Wochenausblick: Zypern lässt zittern

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18. März 2013. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Ein kleines Land sorgt für große Furore: Nach der Einigung auf Hilfen für Zypern in der Nacht zum Samstag wird an den Kapitalmärkten nun das Wiederaufleben der Krise befürchtet – einschließlich Kapitalflucht aus Europas Peripherie sowie steigende Risikoaufschläge. „Die Zitterpartie um die Rettung Zyperns ist noch nicht vorbei“, kommentiert Lothar Heßler von HSBC Trinkaus, die Zustimmung im zypriotischen Parlament sei nicht gesichert.

Die Euro-Finanzminister haben das Hilfspaket an die Bedingung geknüpft, dass auf Bankeinlagen bis 100.000 Euro eine einmalige Sonderabgabe in Höhe von 6,75 Prozent gezahlt wird, darüber hinaus sogar 9,9 Prozent.

Die asiatischen Börsen reagierten am frühen Montagmorgen mit heftigen Verlusten, Anleger trennten sich von Aktien und flüchteten in Gold oder Staatsanleihen. Der Euro fiel erstmals seit Anfang Dezember wieder unter die Marke von 1,29 US-Dollar, aktuell wird die Gemeinschaftswährung zu 1,2919 gehandelt. Der DAX, der vergangene Woche noch über 8.000 Zähler gestiegen war und damit neue Fünfjahreshochs markiert hatte, notiert aktuell bei 7.914 Punkten rund 1,6 Prozent im Minus.

Korrektur abwarten

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Reinwand

Nach Ansicht von Markus Reinwand von der Helaba haben die Notierungen einen Großteil der von den Frühindikatoren in Aussicht gestellten Konjunkturerholung ohnehin bereits vorweggenommen. „Der Anstiegswinkel an den Aktienmärkten dürfte sich somit sichtbar abflachen“, meint der Analyst. Angesichts der bislang recht hohen Dynamik bei den ifo- und ZEW-Erwartungen bestehe sogar die Gefahr, dass die realwirtschaftlichen Daten die Ansprüche nicht ganz erfüllen könnten. „Auch wenn Aktien unseres Erachtens im Jahresverlauf durchaus noch etwas zulegen werden, ist auf dem gegenwärtigen Kursniveau das Chance-Risiko-Verhältnis nicht gerade attraktiv.“ Neuengagements seien daher erst nach einer Zwischenkorrektur sinnvoll.

Rallye nicht nur Folge der Geldschwemme

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Halver

„Die US-amerikanische Aktien-Hausse ist auch fundamental gerechtfertigt“, betont unterdessen Robert Halver von der Baader Bank. „Nicht nur die Frühindikatoren der US-Industrie sind aufwärtsgerichtet. Auch die harten Fakten sprechen eine deutliche Sprache.“ So hätten sich die Bruttogewinne der US-Unternehmen seit der Immobilienkrise 2008 sehr dynamisch erholt und zuletzt sogar neue Rekordstände erreicht. „Die Erholung der US-Aktien ist also nicht allein dem Zuckerrausch der Fed zu verdanken.“ Auch in Deutschland sei die Entwicklung der Wirtschaft ein schlagendes Argument für den Aktienmarkt. Darüber hinaus lieferten deutsche, aber auch europäische Substanzaktien, selbst nach Abzug der Inflation eine ordentliche Dividendenrendite. „Diese stellt die Umlaufrendite von deutschen Staatsanleihen sowie Festgeldanlagen weit in den Schatten.“

Technisches Bild mahnt

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Deppermann

Klaus Deppermann von der BHF-Bank geht allerdings davon aus, dass die meisten Aktienindizes in Europa und den USA die erzielten Niveaus im Laufe der nächsten Wochen nur noch unwesentlich überbieten werden. „Ab Ende April dürfte es zu einer stärkeren Abwärtsphase kommen.“ Der Charttechniker begründet dies zum einen mit der Zyklenanalyse. „Auf Basis der letzten 20 Jahre lässt sich damit für den DAX eine Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent für einen wichtigen oberen Wendepunkt innerhalb der nächsten drei Handelstage ableiten.“

Deppermann nennt noch andere Gründe, etwa den „risk-on“-Modus der sogenannten Intermarket-Indikatoren, zu denen Wechselkursverhältnisse wie das Euro/US-Dollar-Währungspaar gehörten, sowie Stimmungsindikatoren. „Hier zeigt sich besonders bei den institutionellen Investoren schon seit Wochen ein sehr ausgeprägter Optimismus.“

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine

In dieser Woche stehen zahlreiche Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an, die nach Einschätzung der meisten Analysten zeigen werden, dass sich die Wirtschaft in Deutschland und auch der Eurozone erholt. In den USA richtet sich das Interesse auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank am Mittwoch.

Montag. 18. März

  • 15.00 Uhr. USA: NAHB Wohnungsmarktindex März. Die Zahlen werden HSBC Trinkaus zufolge weiter den jüngsten Aufwärtstrend am Häusermarkt unterstreichen, der NAHB-Hausmarktindex robbe sich an den Wachstumsschwellenwert von 50 Punkten heran. Werte oberhalb dieser Marke habe es zuletzt Anfang 2006 gegeben.

Dienstag, 19. März

  • Unternehmenszahlen BMW, Porsche
  • 11.00 Uhr. Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen März. Nach Ansicht der DekaBank lässt das Erreichen der 8.000 Punkte-Marke beim DAX die Herzen höher schlagen, die Analysten rechnen mit 7 nach 5,2 Punkten für die Konjunkturlage und 49 nach 48,2 für die Erwartungen.
  • 13.30 Uhr. USA: Baubeginne/-genehmigungen Februar. Robert Halver von der Baader Bank erwartet, dass die US-Baubeginne und -genehmigungen die robuste Erholung des US-Immobiliensektors anzeigen werden. „Diese wird sich dank einer weiterhin massiven zins- und liquiditätspolitischen Unterstützung der US-Notenbank fortsetzen.“

Mittwoch, 20. März

  • Feiertagsbedingt bleiben die Börsen in Japan geschlossen
  • Unternehmenszahlen Metro
  • 19.00 Uhr. USA: US-Notenbank Zinsentscheid. Der aktuelle geldpolitische Kurs der Fed wird sich kaum verändern, kommentiert die DekaBank, die Prognosen würden aber voraussichtlich von denen aus dem Dezember abweichen. „Insbesondere die Prognose für das Wirtschaftswachstum 2014 liegt mit 3 bis 3,5 Prozent aus unserer Sicht gut 0,5 Prozentpunkte zu hoch.“ Die Projektionen für die Arbeitslosenquote seien mit 7,4 bis 7,7 Prozent für Ende 2013 hingegen zu vorsichtig gewesen.

Donnerstag, 21. März

  • 9.30 Uhr. Deutschland: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe/Dienstleistungen März. HSBC Trinkaus geht davon aus, dass beim Index für das Verarbeitende Gewerbe mit 50,5 Punkten zum zweiten Mal in Folge die Marke von 50 überboten wird, für die Dienstleistungen prognostiziert die Bank 56 nach 54,7 Punkten.
  • 10.00 Uhr. EU: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe/Dienstleistungen März. Laut DekaBank durchlebt die Währungsunion nur eine moderate Rezession, dennoch gestalte sich deren Überwindung sehr mühsam. Dies werde sich in den Einkaufsmanagerindizes niederschlagen. „Starke positive Impulse sind ausgeblieben, so dass ein Verharren im Rezessionsbereich ausgemacht scheint.“
  • 15.00 Uhr. USA: Philadelphia Fed Index März. Laut Robert Halver von der Baader Bank wird der Index, der aufgrund der Industriedichte im Ballungsraum der Stadt ein wichtiger Indikator für die Entwicklung der gesamten US-Industrie sei, eine anhaltende Konjunkturstabilisierung anzeigen.
  • 15.00 Uhr. USA: Verkauf bestehender Häuser Februar.

Freitag, 22. März

  • Unternehmenszahlen Salzgitter
  • 10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklimaindex März. Erste Umfragen unter Finanzmarktanalysten nach den Italienwahlen seien beruhigend ausgefallen, erklärt die DekaBank. Auch die Märkte hätten sich gelassen gezeigt. Die Analysten erwarten daher eine weitere, wieder moderatere Aufwärtsbewegung des ifo-Geschäftsklimas. Die Verbesserung werde von der Lagebeurteilung kommen, während die Erwartungen nach dem Riesensprung im Vormonat stagnieren dürften.

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© 18. März 2013/Anna-Maria Borse