Wochenausblick: Trübe Aussichten

5. September 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Wer in der vergangenen Woche auf eine Erholung an den Aktienmärkten gehofft hatte, wurde abermals enttäuscht – und auch für die neue Woche bleiben die Aussichten gedämpft. „Die ungelösten politischen Probleme in der Eurozone kleben wie Kaugummi am Schuh, der sich nicht abstreifen lässt“, kommentiert Robert Halver von der Baader Bank.

Darüber hinaus mehren sich die negativen Konjunkturnachrichten. Am Freitag waren es enttäuschende US-Arbeitsmarktzahlen, die innerhalb kurzer Zeit die Wochengewinne an den Aktienmärkten zunichte machten. Auch andere Bereiche des Kapitalmarktes senden negative Signale: Etwa setzt sich die Flucht in als sicher geltenden deutsche Staatspapiere fort, die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen fiel am Freitag auf ein historisches Tief von unter 2 Prozent. Gold notiert wieder nahe seinem Rekordhoch. Der DAX, der sich auf Wochensicht kaum verändert hatte, liegt heute Morgen bei 5.378 Punkten knapp 3 Prozent im Minus.

Mit Spannung erwartet wird in dieser Woche vor allem die Sitzung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag, auch bei den Notenbanken Großbritanniens, Schwedens, Australiens und Japans stehen in den kommenden Tagen Entscheidungen an.

Zittermonat September


Reinwand

Das miserable Abschneiden des DAX im August könnte sich laut Markus Reinwand von der Helaba durchaus als böses Omen für den September erweisen. „Schließlich ist dies der mit Abstand schlechteste Börsenmonat im Jahr“, erklärt der Analyst. In 60 Prozent der Fälle – so häufig wie in keinem anderen Monat – habe der September den Anlegern Kursverluste beschert. Zwar könne mit dem Einbruch im August bereits viel Negatives vorweggenommen worden sein, die Historie zeige aber, dass einem verlustreichen August häufig auch ein schwacher September folge. Ohnehin seien die Erwartungen immer noch zu optimistisch. „Solange aber Wachstums- und Gewinnerwartungen in zunehmendem Maße nach unten korrigiert werden, ist erfahrungsgemäß bei Aktien wenig zu holen.“

Schlechtes technisches Bild


Geyer

Aus technischer Sicht stehen DAX und auch Dow Jones erneute Abwärtsschübe bevor, befürchtet Christoph Geyer von der Commerzbank. „Im Langfristchart des DAX ist deutlich zu erkennen, dass alle langfristigen Aufwärtstrends gebrochen wurden.“ Auch wichtige Unterstützungsmarken seien nicht gehalten worden. Der Versuch, im Bereich von 5.400 bis 5.600 Punkten Boden zu finden, dürfe schwer fallen. „Somit ist auch in den kommenden Wochen noch keine Aufhellung der Lage zu erwarten“, resümiert der Analyst. Aus rein charttechnischer Sicht liege das nächste Kursziel bei mindestens 5.100 bis 5.200 Punkten. „Sollte dieser Bereich nicht halten können, liegt die nächste Unterstützung bei etwa 4.600 Punkten.“

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Montag, 5. September

USA: Feiertag (Labour Day), Börsen bleiben geschlossen

Deutschland: Sitzung Arbeitskreis Aktienindizes. Der Arbeitskreis beschließt turnusgemäß u.a. die Zusammensetzungen der großen Auswahlindizes DAX, MDAX, TecDAX und SDAX und beschließt eventuelle Zugänge wie Abgänge, die zum 16. September umgesetzt werden. Das Gremium kommt jeweils am dritten Handelstag der Monate März, Juni, September und Dezember zusammen, die Ergebnisse werden nach 22 Uhr in einer Pressemeldung veröffentlicht – auch auf boerse-frankfurt.de. Umgesetzt werden die Veränderungen am 16. September.

11.00 Uhr. EU: Einzelhandelsumsatz Juli. Umfragen zufolge erwarten die meisten Analysten keine Veränderung gegenüber dem Vormonat.

Dienstag, 6. September

12.00 Uhr. Deutschland: Auftragseingänge Industrie Juli. Die DekaBank geht nach den Großaufträgen im Vormonat von einem Rückprall aus und prognostiziert ein Minus von 2 Prozent.

16.00 Uhr. USA: ISM Dienstleistungsindex August. Die Helaba rechnet mit einem Rückgang von 52,7 Punkte im Juli auf 51 Punkte im August. Allerdings liege der Dienstleistungs-Index – wie auch der in der Vorwoche bekannt gegebene für die Industrie – damit noch oberhalb der wichtigen 50 Punkte-Marke. Der Indikator zeigt die Geschäftserwartungen der Dienstleistungsbranche auf einer Skala von eins bis 100. Werte über 50 Punkte deuten auf eine Ausweitung, Werte darunter auf eine Abschwächung der Konjunktur.

Mittwoch, 7. September

Japan: Bank of Japan Sitzungsergebnis. Auch die Bank of Japan wird nach Ansicht von HSBC Trinkaus & Burkhardt zunächst noch abwarten: Nur wenn sich die Rezessionstendenzen in den USA verschärften, sei mit weiteren geldpolitischen Maßnahmen zu rechnen.

Deutschland: Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Euro-Rettungsschirm. Die Karlsruher Richter müssen über die Verfassungsmäßigkeit der bisherigen Euro-Rettungsmaßnahmen entscheiden. Die Kläger kritisieren, dass die Hilfen die demokratischen Regeln und insbesondere das Budgetrecht des Bundestags verletzen könnten.

12.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion Juli. Nach Einschätzung der DekaBank schaltet die Konjunktur in Deutschland einen Gang zurück. Allerdings seien die Produktionszahlen im Juli nach dem schwachen Vormonat wahrscheinlich nochmals gestiegen, die Analysten prognostizieren ein kleines Plus von 0,3 Prozent. Grundsätzlich deuteten die Frühindikatoren aber auf eine nur schwache Entwicklung der deutschen Nettoproduktion in den kommenden Monaten hin: Die Bauproduktion sei bereits jetzt recht niedrig.

20.00 Uhr. USA: Beige Book. Im Konjunkturbericht der US-Notenbank sollte Ben Bernanke laut Robert Halver von der Baader Bank die Schwäche der Konjunktur bestätigen und erneut auf seinen „Instrumentenkasten“ hinweisen.

Donnerstag, 8. September

Rede von US-Präsident Obama zum Arbeitsmarkt

13.00 Uhr. Großbritannien: Bank of England Sitzungsergebnis. In Großbritannien stehen quantitative Maßnahmen nicht unmittelbar vor der Tür, meinen die Analysten von HSBC Trinkaus, wenngleich die Inflationsgefahren ab- und die Wachstumsrisiken zugenommen hätten.

13.45 Uhr. EU: EZB Sitzungsergebnis mit anschließender Pressekonferenz. Mit weiteren Zinsanhebungen wird nach den Marktturbulenzen der vergangenen Wochen nicht gerechnet, vielmehr gehen viele Analysten davon aus, dass die EZB eine Aussetzung der Anpassung oder sogar eine Zinssenkung ankündigen wird. Mit Spannung erwartet wird darüber hinaus auch die neue Inflationsprognose.

14.30 Uhr. USA: Handelsbilanz Juli.

Freitag, 9. September

4.00 Uhr. China: Verbraucherpreise August. Laut DekaBank hat die chinesische Inflationsrate im Juli mit 6,5 Prozent ihren Jahreshöhepunkt erreicht, im August sei es wahrscheinlich zu einem Rückgang auf 6,2 Prozent gekommen. Für die kommenden Monate werden sogar unter 5 Prozent prognostiziert.

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© 5. September 2011/Anna-Maria Borse