Wochenausblick: Zu früh gefreut

11. Juli 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Das Aufatmen nach der Zustimmung des griechischen Parlaments zum neuen Sparpaket kam zu früh, von Licht am Ende des Tunnels in Sachen europäischer Schuldenkrise kann noch lange nicht die Rede sein. Einem Paukenschlag gleich stufte die Rating-Agentur Moody’s am Mittwoch Portugal herab – und das um gleich vier Stufen auf Ramschstatus. „Nach der Griechenland-Rettung ist vor der Portugal-Rettung?“, fragte sich danach etwa Christian Apelt von der Helaba.

Daneben gerät auch Italien zunehmend unter Druck: Am Freitag kletterten die Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen gegenüber den deutschen auf den höchsten Stand seit der Euro-Einführung. Die Aktienmärkte Italiens, Spaniens, Portugals und Griechenlands erlitten in der vergangenen Woche empfindliche Verluste. Der DAX schlug sich noch vergleichsweise gut und beschloss die Woche mit einem kleinen Minus von 0,2 Prozent, heute Morgen liegt das deutsche Aktienbarometer bei 7.353 Punkten gut 0,6 Prozent im Minus.

Auf der heutigen Sitzung der Euro-Gruppe in Brüssel wird unterdessen über die Einzelheiten des zweiten Hilfspakets für die Griechen verhandelt. Diskutiert werden insbesondere die Beteiligung privater Gläubiger und die Folgen für die Beurteilung durch die Rating-Agenturen.

Durchwachsene Unternehmenszahlen


Halver

Die anstehende Berichtssaison wird nach den konjunkturellen Turbulenzen des zurückliegenden Quartals gemischt ausfallen, meint Robert Halver von der Baader Bank. Den DAX sieht der Stratege daher vorerst in einer volatilen Bandbreite zwischen 6.800 und 7.600 Punkten. „Für US-amerikanische Unternehmen wird mit einer Ergebnissteigerung von 14,6 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert gerechnet“, erklärt Halver. Eine genauere Analyse zeige allerdings, dass der Energiesektor aufgrund des hohen Ölpreises für den Löwenanteil des Zuwachses verantwortlich sei. „Ohne den Energiebereich verringern sich die Gewinne der verbleibenden neun Branchen des S&P 500 um 0,5 Prozent.“

Die DekaBank geht davon aus, dass sich die Frühindikatoren nach einer temporären konjunkturellen Schwächephase wieder stabilisieren werden und dass der Zyklus nicht in eine Rezession abgleitet. „In diesem Umfeld steigen die Unternehmensgewinne weiter an, so dass auch die Aktienmärkte zulegen sollten“, meinen die Analysten.

Technisches Bild deutet auf Korrektur


Schmidt

Aus technischer Sicht sieht es für den DAX nicht mehr so gut aus, glaubt Christian Schmidt von der Helaba. „Der deutsche Leitindex ist nach dem Bruch der 7.300er-Widerstandsmarke deutlich und sehr steil nach oben gelaufen“, erklärt der Charttechniker. Im Zuge der Aufwärtsimpulsbewegung sei das Fibonacci-Projektionsziel von 7.527 Zählern nahezu idealtypisch erreicht worden. „Die Regel ist, dass sehr steile Trends schwer durchzuhalten sind, was die Wahrscheinlichkeit für eine überfällige Korrektur groß werden lässt.“

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

Montag, 11. Juli

  • Quartalsbericht Alcoa: Nach Börsenschluss in den USA eröffnet der Aluminium-Konzern Alcoa die US-Berichtssaison zum zweiten Quartal 2011.

Dienstag, 12. Juli

  • Japan: Bank of Japan Sitzungsergebnis. 14.30 Uhr. USA: Handelsbilanz Mai. Umfragen zufolge erwarten Analysten im Schnitt ein Minus von 44,1 Milliarden US-Dollar nach 43,7 im Vormonat.

Mittwoch, 13. Juli

  • Quartalsbericht Gerresheimer
  • 4.00 Uhr. China: BIP 2. Quartal. Das chinesische Bruttoinlandsprodukt dürfte laut DekaBank im zweiten Quartal mit 9,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal etwas schwächer gewachsen sein als im ersten Quartal (9,7 Prozent). Dies entspräche einer Quartalsveränderungsrate von etwa 2 Prozent und passe damit zum Szenario einer „sanften Landung“.
  • 11.00 Uhr. EU: Industrieproduktion Mai. Die Helaba prognostiziert ein Plus von 0,9 Prozent nach 0,2 im Vormonat.
  • 16.00 Uhr. USA: Halbjährliche Anhörung von Ben Bernanke vor dem Financial Services Committee des Repräsentantenhauses.

Donnerstag, 14. Juli

  • Quartalsberichte JPMorgan Chase, Südzucker
  • 11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise Juni. Der Konsens geht von einer Stagnation gegenüber dem Mai aus, auf das Jahr gerechnet ergäbe sich ein Plus von 2,7 Prozent.
  • 14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsatz Juni. Für die Einzelhandelsumsätze im Juni erwartet die Helaba einen Rückgang um 0,2 Prozent gegenüber dem Mai, ohne Pkws und Tankstellen rechnen die Analysten mit einem soliden Plus von 0,3 Prozent.
  • 14.30 Uhr. USA: Erzeugerpreisindex Juni. Aufgrund der etwas gesunkenen Benzinpreise prognostiziert die DekaBank ein Minus von 0,1 Prozent gegenüber dem Mai.

Freitag, 15. Juli

  • Quartalsbericht Citigroup
  • 14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise Juni. In den USA werden laut DekaBank die Verbraucherpreise für Juni zeigen, dass der zuletzt überraschend starke Anstieg in der Abgrenzung ohne Lebensmittel und Energie vor allem auf Sonderfaktoren zurückging. Darüber hinaus hätten niedrigere Benzinpreise zu einem leichten Rückgang der Verbraucherpreise im Monatsvergleich geführt. Bedingt durch Basiseffekte stagniere die Jahresrate aber vorerst auf ihrem hohen Niveau von 3,6 Prozent und werde erst gegen Jahresende spürbar sinken.
  • 14.30 Uhr. USA. New York Empire State Index Juli. Der regionale Empire State-Index dürfte im Juli wieder in den Expansionsbereich zurückkehren, meint die HSBC. Der New York Empire State Index ist ein Maß für die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Einschätzung der nächsten sechs Monate im produzierenden Gewerbe des Staates New York. Ein Wert über 0 signalisiert eine positive Wirtschaftsentwicklung, ein Wert unter 0 eine Verschlechterung.
  • 15.15 Uhr. USA: Industrieproduktion Juni. Hier liegen die Konsensschätzungen bei 0,4 Prozent.
  • 15.55 Uhr. USA: Verbraucherstimmung Uni Michigan Juli. Die Entspannung an der Preisfront dürfte laut HSBC Trinkaus & Burkhardt den US-Konsumenten entgegenkommen, das Konsumentenvertrauen der Universität Michigan werde im Juli leicht auf 73,5 Punkte anziehen. Der Index der University of Michigan basiert auf einer telefonischen Befragung von mindestens 500 Konsumenten in den USA. Das Verbrauchervertrauen ist ein Frühindikator für die künftigen Konsumausgaben.

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© 11. Juli 2011/Anna-Maria Borse