Wochenausblick: Vorsichtiger Optimismus

21. März 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die anhaltenden Katastrophenmeldungen lassen die Börsianer weiter nicht zur Ruhe kommen: „Fast scheint es so, als ob der schwarze Schwan zum Wappentier unserer Zeit geworden ist“, kommentiert Robert Halver von der Baader Bank mit Blick auf den Finanzkrisen-Bestseller von Nassim Nicholas Taleb, der die Macht des Eintretens höchst unwahrscheinlicher Ereignisse beleuchtet. Jedenfalls scheinen die Analysten aus der Finanzkrise eines gelernt zu haben: Mit Prognosen halten sie sich angesichts der Unsicherheit deutlich zurück. Klar ist aber, dass Konjunkturdaten auch in den kommenden Tagen kaum interessieren und Nachrichten aus Fernost und Nordafrika weiter den Takt vorgeben werden.

Nach Verlusten von 4,5 Prozent in der Vorwoche liegt der DAX heute Morgen bei. Impulse vom japanischen Aktienmarkt fehlen, die Börse blieb feiertagsbedingt geschlossen. Der Yen kletterte in der vergangenen Woche übrigens auf ein Rekordhoch, begründet wird dies vor allem mit dem Zurückholen von im Ausland investierten Geldern. Die G7-Länder einigten sich daraufhin auf eine koordinierte Intervention, die auch Erfolg zeigte. „Somit ist die Gefahr, dass den japanischen Unternehmen Exportanteile verloren gehen, zunächst verringert worden“, heißt es von Seiten der Commerzbank.

Historische Erfahrungen fehlen

Halver
Halver

Analysten sind sich bewusst, dass Rückgriffe auf die Vergangenheit derzeit extrem problematisch sind. Robert Halver versucht sich dennoch mit einem Vergleich der heutigen Lage mit der Situation nach dem Erdbeben von Kobe 1995: „Damals wertete der Yen auf und der Nikkei schwächte sich bis etwa Mitte des Jahres ab. Anschließend hatte man die Krise jedoch auch konjunkturell wieder im Griff. Auf die weltweiten Aktienmärkte hatte das Erdbeben ohnehin nur kurzfristig negative Auswirkungen, da auch die Perspektive des Wiederaufbaus beruhigend wirkte“, erläutert er. Vor dem Hintergrund der atomaren Probleme könne Kobe aber allenfalls als „rudimentäre Blaupause“ herhalten.

Verlierer könnten aufholen

„Für die Kapitalmärkte ist ein Aufatmen angesagt, sollte die von vielen befürchtete Nuklearkatastrophe ausbleiben“, meint die Commerzbank. Entsprechend heiße das Motto für die kommenden Tage, nach Aktien Ausschau zu halten, die während der vergangenen Woche „ungerechtfertigter Weise“ abgestraft worden seien. „Dazu zählen beispielsweise Industriekonzerne wie Siemens oder ABB, Versorger wie Enel oder Versicherungen wie Hannover Rück und Allianz.“ Die Analysten rechnen zwar mit anhaltend hohen Schwankungen, in der Summe aber mit positiven Kursbewegungen für Aktien und auch für Rohstoffe.

Positiv nur bei Ausbleiben des GAU

Salomon
Salomon

„Die Unsicherheiten über die Auswirkungen der Havarie in Japan bestehen weiterhin“, erklärt der freie technische Analyst Stefan Salomon (www.candlestick.de). Solange allerdings keine großräumige radioaktive Verstrahlung Tokios erfolge und diese Gefahr nach und nach gebannt werde, bestehe die Chance auf eine Erholung der Aktienmärkte und eine Wiederannäherung an die bisherigen Jahreshochs. „Aus technischer Sicht wären ein Anstieg über die 7.000er Marke und kurzfristig über die GAP-Oberkante bei 6.847 Punkten jeweils ein positives Signal.“ Klar negativ dagegen sei ein neues Tief mit Ziel 6.200 Punkten, verbunden mit dem Risiko, dann auch die Aufwärtstrendlinie zu knacken.

Wichtige Konjunktur- und Unternehmensdaten

Montag, 21. März

15.00 Uhr. USA: Verkäufe bestehender Häuser Februar. Umfragen zufolge wird von annualisiert 5,12 Millionen Verkäufen ausgegangen, im Vormonat waren es noch 5,36.

Mittwoch, 23. März

15.00 Uhr. USA: Verkäufe neuer Häuser Februar. Bei den Zahlen ist nicht mit einem markanten Anstieg zu rechnen, meint HSBC Trinkaus & Burkhardt und prognostiziert ein kleines Plus auf annualisiert 300.000 Verkäufe.

Donnerstag, 24. März

9.30 Uhr. Deutschland: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe/Dienstleistungen März. In den deutschen wie auch europäischen Stimmungsindikatoren wird nach Ansicht der Helaba die Katastrophe in Japan ihre Spuren hinterlassen, erwartet werden 61,7 nach 62,7 Punkten für das Verarbeitende Gewerbe und 57,6 nach 58,6 für die Dienstleistungen.

10.00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe/Dienstleistungen März. Die DekaBank erwartet zwar etwas rückläufige Werte, aber ein weiterhin hohes Niveau. Konkret gehen die Analysten von 57,9 nach 59,02 Punkten für das Verarbeitende Gewerbe und 56,4 nach 56,75 für die Dienstleistungen aus.

13.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebige Wirtschaftsgüter Februar: Die Aufträge dürften moderat zugelegt haben, meint die DekaBank und prognostiziert ein Plus von 0,5 Prozent. Nach dem starken Zuwachs im Vormonat sei das durchaus positiv zu werten.

Freitag, 25. März

10.00 Uhr. Deutschland: ifo Geschäftsklimaindex März. Die DekaBank hat zwar ohnehin mit einer Normalisierung der Stimmung gerechnet, die Naturkatastrophe in Japan lasse nun aber eine schnellere und stärkere Stimmungseintrübung erwarten. Auch wenn die Auswirkungen für Deutschland begrenzt bleiben dürften, werde das hohe Maß an Unsicherheit über die Schäden für einen Dämpfer sorgen.

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© 21. März 2011/Anna-Maria Borse