Zertifikate-Trends: Reger Handel mit Hebelprodukten

16. November 2011. Frankfurt (Börse Frankfurt). Die extrem hohen Schwankungen im DAX in den vergangenen Wochen beleben das Geschäft mit Hebelprodukten, bei den Anlageprodukten warten Investoren aber eher ab. „Gerade Privatanleger üben sich in vornehmer Zurückhaltung“, erklärt Anouch Wilhelms von der Commerzbank. Hebelprodukte seien hingegen sehr gesucht: „Hier gilt: hohe Volatilität gleich hohe Umsätze“. Laut Sven Titze von ICF Kursmakler finden speziell Knock-Out-Produkte derzeit viele Anhänger. „Damit lassen sich eben schnell relativ hohe Gewinne erzielen.“ Mit Knock-Out-Produkten kann man auf steigende oder fallende Kurse setzen, die Zertifikate werden wertlos, wenn der Basiswert bestimmte Kursbarrieren erreicht.

Hoher Zitterfaktor


Titze

Der DAX hat sich seit Mitte Oktober unter dem Strich kaum vom Fleck bewegt, die Ausschläge in beide Richtungen waren aber gewaltig. Bereits seit August bewegt sich der Volatilitätsindex VDAX-New in schwindelerregenden Höhen. Mit aktuell 38 Punkten liegt er zwar immer noch deutlich unter den während der Lehman-Krise im Herbst 2008 markierten Spitzen, aber auch weit über den in der Folgezeit erreichten Niveaus.

Discount-Produkte ziehen

Wenn Anlageprodukte umgehen, dann meist solche auf den Basiswert DAX, wie Andre Weinmann von der Baader Bank erläutert. „Tendenziell gehen Anleger eher short als long, eine eindeutige Richtung ist aber nicht auszumachen“, ergänzt der Händler. „Viele warten ab.“

Umsatzspitzenreiter an der Börse Frankfurt war in den vergangenen Wochen mit dem X-pert Zertifikat der Deutschen Bank auf den DAX (WKN 709335) zwar ein Index-Zertifikat, das die Wertentwicklung des Börsenbarometers abbildet. Rege gehandelt wurden aber auch Discount-Zertifikate. Mit ihnen erwerben Anleger den Basiswert zu einem Kursabschlag und sind dadurch teilweise vor Verlusten geschützt. Allerdings profitieren sie nur bis zu einem Höchstbetrag von Kursgewinnen. Gesucht waren insbesondere Discount-Zertifikate auf den DAX (WKNs CM61KZ, CM61L0, CB5HYV), aber auch den Euro Stoxx 50 (WKN CB5EYF). Auch die Commerzbank berichtet von Interesse an klassischen Discountern auf den europäischen Aktienindex (WKN CM8FXY).

Lieber Reverse Bonus als Bonus


Wilhelms

Nicht viel wissen wollen Anleger weiter von Bonus-Zertifikaten. Der Grund: Durch die Kursturbulenzen seit dem Sommer sind viele von ihnen verfallen, das Interesse schrumpfte entsprechend. „Der Markt ist zwar nicht tot, eine gewisse Nachfrage gibt es schon. Die Volumen sind im Vergleich zur Situation vor einem halben Jahr aber gesunken“, bemerkt Wilhelms. Meist werde mit Bonus-Zertifikaten auf eine Seitwärtsentwicklung gesetzt.

Beliebt sind hingegen Reverse Bonus-Zertifikate. Damit können Anleger auf sinkende Kurse setzen, mit dem Erreichen eines bestimmten Kursniveaus verfällt allerdings der Bonus. Die Commerzbank nennt als Beispiel ein Capped Reverse Bonus Zertifikat auf den DAX (WKN CK2ZSC). An der Börse Frankfurt steht derzeit ein Reverse Bonus Cap-Zertifikat der Deutschen Bank, ebenfalls auf den DAX (WKN DE1GEN), im Mittelpunkt des Interesses. Der Zusatz Cap bedeutet, dass der Gewinn auf den bei Emission festgelegten Betrag begrenzt ist.

Allianz, Bayer oder Banken im Fokus

Bei den Zertifikaten auf Einzelwerte dominieren die üblichen DAX-Kandidaten. Gesucht waren zuletzt etwa Discount-Zertifikate auf Allianz (WKN CM65WR), BMW (WKN CM66AG) oder Bayer (WKN BN8U0S). Die Commerzbank meldet gute Nachfrage nach Bonus-Zertifikaten auf BASF (WKN CM8HD3). Die Baader Bank nennt Infineon und Deutsche Telekom als häufige Basiswerte, ICF Kursmakler die Deutsche Bank und Commerzbank. Die Aktien der beiden Finanzinstitute haben im November nochmals deutlich an Wert verloren und gehören im laufenden Jahr zu den großen Verlierern.

Bei Edelmetallen Kurzfristschwankungen spielen

Daneben wird auf die Edelmetallpreisentwicklung gesetzt. Für den Goldpreis geht es seit einigen Wochen wieder nach oben, ebenso für den Silberpreis. „Hier werden kurzfristige Schwankungen gespielt, speziell bei Wechselkursänderungen“, erklärt Weinmann. Umsatzstark zeigt sich etwa das X-pert Zertifikat der Deutschen Bank auf Gold (WKN DB0SEX), das die Entwicklung des Edelmetallpreises nachzeichnet. Doch auch auf den Ölpreis spekulieren Anleger gerne, etwa mit dem Unlimited Indexzertifikat auf WTI Rohöl (WKN CB77TH).

Hohe Volatilität sorgt für gutes Geschäft

Unter den Hebelprodukten kommen laut Wilhelms im Moment etwa Puts auf den DAX mit einem Basispreis von 5.000 Punkten (WKN CB6LPZ) gut an, aber auch Turbo-Zertifikate auf VW (WKN CM39JF). Weinmann meldet Interesse für Optionsscheine auf den DAX wie etwa einem Produkt der Deutschen Bank mit Basispreis 6.200 Punkte (WKN DE67XM) und einem Open End Turbo Warrant der UBS auf das deutsche Aktienbarometer (WKN UB81YU).

Viel gehandelt werden laut Commerzbank derzeit auch Faktor-Zertifikate. Als Beispiele nennt Wilhelms das Faktor 4x Long-Zertifikat auf den DAX Future (WKN CZ24ZM) und das Faktor 4x Long-Zertifikat auf Silber (CZ33C3).

© 16. November 2011/Anna-Maria Borse