Wochenausblick: Treibstoff fehlt

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18. Mai 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Mal geht es nach oben, mal nach unten. Der DAX bleibt in seiner Seitwärtsphase gefangen – mit leichter Abwärtstendenz. Am Montagmorgen notiert der deutsche Leitindex bei 11.528 Punkten nach 11.447 Punkten zum Wochenschluss.

Mehr los ist derzeit am Anleihe- und Devisenmarkt. Am Anleihemarkt sind die Kurse rasant gefallen, die Zinsen gestiegen. Der Euro-Bund-Future als Indikator für langfristige Zinserwartungen, der vor zwei Wochen noch bei fast 160 Prozent notierte, rutschte Mitte vergangener Woche unter 151 Punkte ab, aktuell sind es 153,52 Punkte. Der Euro hat sich zudem deutlich erholt: Nach seinem Tief Mitte März bei unter 1,05 US-Dollar kostet die Gemeinschaftswährung jetzt wieder 1,14 US-Dollar.

Schwache Sommermonate?

Laut Commerzbank befindet sich der DAX bis Oktober in seiner saisonal schwächeren Phase. „Allerdings sprechen das starke Wachstum der Geldmenge M1 im Euroraum und den USA, die verbesserten Aussichten für die DAX-Gewinne und die mittlerweile wieder pessimistischere Stimmung der Anleger eher für einen Seitwärtstrend als für einen weiteren Kurseinbruch“, meint Analyst Andreas Hürkamp. Die Bank rät Investoren, in den kommenden Monaten bei einem DAX unter 11.000 Punkten Aktienpositionen aufzustocken.

Fundamentaldaten stimmen

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Geyer

Die DekaBank erwartet in den kommenden Wochen zunächst eine Fortsetzung der Konsolidierungsbewegung, ehe es in der zweiten Jahreshälfte dann weiter nach oben gehe. „Die Berichtssaison über das abgelaufene erste Quartal zeigt ein insgesamt erfreuliches Bild der Umsatz- und Gewinnentwicklung“, erklären die Analysten in ihrem Ausblick für Mai und Juni. Der Markt bleibe fundamental gut unterstützt, und die aktuelle Kurskorrektur habe die Bewertungen ein ganzes Stück weit zurückkommen lassen. Das Dreimonatskursziel für den DAX wird auf 10.800 Punkte gesenkt, das Sechsmonatsziel aber auf 12.000 Zähler angehoben.

Charttechnisch noch alles im Lot

Auch unter technischen Analysten dominiert noch Zuversicht: Laut Christoph Geyer von der Commerzbank ist der langfristige übergeordnete Aufwärtstrend des DAX unverändert intakt. „Auch der kürzerfristige Aufwärtstrend, der seit Herbst 2014 besteht, konnte zuletzt gehalten werden.“ Die nachlassende Aufwärtsdynamik sei allerdings inzwischen deutlich sichtbar, der MACD-Indikator habe ein Verkaufssignal generiert. „Damit steigt die Wahrscheinlichkeit eines Trendbruchs.“ Dann sei ein Test der Unterstützungslinie bei 10.000 Punkten nicht auszuschließen. „Aktuell ist der Rückgang allerdings noch als Konsolidierung im Aufwärtstrend zu betrachten.“

S&P als Zugpferd gefragt

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Scherer

Jörg Scherer von HSBC Trinkaus zufolge befindet sich der DAX seit Mitte April im Konsolidierungsmodus. „Die letzten beiden Wochenkerzen zeigen jeweils markante Lunten auf.“ Die jüngste Kerze sei dabei sogar innerhalb der Handelsspanne der Vorperiode verblieben. „Bei einem Spurt über das Hoch der abgelaufenen Woche bei 11.702 Punkten entsteht in doppelter Hinsicht ein neues Einstiegssignal, zumal zuvor der steile Hausse-Trend seit Mitte Oktober 2014 fast punktgenau bestätigt wurde.“ Gelinge der Sprung über den Signalgeber bei 11.702 Punkten, werde zudem die Korrekturflagge im Tagesbereich nach oben aufgelöst, so dass das Rekordhoch die nächste Anlaufmarke markiere. „Helfen würde den deutschen Bluechips in diesem Zusammenhang sicherlich, wenn der S&P 500 die Lethargie der letzten Monate mit einem nachhaltigen Ausbruch auf neue Allzeithochs überwindet.“

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Dienstag, 19. Mai

11.00 Uhr. Deutschland: ZEW Lagebeurteilung/Erwartungen Mai. HSBC Trinkaus zufolge dürfte aufgrund des schleppenden Weltwirtschaftswachstums, des zuletzt wieder gestiegenen Außenwertes des Euro, der Korrekturbewegung am deutschen Aktienmarkt und der Stabilisierung bei den Ölpreisen die Stimmung für die deutsche Wirtschaft zurückhaltender sein als im April. Für die  Lagebeurteilung erwarten die Analysten einen Rückgang von 70,2 auf 68,0 Punkte, für die Erwartungen von 53,3 auf 45,0 Punkte.

Donnerstag, 21. Mai

3.45 Uhr. China: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe Mai. Die DekaBank geht davon aus, dass sich die leichte Belebung der chinesischen Wirtschaft, die im April zu beobachten war, im Mai fortsetzt. Für den Einkaufsmanagerindex prognostizieren die Analysten einen leichten Anstieg von 48,9 auf 49,5 Punkte.

10.00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindizes Mai. Laut DekaBank werden die Einkaufsmanagerindizes anzeigen, dass die Erholung im zweiten Quartal voranschreitet. Negative Schocks seien ausgeblieben. Allerdings fehlten auch Impulse für eine deutliche Stimmungsverbesserung.

Freitag, 22. Mai

10.00 Uhr. Deutschland: ifo Geschäftsklimaindex Mai. Nach dem Anstieg über sechs Monate hinweg ist nach Einschätzung der Commerzbank das Ende der Fahnenstange erreicht. Die Analysten prognostizieren einen Rückgang von 108,6 auf 108,0 Punkte.

14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise April. In den USA dürfte die Inflation im April bei -0,1 Prozent verharrt haben, meint die Commerzbank. Zwar seien die Benzinpreise zuletzt angestiegen, der Preiszuwachs liege aber unter dem saisonal üblichen Durchschnitt.

Alle relevanten Termine sowie die aktuellen Daten kurz nach ihrer Veröffentlichung finden Sie auf boerse-frankfurt.de/termine.

Von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 18. Mai 2015