Wochenausblick: Vorsichtigeres Agieren

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9. Februar 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Das Bibbern um Griechenland geht weiter, Ministerpräsident Alexis Tsipras lehnte am gestrigen Sonntag in seiner Regierungserklärung eine Verlängerung des bestehenden Rettungsprogramms nochmals ab. Daneben spitzt sich die Ukraine-Krise weiter zu. Mit einem größeren Einbruch an den Börsen rechnen Analysten dennoch nicht. Laut Sascha Rehbein von der Weberbank behandelt der Kapitalmarkt ¬– anders als noch vor drei Jahren – die Gefahr eines möglichen Staatsbankrotts oder gar des Euro-Austritts Griechenlands isoliert. Außerhalb des Landes hätten sich die Kapitalmärkte sehr stabil gehalten. „Dies ist natürlich positiv zu werten und zeigt, dass die Maßnahmen einzelner EU-Institutionen und Mitgliedsstaaten in den vergangenen Jahren Vertrauen geschaffen haben.“

Die EZB hatte angekündigt, ab Mittwoch griechische Anleihen nicht mehr als Sicherheiten zu akzeptieren. „Für die griechischen Banken bedeutet dies, dass sie wegen fehlender Sicherheiten einen Großteil der bei der EZB geliehenen 56 Milliarden Euro zurückzahlen müssen“, erklärt Christoph Weil von der Commerzbank. Das hierfür notwendige Geld könnten sie sich zwar bei der griechischen Zentralbank in Form von Notkrediten (ELA) leihen, doch diesen Schwebezustand werde die EZB nicht lange tolerieren. „Die Uhr tickt.“ Drehe die EZB den griechischen Banken den Geldhahn zu, sei ein Austritt Griechenlands aus der Währungsunion kaum zu vermeiden. An diesem Mittwoch treffen sich die Finanzminister der Euroländer zu einer Sondersitzung.

Lieber Europa als USA

Analysten bleiben aber gelassen, etwa erwartet die LBBW für die kommenden Tage keine abrupte Trendwende an den Märkten. Grund sei der Rückenwind durch die EZB-Liquidität. „Zudem könnten der schwache Euro und die nun deutlich niedriger zu kalkulierenden Energiekosten dem einen oder anderen Unternehmen im Rahmen der weiter laufenden Berichtssaison einen etwas optimistischeren Ausblick entlocken.“

Die Weberbank sieht mittelfristig weiterhin Chancen für steigende Kurse, auch wegen des positiven Konjunkturbildes. „Europäische Unternehmen profitieren von den niedrigen Energiepreisen.“ Marktanalysten steigerten daher sukzessive ihre Gewinnausblicke, insbesondere für deutsche Unternehmen. „Außerdem wird mit dem Durchbrechen markanter Chartmarken in einzelnen europäischen Indizes, wie zum Beispiel im DAX oder Stoxx 50, die langfristige Aufwärtsbewegung deutlich unterstützt.“ Das klare Übergewicht in US-Aktien hat die Bank zuletzt reduziert und Gewinne mitgenommen, der rapide Anstieg des US-Dollars drücke die Umsatz- und Gewinnaussichten der US-Unternehmen. „Im Vergleich zum Vorjahr deutet sich ein Favoritenwechsel zu Gunsten der europäischen Aktienmärkte an.“

Der DAX notiert am Montagmorgen bei 10.637 Punkten nach 10.846 Zählern zum Wochenschluss am Freitag. Zwischenzeitlich war der Index vergangene Woche auf ein neues Rekordhoch von 10.984,70 Punkten geklettert.

Charttechnik: Entscheidung in den nächsten Tagen

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Geyer

Wie Christoph Geyer von der Commerzbank erläutert, wurden charttechnische Warnsignale zuletzt weder bestätigt noch negiert. Daher sei immer noch ungewiss, ob der unverändert intakte Aufwärtstrend weiterlaufe oder es zu einer Korrekturbewegung komme. „Die Entscheidung über die nächste kurzfristige Bewegung steht in den kommenden Tagen an.“

Laut Karen Szola hätte der DAX nach unten reichlich Platz, ohne das aussichtsreiche Bild zu gefährden. „Nach Sachlage sehe ich den Ausbruch über die 10.000er-Marke und das ehemalige Allzeithoch bei 10.093 Punkten vom Dezember als geglückt an. Das heißt: Der Ausbruch sollte sich nicht als Bullenfalle entpuppen“, erklärt die technische Analystin für finanzen.net und Euro am Sonntag. Möglicherweise werde das 10.000er-Niveau aufgrund der überhitzten Indikatorenlage nochmals getestet und als Unterstützung bestätigt. Erst bei einem Rückfall unter 9.800 Zähler, der oberen Begrenzung der ehemaligen 2014er-Kernschiebezone, müsse der Ausbruch als Fehlsignal interpretiert werden. Das kurzfristige Potenzial sei zunächst bis auf etwa 11.100 Punkte begrenzt. „Perspektivisch ergibt sich beim DAX ein übergeordnetes Kursziel zwischen 11.600 und 12.000 Zählern.“

Nur wenige Konjunkturdaten stehen in dieser Woche zur Veröffentlichung an, viele Zahlen kommen hingegen von Unternehmensseite: Etwa berichten HeidelbergCement, TUI, die Commerzbank und ThyssenKrupp über das abgeschlossene Quartal.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Donnerstag, 12. Februar

14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze Januar. Laut Commerzbank hat der Benzinpreisrutsch den US-Einzelhandelsumsatz im Januar deutlich gedrückt. Auch wenn den Verbrauchern hierdurch mehr Geld im Portemonnaie geblieben sei, in der Summe erwarten die Analysten einen Rückgang des Einzelhandelsumsatzes gegenüber dem Dezember von 0,6 Prozent.

Freitag, 13. Februar

8.00 Uhr. Deutschland: BIP 4. Quartal. Die DekaBank rechnet mit positiven Überraschungen: Statt der im Rahmen der vorläufigen Zahlen genannten 0,25 Prozent Wachstum in Deutschland sei mit 0,4 Prozent zu rechnen.

11.00 Uhr. EU: BIP 4. Quartal Eurozone. Die Wirtschaft im Euroraum hat laut Commerzbank im Schlussquartal 2014 mit 0,2 Prozent wohl ähnlich schwach zugelegt wie im dritten Quartal. Allerdings sei Spaniens Wirtschaft kräftig expandiert, auch in Deutschland werde mit 0,4 Prozent ein recht ordentliches Plus zu Buche stehen. Die Wirtschaft in Frankreich und Italien sei aber wohl kaum gewachsen.

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Von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 9. Februar 2015