Es ist noch nicht lange her, da kamen schlechte Nachrichten – pünktlich vor dem Beginn der kälteren Jahreszeiten kündigen sich massive Erhöhungen der Gaspreise an. Was einerseits den Geldbeutel der Verbraucher deutlich belastet, füllt andererseits die Kassen der Rohstoffförderer. Und das branchenweit, denn es steigt nicht nur der Kurs des Gaspreises.
Der Blick auf den Ölpreis zeigt zwar im laufenden Jahr (2011) eine Beruhigung beim Kursanstieg für das Barrel des wichtigen Rohstoffs. Die Nordseesorte Brent kostete im April noch rund 127 Dollar je Barrel, die Maßeinheit entspricht 159 Litern Öl. Im Jahresverlauf fiel die Notierung zwischenzeitlich bis in den Bereich um die 100-Dollar-Marke zurück. Trotz dieses Rückgangs ist die langfristige Tendenz weiterhin nach oben ausgerichtet. Zum Vergleich: Im Februar 2009 startete die Aufwärtsbewegung in der Zone um 40 Dollar. Trotz der Konsolidierung 2001 liegt der Kurs noch weit mehr als doppelt so hoch wie zu Beginn der Reise nach oben.
Gründe, für die weitere Entwicklung des Ölpreises skeptisch zu sein, gibt es nur wenige. Man muss die Entwicklung 2011 ins Gesamtbild einordnen, das unter anderem von einer steigenden Skepsis für die kurzfristige wirtschaftliche Entwicklung geprägt ist. Dazu tragen einige Faktoren bei, unter anderem die befürchteten Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise, die sich dämpfend auf die Konjunktur auswirken können.
Doch das langfristige Bild sieht anders aus. Hier zeigen sich wirtschaftlich stark aufstrebende Schwellenländer, allen voran die Staaten der sogenannten BRIC-Gruppe: Brasilien, Russland, Indien und China. Das Wirtschaftswachstum in diesen Ländern, vor allem bei den asiatischen Vertretern, treibt die Nachfrage nach Rohstoffen aller Art nach oben. Für Öl und Gas als wichtige Industrierohstoffe und Energieträger für die Versorgung mit Wärme und Elektrizität gilt dies ebenso.
Wer ist langfristig der Profiteur dieser Entwicklung? Es sind zweifelsfrei vor allem die Förderer dieser Rohstoffe. Sie profitieren erheblich von den stark steigenden Preisen, die die Gewinnspannen deutlich erhöhen. Das hat einen einfachen Grund, denn die Preisentwicklung an der Börse für das Öl und andere Rohstoffe ist unabhängig von der Produktionskostenentwicklung. Letztere entwickelten sich zuletzt zwar auch nach oben, bei weitem aber nicht so stark wie der Barrelpreis. So steigt der Profit der Rohstoffunternehmen und in letzter Konsequenz auch ihr Aktienkurs.
Hinzu kommt, dass nach Meinung vieler Experten Ölaktien derzeit alles andere als hoch bewertet sein sollen. So soll unter anderem Mark Mobius von Templeton sich derzeit verstärkt in russischen Energiewerten engagieren. Wie immer aber kommt an der Börse keine Chance ohne Risiko. Werden die Auswirkungen der Staatsfinanzkrise auf die Wirtschaft sichtbar oder sogar stärker als erwartet ausfallen, so wären die Kurse der Rohstoffe und damit auch der Rohstoffaktien und Rohstoffaktienfonds von Rückschlägen gefährdet.