Wochenausblick: Vermehrt Lichtblicke

30. Januar 2012. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es ist unverkennbar: Der Risikoappetit an den Kapitalmärkten ist zuletzt deutlich gestiegen. „Die Vorgaben sind nicht ganz schlecht: Die Refinanzierungskosten für Südeuropa haben sich stabilisiert oder sind sogar gesunken, die aktuellen Konjunkturdaten aus Europa, besonders aus Deutschland, haben positiv überrascht“, meint etwa Christian Stocker von der Unicredit Group. Allerdings dürften keine „Querschüsse“ von Seiten Griechenlands kommen, ergänzt der Analyst mit Blick auf die Umschuldungsverhandlungen, bei denen es an diesem Wochenende abermals keine Einigung gab.

Angst vor Gewinneinbrüchen übertrieben


Reinwand

„Vermehrte konjunkturelle Lichtblicke, eine ultralockere Geldpolitik dies- und jenseits des Atlantiks sowie eine Entspannung der Euro-Schuldenkrise sprechen für weiter steigende Aktiennotierungen“, glaubt auch Markus Reinwand von der Helaba. So erhärteten sich nach dem jüngsten Anstieg des ifo-Geschäftsklimas – dem dritten in Folge – die Anzeichen dafür, dass die Konjunkturstimmung ihren Tiefpunkt hinter sich gelassen habe. „Damit relativieren sich auch die zwischenzeitlich ausgeprägten Ängste vor einem Einbruch deutscher und europäischer Unternehmensgewinne.“ Auch wenn nach den starken Aufwärtsbewegungen mit Verschnaufpausen zu rechnen sei, geht er nicht von einem erneuten Kursrutsch am Aktienmarkt aus.

Technik: Ende der Rallye in Sicht


Geyer

Das Chartbild mahnt allerdings zur Vorsicht: „Die anziehenden Umsätze in der vergangenen Woche schafften es nicht, die Märkte weiter nachhaltig nach oben zu ziehen“, erläutert Christoph Geyer von der Commerzbank. Dabei habe der DAX zwar den Widerstandsbereich zwischen 6.200 und 6.400 Punkten überwunden. „Der Dow Jones deutet dagegen bereits an, dass die Aufwärtsbewegung zu Ende gehen dürfte.“ Somit sei mit einer schwächeren Woche zu rechnen.

Immer noch keine Griechenland-Einigung

Die Herabstufung Italiens und Spaniens sowie drei weiterer EU-Länder durch die Rating-Agentur Fitch zum Wochenschluss wird nach Ansicht der meisten Beobachter im Übrigen ohne große Auswirkungen bleiben: Für die in dieser Woche anstehenden neuen Emissionen Italiens herrscht Zuversicht. Sorgen bereitet neben Griechenland hingegen Portugal, hier sind die Risikoaufschläge vergangene Woche dramatisch gestiegen.

Bundesanleihen und Gold begehrt

Der Wochenbeginn steht ganz im Zeichen der Eurokrise: Die Staats- und Regierungschefs treffen sich in Brüssel, um über den Fiskalpakts und den Rettungsschirm ESM zu beraten. Daneben nimmt die Quartalsberichtserstattung an Fahrt auf. Der DAX, der in der vergangenen Woche um 1,7 Prozent zulegte und am Freitag mit 6. 512 Punkten auf dem höchsten Stand seit August vergangenen Jahres aus dem Handel ging, liegt heute Morgen bei 6454 Punkten.

Der Euro notiert vor dem EU-Gipfel unter 1,32 US-Dollar und damit wieder etwas schwächer, aber immer noch deutlich über den Niveaus von vor zwei Wochen bei unter 1,27 US-Dollar. Gleichzeitig bleiben Bundesanleihen extrem beliebt, der Euro-Bund-Future nähert sich abermals seinem Rekordhoch. Auch Gold steigt in der Gunst der Anleger, aktuell geht eine Feinunze zu 1.728 US-Dollar über den Tisch.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Montag, 30. Januar

Quartalszahlen Philips

EU-Gipfel Brüssel: Heute kommen die Staats- und Regierungschefs der EU-Länder zusammen, unter anderem soll der im Dezember beschlossene Fiskalpakt in Vertragsform gegossen werden. Wirklich neue Entwicklungen sind laut Helaba vom Gipfel aber nicht zu erwarten. Den sich wieder häufenden Forderungen hinsichtlich einer Ausweitung des künftigen Rettungsfonds ESM würden die Regierungen wohl nicht nachkommen.

Deutschland: Verbraucherpreise Januar. Die DekaBank rechnet mit einem weiteren Rückgang der Inflation in Deutschland auf 2,3 Prozent im Januar. Von einer großen Inflationswelle sei auch auf Jahressicht nichts zu sehen.

14.30 Uhr. USA: Persönliche Einkommen/Ausgaben Dezember.

Dienstag, 31. Januar

Quartalszahlen Amazon, Banco Santander

8.00 Uhr. Deutschland: Einzelhandelsumsatz Dezember. Die Helaba erwartet ein Plus von 0,8 Prozent gegenüber dem Vormonat, im November waren die Umsätze um 1 Prozent zurückgegangen.

9.55 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenquote Januar. Trotz des milden Winters ist laut DekaBank mit einem jahreszeitlich bedingten Anstieg der Arbeitslosenzahlen zu rechnen, die Experten prognostizieren eine Arbeitslosenquote von, nicht saisonbereinigt, 7,3 Prozent.

11.00 Uhr. EU: Arbeitslosenquote Januar. Umfragen zufolge rechnen Analysten im Schnitt mit 10,4 Prozent, das wäre ein weiterer Anstieg gegenüber den 10,3 Prozent vom Dezember.

15.45 Uhr. Einkaufsmanagerindex Universität Chicago Januar. Die Helaba ist optimistisch und geht von 63 Punkten aus, im Vormonat waren es 62,5 Punkte. Der Index beruht auf einer Befragung von mehr als 200 Einkaufsmanagern des verarbeitenden Gewerbes. Ein Wert über 50 Punkte deutet auf eine wachsende, ein Wert unter 50 auf eine schrumpfende Wirtschaft hin.

16.00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen Conference Board Januar. Die Stimmungsaufhellung hält an, meint die DekaBank, sie prognostiziert 70 Punkte nach 64,5 im Vormonat. Das Verbrauchervertrauen Conference Board ist ein wichtiger US-Frühindikator. Für den monatlichen Bericht wird das Vertrauen gemessen, das einzelne Haushalte in die Leistung der Wirtschaft haben.

Mittwoch, 1. Februar

Quartalszahlen Qiagen, Fiat, Infineon

11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise Eurozone Januar.

16.00 Uhr. USA: ISM Index Verarbeitendes Gewerbe Januar. Der ISM-Index im Verarbeitenden Gewerbe sollte mit erwarteten 52,5 Punkten genauso noch auf ein leicht positives Wachstum des Sektors hindeuten wie die entsprechende Erhebung im Dienstleistungssektor, meint die HSBC. Der Indikator des Institute for Supply Management zeigt die Geschäftserwartungen der Industrie auf einer Skala von eins bis 100. Werte über 50 deuten auf eine Ausweitung, Werte darunter auf eine Abschwächung der Konjunktur hin.

Donnerstag, 2. Februar

Quartalszahlen Deutsche Bank, BBVA, Munich Re, LVMH, Royal Dutch Shell, Sony, Unilever

Freitag, 3. Februar

Quartalszahlen OMV, Volvo

14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenquote Januar. Der US-Arbeitsmarkt musste sich laut HSBC zuletzt nicht verstecken, im Dezember seien immerhin 200.000 neue Stellen geschaffen worden. Die hohe Dynamik sei aber kaum aufrecht zu erhalten, denn ein wichtiger Teil des Anstiegs sei auf den nur temporären Bedarf von Kurierdienstleistungen rund um die Weihnachtsfeiertage zurückzuführen. Für den Januar rechnen die Analysten deshalb mit einem moderateren Beschäftigungsplus von 115.000 Stellen.

16.00 Uhr. USA: ISM Dienstleistungsindex Januar.

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© 30. Januar 2012/Anna-Maria Borse