Zertifikate-Trends: Bullen und Bären aktiv

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27. Februar 2013. Frankfurt (Börse Frankfurt). Der Wahlausgang in Italien hat die Märkte ordentlich durcheinander gewirbelt: Aktien tauchen ab, der Euro verliert, Gold verteuert sich wieder. Schon vorab war die Nervosität gestiegen. Das lockt Anleger in Zertifikate. „Wir hatten eine Menge zu tun, besonders mit Produkten auf den DAX, aber auch wieder vermehrt Gold und Silber“, berichtet Marcel Sattler von ICF Kursmakler. „Mit der Volatilität kehren die Umsätze zurück“, meint Atakan Sahin von der Baader Bank. „Auch die Verwerfungen in den Rohstoffen und Währungen veranlassen die Anleger zu einem regen Handel in derivativen Produkten.“

Spekulieren auf steigende und fallende Kurse

Beliebtester Basiswert bleibt der DAX. Gespielt werden Sahin zufolge – anders als im ebenfalls umsatzstarken Januar – nun aber beide Seiten. „Obwohl Investoren mittelfristig optimistisch sind, wurde um die Marke von 7.800 vermehrt und auch erfolgreich auf einen Rücksetzer des DAX spekuliert.“

Auf den Umsatzlisten der Börse Frankfurt für die vergangenen vier Wochen stehen Index-Zertifikate auf den DAX ganz oben, etwa ein Produkt der Société Générale (WKN 252138) sowie der stets beliebte DAX-Tracker der Deutschen Bank (WKN 709335).

Doch das Pessimistenlager ist gewachsen: Reverse Bonus-Zertifikate auf den DAX finden regen Zuspruch, so etwa ein Produkt der Commerzbank (WKN CZ1QBT). Mit Reverse Bonus-Zertifikaten können Anleger auf sinkende Kurse setzen und zusätzlich einen Bonus einheimsen, mit dem Erreichen eines bestimmten Kursniveaus verfällt dieser allerdings.

Begehrte Turbos

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Sattler

Im Handel mit Hebelpapieren kamen Turbo-Short-Zertifikate auf den DAX gut an, wie Sattler festgestellt hat, etwa Produkte der HypoVereinsbank mit der – mittlerweile erreichten – Knock-out-Barriere bei 7.850 Punkten (WKN HV9TPV), beziehungsweise bei noch nicht erreichten 8.050 Zählern (WKN HV9Q1Z). „Das waren Empfehlungen aus Börsenbriefen.“

Auf viel Umsatz kamen an der Börse Frankfurt auch Faktor-Zertifikate wie das Faktor 4x long Index-Zertifikat (WKN DE4LEV) oder das Faktor 6x long (WKN DX6DAX) auf den DAX, beide von der Deutschen Bank. „Da gab es tendenziell mehr Käufe“, erklärt Sahin mit Blick auf das Faktor 6x long-Zertifikat. Zugegriffen worden sei aber auch bei einem Turbo-Put auf den deutschen Aktienindex (WKN UU5C15).

Volkswagen-Kursrutsch stark beachtet

Der ganz große Aufreger unter den Einzelwerten war im Februar Volkswagen, wie Sahin berichtet. Der Konzern hatte vergangene Woche zwar einen Rekordgewinn von fast 22 Milliarden Euro für 2012 bekanntgeben, für 2013 aber die Erwartungen gedämpft und nur ein konstantes operatives Ergebnis in Aussicht gestellt. Die Aktie verbilligte sich innerhalb kurzer Zeit um fast 10 Prozent. Zertifikate-Anleger ließ das nicht kalt: „Das war ganz überraschend“, erklärt Sahin. „Die, die positioniert waren, haben schnell verkauft, andere sahen die niedrigen Kurse als Einstiegsgelegenheit.“ Das Interesse habe sich auf sehr viele Produkte verteilt.

Ebenfalls erwähneswerte Umsätze gab es Sattler zufolge in einem Turbo-Call auf HeidelbergCement (WKN TB3SSE). „Wer diesen Schein empfohlen hat, wissen wir nicht.“

Anleger halten Gold für zu billig

Gesucht waren daneben Goldpreis-Tracker, etwa das X-pert Zertifikat auf Gold (WKN 722373) der Deutschen Bank. „Nach Verkäufen von Gold- und Silber-Papieren sieht man auf dem jetzigen Niveau wieder Zuflüsse“, bemerkt Sahin. Das beobachtet auch Sattler: „Die Kauflaune ist zurück.“ Der Goldpreis ist nach einer wochenlangen Seitwärtsbewegung im Februar stark gefallen, hat sich inzwischen aber wieder über die Marke von 1.600 US-Dollar je Feinunze gerettet. Der Silberpreis ist, mit einigem Auf und Ab, bereits seit Oktober im Abwärtstrend, erholt sich nun aber ebenfalls.

Nachgefragt wurde Sahin zufolge ein Faktor 4x Long Zertifikat auf Silber (WKN CZ33C3), mit dem – gehebelt – an der Entwicklung des Silberpreises partizipiert werden kann.

Comeback der Fluchtwährungen

In Währungen gab es ebenfalls heftige Bewegungen: Nachdem der Euro bis Ende Januar deutlich an Boden gut machen konnte, ging es in diesem Monat wieder nach unten. Aktuell setzen Investoren etwa mit Mini-Futures auf das Währungspaar Euro/Australischer Dollar (WKN NG0FW5), wie Sahin meldet. „Hier wird mit einem weiteren Anstieg der australischen Währung gerechnet.“ Sattler zufolge ist ganz aktuell auch der Schweizer Franken wieder Thema (WKN DZD1Y9).

© 27. Januar 2013/Anna-Maria Borse