Wochenausblick: Zu gute Stimmung?

2. Mai 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Trotz neuem Jahreshoch beim DAX am vergangenen Freitag: Auch für die neue Woche wird viel Optimismus versprüht, zuletzt befeuert durch die Meldung vom Tod des Terroristenführers Osama bin Laden. Der DAX war am Freitag mit 7.515 Punkten auf ein neues Jahreshoch und den höchsten Stand seit Januar 2008 geklettert.

Unterdessen geht die Edelmetallrallye weiter: Silber knackte in der vergangenen Woche den historischen Rekord von 1980 und ist mit knapp 50 US-Dollar je Feinunze mittlerweile so teuer wie noch nie, Gold markierte ein neues Hoch von 1.565,60 US-Dollar.

Proppenvolle Terminkalender erwarten die Börsianer für diese Woche: Bei rund einem Drittel der DAX-Unternehmen stehen in den kommenden Tagen Quartals- beziehungsweise Hauptversammlungstermine an, wie Klaus Stabel von ICF Kursmakler bemerkt: Unter anderem Siemens, MAN, Metro, BMW, die Deutsche Telekom und die Commerzbank legen ihre Zahlen für die ersten drei Monate dieses Jahres offen.

Auch seitens Konjunktur werden wichtige Meldungen erwartet, etwa zu den neuesten Arbeitslosenzahlen in den USA. Daneben blicken die Marktbeobachter mit Spannung gen Helsinki. Dort, und nicht in Frankfurt, tagt am Donnerstag nämlich die Europäische Zentralbank. Nach einem Plus von 3 Prozent in der Nachosterwoche liegt das deutsche Aktienbarometer heute morgen bei knapp 7.600 Punkten gut 1 Prozent  im Plus.

Vorsichtigere Gangart angezeigt

„Sell in May and go away“ – über diese Börsenweisheit wird wieder einmal diskutiert. Die Commerzbank verweist darauf, dass sich historisch betrachtet das Winterhalbjahr von etwa November bis April in der Tat mit einer im Durchschnitt besseren Wertentwicklung der Aktienmärkte präsentiere als das Sommerhalbjahr.

Allerdings habe die Sache einen Haken: Jede Durchschnittsbetrachtung ebne positive und negative Ausreißer ein. Entscheidend seien letztendlich die aktuellen Rahmenbedingungen. Und diese legten derzeit durchaus eine „etwas vorsichtigere Gangart“ nahe. Für die hohen Bewertungen gebe es zwar gute Argumente, kurzfristig könne die Stimmung aber etwas zu gut sein. „Die Schuldenkrisen in Europa und den USA, die Brandherde im Nahen Osten sowie die kräftig steigenden Rohstoffpreise sind Risiken, die derzeit zwar ausgeblendet werden, aber jederzeit eine Konsolidierung der Aktienmärkte auslösen könnten“, meint die Bank. Mittelfristig seien die Perspektiven für die Aktienmärkte aber weiter gut.

Keine positiven Überraschungen mehr


Reinwand

Nach Einschätzung von Markus Reinwand von der Helaba geht die Party zu Ende. „Nachdem inzwischen rund 60 Prozent der Unternehmen aus dem S&P 500 Zahlen vorgelegt und in 72 Prozent der Fälle die Erwartungen übertroffen haben, sollte sich das positive Überraschungspotenzial in Grenzen halten“, meint der Analyst. Auch die gegenwärtig ausgeprägte Risikofreude der Aktienanleger, die sich sowohl in Stimmungsumfragen als auch in einer sehr niedrigen impliziten Volatilität zeige, vergrößere die Korrekturanfälligkeit des Marktes.

Nachhaltiger Ausbruch unwahrscheinlich


Deppermann

Das technische Bild weist laut Klaus Deppermann von der BHF-Bank auf einen eventuellen Fehlausbruch hin. „Während sich die Charttechnik bei vielen Indizes verbessert hat, haben sich etliche Indikatoren in den letzten Tagen verschlechtert“, erklärt der Analyst und verweist unter anderem auf die relative Schwäche einiger wichtiger Sektoren, etwa der Bankenwerte. In Europa zeigten darüber hinaus auch einige Länderindizes Konditionsprobleme auf dem Weg nach oben, insbesondere einige Aktienmärkte Südeuropas. „Auf schwachen Beinen steht der jüngste Anstieg an den Aktienmärkten auch gemessen an den Umsatzindikatoren“, ergänzt der Analyst.

Wichtige Konjunktur- und Unternehmensdaten

Montag, 2. Mai

Großbritannien: London Stock Exchange geschlossen

Quartalszahlen Audi

16.00 Uhr. USA: ISM Index Verarbeitendes Gewerbe April. Die regionalen Stimmungsbarometer für das Verarbeitende Gewerbe lassen laut Helaba für den ISM Index ein weitgehend unverändertes Niveau erwarten, die Analysten prognostizieren 60 Punkte. Der Indikator zeigt die Geschäftserwartungen der Industrie auf einer Skala von 1 bis 100. Werte über 50 deuten auf eine Ausweitung, Werte darunter auf eine Abschwächung der Konjunktur.

Dienstag, 3. Mai

Quartalszahlen France Télécom, Hannover Rück, Infineon, MAN, Metro

Mittwoch, 4. Mai

Quartalszahlen BMW, BNP Paribas, Fresenius SE, Fresenius Medical Care, Henkel, Linde, Siemens

16.00 Uhr. USA: ISM Index Dienstleistungen April. Auch außerhalb des Verarbeitenden Gewerbes ist laut Helaba mit einem bei 57 Punkten recht stabilen Einkaufsmanagerindex zu rechnen.

Donnerstag, 5. Mai

Quartalszahlen Adidas, AIG, BBVA, Beiersdorf, Continental, Deutsche Lufthansa, Heidelberg Cement, ING, SociétéGénérale, Swiss Re

12.00 Uhr. Deutschland: Auftragseingänge Industrie März. Die Analysten von HSBC Trinkaus & Burkhardt erwarten nach dem deutlichen Plus von 2,4 Prozent im Vormonat nun einen Rückgang um 1 Prozent gegenüber dem Februar.

13.00 Uhr. Großbritannien: Sitzungsergebnis Bank of England. In Großbritannien setzt die Notenbank weiter auf eine „Politik der ruhigen Hand“, meint HSBC Trinkaus & Burkhardt. So hätten im April zwar drei der neun Mitglieder des Monetary Policy Committee weiterhin für eine Zinserhöhung plädiert, die Mehrheit des Gremiums sehe aber wahrscheinlich nach wie vor keinen Bedarf für eine restriktivere Geldpolitik. Auch das Volumen des Kaufprogramms für Staatsanleihen bleibe wohl unverändert bei 200 Milliarden Pfund.

13.45 Uhr. EU: Sitzungsergebnis EZB mit anschließender Pressekonferenz. Im Mai wird niemand am Zinshebel drehen, meint die DekaBank. Die Analysten rechnen für den Juli mit der nächsten Aktion, gefolgt von zwei weiteren Anhebungen um jeweils 25 Basispunkte.

Freitag, 6. Mai

Quartalszahlen BASF, Commerzbank, Deutsche Telekom

12.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion März. Die Unternehmen des deutschen produzierenden Gewerbes sollten das erste Quartal erfolgreich abgeschlossen haben, vermutet die DekaBank. Der März habe mit einem Plus von 0,7 Prozent wahrscheinlich den dritten Anstieg in diesem Jahr gebracht. In der Industrie stützen die hohen Auftragsbestände, für die Bauproduktion sei nach dem starken Jahresauftakt allerdings mit einer schwächeren Entwicklung zu rechnen.

14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenquote April. Der US-Arbeitsmarktbericht dürfte laut DekaBank einmal mehr belegen, dass sich die US-Wirtschaft auf einem moderaten Wachstumspfad befindet. Frei von Witterungseffekten und begünstigt durch ein spätes Ostergeschäft rechnen die Experten mit einem Beschäftigungsaufbau von knapp 200.000 Personen, die Arbeitslosenquote werde aber noch leicht auf 8,9 Prozent steigen.

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© 2. Mai 2011/Anna-Maria Borse