Wochenausblick: Zwischenhoch oder Wende?

29. August 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach den deutlichen Gewinnen der US-Börsen zum Wochenausklang blicken die meisten Börsianer optimistisch in die neue Handelswoche. Erst hatten die US-Börsen enttäuscht auf das Schweigen der US-Zentralbank zu Stützungsmaßnahmen reagiert, dann aber ins Plus gedreht. Fed-Chef Bernanke hatte beim Treffen der US-Notenbanker in Jackson Hole nicht wie erhofft weitere Schritte zur Belebung der Konjunktur angekündigt. Allerdings soll das September-Treffen der Notenbank auf zwei Tage ausgeweitet werden – nach Ansicht vieler ein Zeichen dafür, dass es dann zu einer weiteren geldpolitischen Ausweitung kommen wird. Nichts desto trotz: Das Problem, die Verschuldung in den USA und Europa in den Griff zu bekommen ohne eine Rezession auszulösen, bleibt weiter im Raum. Nach Gewinnen von 1,05 Prozent in der Vorwoche liegt der DAX heute Morgen mit 5.616 Punkten 1,43 Prozent im Plus.

Gute technische Signale


Geyer

Charttechnisch sei ein erneuter Anstieg in den Bereich von 5.800 Punkten in der ersten Wochenhälfte möglich, meint Christoph Geyer von der Commerzbank. Der DAX sei nach dem Unterschreiten der Marke von 5.500 in eine Erholungsbewegung übergegangen, die ihn bis knapp an die 5.800er-Marke gebracht habe. „Am Freitag rutschte der Index erneut bis 5.400 Punkte ab, um sich zum Handelsschluss wieder zu erholen“, resümiert Geyer. Der Ausbruch aus dem neuen Trendkanal sei zunächst negativ zu werten – auch die Umsätze ließen zu wünschen übrig. „Andererseits hat sich die Indikatorenlage deutlich verbessert und die Stimmungswende im Freitagshandel deutet darauf hin, dass eine weitere Erholungsrallye starten sollte.“

Die ruhige Hand fehlt

Laut Christian Apelt von der Helaba ist mit einem Befreiungsschlage an den Aktienmärkten nicht zur rechnen. Allmählich fühle sich jeder berufen, sich zur Krise zu äußern, kritisiert der Analyst. „Die Zustimmung zu den EU-Gipfelbeschlüssen wird in Frage gestellt, der Euro-Bond einmal mehr oder einmal weniger ausgeschlossen, Sondervereinbarungen an einzelne Länder werden gewährt und verwehrt.“ Eine Beruhigung an den Märkten ließe sich dadurch nicht erreichen. „Gewährleistet ist damit nur eine anhaltende Unsicherheit und hohe Volatilität an den Märkten.“

Deutschland kein Rezessionskandidat


Halver

Die Lage der deutschen Volkswirtschaft ist nach Ansicht von Robert Halver von der Baader Bank allerdings gar nicht so schlecht. Der ZEW-Indikator habe sich zwar stark eingetrübt, die ifo-Geschäftserwartungen zeigten aber ein deutlich weniger dramatisches Bild und signalisierten eher eine Abkühlung als einen Rückfall in die Rezession. „Um in der aktuellen Situation ein Übergreifen der allgemeinen Unsicherheit auf die Realwirtschaft zu verhindern, bleibt es unabdingbar, sowohl in Europa als auch in den USA für klare Rahmenbedingungen und Perspektiven zu sorgen“, meint Halver allerdings. Beim staatlichen Sparen dürfe man die Wachstumsperspektiven nicht vergessen.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Montag, 29. August

Großbritannien: Börse geschlossen

Deutschland: Verbraucherpreise August. Die deutschen Verbraucherpreise könnten im August um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sein, meint die DekaBank. Damit bewege sich die deutsche Inflationsrate seit Mai seitwärts, was sich tendenziell auch bis Jahresende fortsetzten werde. Im Vorjahresvergleich werde die Teuerung immer noch vom Basiseffekt des Rohölpreisanstiegs vor einem Jahr dominiert. Im Monatsvergleich rechnen die Analysten hingegen mit leichten Preisrückgängen, vor allem aufgrund gesunkener Benzinpreise.

14.30 Uhr. USA: Persönliche Einkommen/Ausgaben August Die Helaba erwartet sowohl bei den Einkommen als auch bei den Ausgaben ein leichtes Plus von 0,5 Prozent gegenüber dem Juli.

Dienstag, 30. August

16.00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen Conference Board August. Analysten der DekaBank befürchten den stärksten Rückgang seit Oktober 2008 und prognostizieren 46 Punkte nach 59,5 Punkten im Vormonat. Für den monatlichen Bericht wird das Vertrauen gemessen, das einzelne Haushalte in die Leistung der Wirtschaft haben. Die Haushalte bekommen Fragen zu den örtlichen konjunkturellen Bedingungen und der Verfügbarkeit von Jobs sowie zum erwarteten Familieneinkommen gestellt. Das Conference Board verfolgt außerdem die Kaufabsichten der Verbraucher in den nächsten sechs Monaten.

20.00 Uhr. USA: Sitzungsprotokoll Federal Reserve vom 9. August.

Mittwoch, 31. August

9.55 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenquote August. Die Helaba geht davon aus, dass die Arbeitslosenquote bei 7 Prozent verharrt.

11.00 Uhr. EU: Verbraucherpreise August. Die Inflation in der Eurozone könnte im August noch leicht von 2,5 auf 2,6 Prozent im Jahresvergleich anziehen, vermuten die Analysten von HSBC Trinkaus & Burkhardt.

15.45 Uhr. USA: Einkaufsmanagerindex Chicago August. Einen deutlichen Rückgang von 58,8 Punkten im Juli auf 51 im August befürchten die Experten von HSBC Trinkaus & Burkhard. Der Index beruht auf einer Befragung von mehr als 200 Einkaufsmanagern des verarbeitenden Gewerbes. Ein Wert über 50 Punkte bedeutet eine wachsende, ein Wert unter 50 eine schrumpfende Wirtschaft.

Donnerstag, 1. September

16.00 Uhr. USA: ISM Index August. Die DekaBank geht davon aus, dass es auch beim nationalen Einkaufsmanagerindex ISM für das verarbeitende Gewerbe zu einer weiteren Verschlechterung im August kommen wird. Der Index werde sogar wahrscheinlich erstmals seit Mitte 2009 unter die Expansionsmarke von 50 Punkten rutschen. Der Indikator zeigt die Geschäftserwartungen der Industrie auf einer Skala von eins bis 100. Werte über 50 deuten auf eine Ausweitung, Werte darunter auf eine Abschwächung der Konjunktur.

Freitag, 2. September

14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenquote August. Für den August rechnet HSBC Trinkaus & Burkhardt mit einer unverändert hohen Arbeitslosenquote von 9,1 Prozent. Bei den neu geschaffenen Stellen erwarten die Analysten einen Zuwachs von lediglich 60.000 nach 117.000 im Juli. Wie schon im Vormonat habe der öffentliche Sektor wahrscheinlich deutlich Stellen abgebaut, zudem habe der Arbeitsplatzaufbau in der privaten Wirtschaft aufgrund der zuletzt abflauenden Konjunkturdynamik abgenommen.

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© 29. August 2011/Anna-Maria Borse