Wochenausblick: Warten auf Draghi und Alcoa

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7. Januar 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). 2013 nimmt Fahrt auf: Bereits in der zweiten Woche stehen mit der EZB und der Bank of England die ersten wichtigen Notenbanksitzungen an. Ob das neue Jahr allerdings auch neuen Wind in die Entscheidungen der Währungshuüter bringt, darf nach Ansicht der HSBC bezweifelt werden. „In Großbritannien zeigte man sich noch auf der letzten Sitzung im Dezember einig darüber, dass das aktuelle Volumen des Anlaufprogramms von Staatsanleihen angemessen ist – auch mit Blick auf die erwartete Kontraktion des Wirtschaftswachstums im vierten Quartal. Seit der jüngsten Sitzung zeigte sich die konjunkturelle Datenlage im Königreich weiter durchwachsen“, fasst Analystin Jana Meier zusammen.

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Meier

Auch die EZB kämpfe mit einem rezessiven Umfeld. „Zwar gab es auch im gemeinsamen Währungsraum zaghafte konjunkturelle Stabilisierungstendenzen, vor allem die Einkaufsmanagerindizes im Dezember brachten aber erneut Ernüchterung. Und auch die Arbeitslosenquote steigt wohl weiter ungebremst“, erklärt Meier. Zumindest einige Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses könnte diese Entwicklung dazu bewegen, sich im Januar für eine neuerliche Zinssenkung auszusprechen. „Eine Mehrheit für einen Leitzins von 0,50 Prozent dürfte sich aber wohl erst im Laufe des ersten Quartals finden lassen“, erwartet die Analystin jedoch. Es sei daher davon auszugehen, dass Draghi eine Senkung des Leitzinses am Donnerstag nicht ausschließen wird, um sich die Tür für einen solchen Schritt in den kommenden Monaten offen zu halten.

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Halver

Marktstratege Robert Halver von der Baader Bank rechnet für diese Woche mit einer stabilen, schwankungsarmen Entwicklung an den Finanzmärkten, die mit Blick auf den Start der US-Berichtssaison aber Überraschungspotenzial habe. Nach Ansicht von Halver dürfte ein positiver Konjunkturausblick von Aluminiumkonzern Alcoa, der am Dienstag traditionell die US-Berichtssaison einläutet, den Aktienmärkten Unterstützung bieten.

Chartbild weiter gut

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Schmidt

Nach einem fulminanten Start des DAX ins neue Jahr und einem damit verbundenen neuen Impulshoch, hat das Momentum nach Einschätzung von Charttechniker Christian Schmidt von der Helaba zwar nachgelassen. „Insgesamt zeigen die gleitenden Durchschnitte uüber mehrere Zeitebenen aber allesamt nach oben, so dass die kurzfristigen Chancen für das Erreichen neuer Hochs gegeben sind“, erklärt der Analyst. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass das Fibonacci-Level bei 7.755 Punkten nachhaltig überwunden werde. „Gelingt dies, idealerweise in der kommenden Woche, geht die Reise in Richtung von 8.000 Punkten weiter“, prophezeit Schmidt.

Optimistisch zeigen sich auch Wieland Staud und Marcus Metz von Staud Research, nach deren Auffassung die Devise an den Aktienmärkten weiter „Aufwärts“ heißt. „Alles andere wäre bei den momentanen Umständen unangemessen, wenngleich sich in den vergangenen Wochen zugegeben einiges an Konsolidierungspotential angesammelt hat. Solange aber keine konkreten andersdeutenden Signale vorliegen, gilt es, den gegenwärtigen Positivtrend fortzuschreiben“, konstatieren die Analysten. Ziel blieben somit Kurse nahe der Rekordhochs von 8.151 Punkten. Kurse unter 6.950 sieht Staud Research als Marktrisiko.

Am Montagmorgen gibt der deutsche Leitindex DAX um 0,2 Prozent leicht nach auf 7.760 Punkte, für den Euro Stoxx 50 geht es gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag um 0,1 Prozent auf 2.711 Zähler aufwärts. Das Rentenbarometer Euro-Bund Future notiert mit 143,08 Prozent weiter deutlich unter den Höchstständen der vergangenen Wochen von rund 145,7 Prozent. 

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Von Konjunkturseite stehen Industrieproduktionsdaten aus Deutschland und Großbritannien auf der Agenda. In den USA bleibt es an der Datenfront in der zweiten Jahreswoche weitestgehend ruhig.

Montag, 7. Januar

  • 11.00 Uhr. Europa: Produzentenpreise, November. Die HSBC rechnet mit einem Rückgang im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozent. Der Konsens erwartet hingegen, dass die Preise wie schon im Vormonat um 0,1 Prozent anziehen.

Dienstag, 8. Januar

  • 8.00 Uhr. Deutschland: Handelsbilanz, November. Der Handelsbilanzüberschuss dürfte aus Sicht der HSBC aufgrund der schwachen globalen Nachfrage auch im November weiter geschmälert worden sein. „Die Nettoexporte drohen deshalb erstmals seit eineinhalb Jahren wohl einen negativen Wachstumsbeitrag zu liefern“, argumentieren die Analysten und rechnen mit einem Überschuss von 14 Milliarden Euro, nach 15,2 Milliarden im Oktober.
  • 12.00 Uhr. Deutschland: Auftragseingänge, November. Die juüngste Entwicklung der Auftragslage – im Oktober stand ein sattes Plus von 3,9 Prozent gegenüber dem Vormonat zu Buche – macht laut HSBC Mut, dass die Industrie in den kommenden Monaten wieder mehr zu tun hat. Der von uns im November erwartete kleine Rücksetzer der Auftragslage dürfte lediglich eine Korrektur des Vormonatsplus widerspiegeln.
  • 11.00 Uhr. Europa: Einzelhandelsumsätze, November und Arbeitslosenquote, November.

Mittwoch, 9. Januar

  • 10.30 Uhr. Großbritannien: Handelsbilanz, November.
  • 12.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion, November.

Donnerstag, 20. Dezember

  • 8.45. Frankreich: Industrieproduktion, November.
  • 13.00 Uhr. Großbritannien: Bank of England Zinsentscheidung, Januar. Nachdem sich die Bank of England auf der letzten Sitzung im Dezember einig darüber zeigte, dass das aktuelle Volumen des Anlaufprogramms von Staatsanleihen angemessen ist, erwartet die HSBC auch für die Januarsitzung keine Neuigkeiten von der britischen Notenbank. „Per Saldo hat sich die wirtschaftliche Situation nicht so stark geändert, als dass die geldpolitischen Entscheidungsträger von ihrem Meinungsbild abrücken müssten. Sowohl der Umfang des Ankaufprogramms als auch der Leitzins sollten entsprechend unverändert bleiben“, fasst die HSBC zusammen.
  • 13.45 Uhr. EU: Europäische Zentralbank Zinsentscheidung, Januar. Aus Sicht der Helaba ist bei der ersten Sitzung des EZB-Rats nicht mit einer Zinssenkung zu rechnen. „Auch die jüngsten Äußerungen von Ratsmitgliedern sprechen für wachsende Einsicht, dass eine Lockerung nicht mehr viel bringt, außer noch mehr Ärger mit inflationsskeptischen Bürgern. Negative Zinsen etwa bei der Einlagefazilität wären zudem ein Experiment mit unbekannten Begleiterscheinungen“, argumentiert das Institut.

Freitag, 21. Dezember

  • 10.30 Uhr. Großbritannien: Industrieproduktion, November.
  • 13.30 Uhr. USA: Handelsbilanz, November.

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© 7. Januar 2013/Karoline Kopp