- 18.30 Uhr. USA: Federal Reserve Bank Sitzungsergebnis. Im Statement und in der Pressekonferenz zum Zinsentscheid der Fed werden sowohl die zuletzt enttäuschenden Konjunkturdaten als auch der starke Anstieg der Verbraucherpreise thematisiert werden, meint die DekaBank. Die Notenbanker werden nach Ansicht der Analysten beide Entwicklungen jedoch als temporär betrachten und deshalb keine baldige Änderung ihrer Geldpolitik signalisieren. Erwartet wird die Ankündigung einer „ausgedehnte Periode“ niedriger Leitzinsen und das Ende der Staatsanleihekäufe.
Donnerstag, 23. Juni
- Fronleichnam, an der Börse Frankfurt wird aber regulär gehandelt. Börsenfeiertage können Sie aus unserem internationalen Handelskalender entnehmen.
- 9.30 Uhr. Deutschland: Einkaufsmanagerindex Juni. Für das Verarbeitende Gewerbe ist laut Helaba von einem leichten Rückgang von 57,7 auf 57,2 Punkte auszugehen, für die Dienstleistungen von einem Minus von 56,1 auf 55,9.
- 10.00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindex Euroländer Juni. Die Konjunktur schaltet nach dem starken Wachstum im ersten Quartal einen Gang zurück, meint die DekaBank und rechnet mit einer Verschlechterung bei der Einschätzung der Einkaufsmanager im Verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich.
- 16.00 Uhr. USA: Verkäufe neuer Häuser Mai.
Freitag, 24. Juni
- 10.00 Uhr. Deutschland: ifo Geschäftsklima Juni: Die Stimmung der deutschen Unternehmen wird sich im Juni laut DekaBank eintrüben, allerdings auf einem hohen Niveau. Bei der Lagebeurteilung erwarten die Experten eine Seitwärtsbewegung, die aber immer noch eine hervorragende Stimmung zum Ausdruck bringe.
- 14.30 Uhr. USA: Aufträge langlebiger Wirtschaftsgüter Mai. Die Helaba rechnet mit einem Plus von 3 Prozent, im Vormonat waren die Auftragseingänge um 3,6 Prozent zurückgegangen.
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© 20. Juni 2011/Anna-Maria Borse