Wochenausblick: Zwischen Hoffen und Bangen

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23. Juni 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach einem schwachen Wochenauftakt nahm der DAX gegen Mitte vergangener Woche an Fahrt auf und eroberte sich am Freitag mit zwischenzeitlich 10.051 Punkten ein neues Allzeithoch. „Überzeugen konnte vor allem, dass aktuell 12 der 16 Mitglieder des Offenmarktausschusses der US-Notenbank vor 2015 keine Zinswende sehen“, begründet die LBBW. Allerdings mache die Konstellation aus hoher DAX-Bewertung ohne starken Gewinntrend bei gleichzeitig recht sorgloser Marktstimmung die Börsen im Sommer anfällig für Rückschläge.

Auch Markus Reinwand warnt vor kurzfristigen Kursrisiken. „Die Konjunkturstimmung scheint den Gipfel bereits überschritten zu haben“, meint der Analyst der Helaba. Unternehmensergebnisse würden geringer wachsen als angenommen. „Anleger sollten sich zumindest auf eine deutlichere Korrektur einstellen.“ Diese könne eine ähnliche Größenordnung wie 2004 oder 2006 annehmen. Reinwand rät Anlegern, die gegenwärtige Stärkephase zu nutzen, um den Aktienanteil zu reduzieren.

Aufwärtstrend intakt

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Reinwand

Auf mittlere Sicht ist für Robert Halver die Großwetterlage für Aktien im zweiten Halbjahr allerdings nach wie vor vielversprechend. Aufgrund geopolitischer Probleme sieht der Analyst der Baader Bank die Gefahr nervöser Seitwärtsbewegungen an den Börsen über den Sommer hinweg. „Mit einer Entspannung der Situation im Irak, einer politischen Annäherung zwischen der Ukraine und Russland, weiter an Fahrt gewinnenden Volkswirtschaften der Schwellenländer und der geldpolitischen Dauerberieselung bleiben die Aufwärtskräfte für Aktien aber voraussichtlich bis Ende des Jahres erhalten.“ Investoren würden sich vermutlich auf die fundamentalen Qualitäten deutscher Unternehmen besinnen, wobei ein schwächerer Euro helfe. „Die Europäische Zentralbank wird alles unternehmen, um die Gemeinschaftswährung zum Wohle der Exportindustrie im Euroraum endlich unter die Unterstützung von 1,35 zum US-Dollar zu drücken.“

 

Neuer Rekord ausschlaggebend

Technisch kommt es nach Auffassung von Ulrich Wortberg von der Helaba nun darauf an, das Allzeithoch von Freitag erneut zu knacken. „Sollte es nicht dazu kommen, droht die Ausbildung einer Doppeltop-Formation.“ Dazu müsse die Marke von 9.829 Punkten unterschritten werden. Ein Doppeltop tritt in der Charttechnik häufig am Ende eines Aufwärtstrends auf. Bei dieser Umkehrformation wird ein neuer Höchststand zweimal erfolglos getestet, wobei der Index dazwischen für mindestens einen Monat 10 Prozent und mehr unter der oberen Widerstandslinie verharrt. „Klare Hinweise vonseiten der technischen Indikatoren gibt es nicht.“ Trotz der jüngsten Gewinne bewegten sich MACD und Stochastic unterhalb ihrer Signallinien und der RSI liege im neutralen Bereich

Robustes Fundament

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Halver

Auch Halver rät Anlegern, aus charttechnischer Sicht eine Wiederaufnahme der Korrektur in Betracht zu ziehen, da der DAX noch überverkauft sei. Dabei biete der Widerstand bei 9.921 Punkten einen ersten, wenn auch nur schwachen Halt. Eine solide Unterstützung darunter macht die Baader Bank bei 9.800 Punkten aus. „Wobei diese Auffanglinie durch die noch nicht geschlossene Kurslücke zwischen 9.822 und 9.779 Punkten verstärkt wird.“ Letztlich unterstützten die Bereiche um 9.720 Zähler und 9.600 Punkte.

„Umgekehrt ist auf dem Weg nach oben Platz bis zum bisherigen Allzeithoch bei 10.033 Punkten.“ Werde diese Marke kurzfristig überwunden, sei der Weg zunächst frei bis rund 10.200 DAX-Punkten und darüber bis zur oberen Begrenzung des seit Juni 2013 bestehenden Aufwärtstrendkanals bei derzeit 10.700 Punkten.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

In dieser Woche schauen Anleger insbesondere auf Stimmungsindikatoren und der Inflation in Deutschland.

Dienstag, 24. Juni

  • 3.30 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklimaindex Juni. Die Analysten der DekaBank erwarten für den laufenden Monat einen Anstieg der Lagebeurteilung und einen Rückgang der Geschäftserwartungen seiens der hiesigen Unternehmen. Insgesamt tendiere das viel beachtete ifo-Geschäftsklima daher eher seitwärts. Die jüngsten geldpolitischen Maßnahmen der EZB würden kaum ins Gewicht fallen, ebenso wenig wie die Krisenherde in der Ukraine und im Irak. Im weiteren Jahresverlauf geht die LBBW von soliden Wachstumsraten aus, wenn auch unterhalb des starken ersten Quartals. Das am Mittwoch auf der Agenda stehende GfK-Konsumklima dürfte mit 8,5 Punkten für den Juli auf eine gute Stimmung bei den Verbrauchern hinweisen, wie die HSBC meint. Gestützt würden die Binnenkräfte durch niedrige Arbeitslosenzahlen, Zinsen und Inflationsdaten.

Freitag, 27. Juni

  • 14.00 Uhr. Inflationsrate Deutschland Juni. Als erstes Mitgliedsland der Währungsunion gibt Deutschland seine Vorabschätzung der Inflationsrate im Juni bekannt. Die HSBC geht von unverändert 0,9 Prozent Teuerungsrate gegenüber dem Vorjahrszeitraum aus und schließt sich damit dem Konsens an. Für den gesamten Währungsraum rechnet die LBBW nach dem Vierjahrestief von 0,5 Prozent im Mai für die Jahre 2014 und 2015 mit Inflationsraten von 0,6 bzw. 1,2 Prozent. Auch wenn der Wert weit unterhalb der Notenbank-Zielmarke von knapp 2 Prozent liege, werde sich der Aufwärtsdruck bei den Zinsen in Grenzen halten.

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von Iris Merker, Deutsche Börse AG

© 23. Juni 2014