Aktien: "Die spannendsten Nebenwerte des Jahres" (aktualisiert)

22. November 2001. FRANKFURT (finanzen.net). Bis Mittwoch läuft in Frankfurt das Deutsche Eigenkapitalforum. Exklusiv wird analysiert, bei welchen Small- und Midcaps es richtig gut läuft und von welchen Aktien Anleger besser die Finger lassen. Wir stellen fest: Der einstige Neue-Markt-Star Edel ist wieder da.

Kommunikationstechnologie: Wizcom (Mittwoch)

Als Geheimtipp wird beispielsweise Wizcom gehandelt. Die Aktie des israelischen Technologieunternehmens befindet sich seit zehn Jahren – mal mehr, mal weniger heftig – auf Talfahrt. Inzwischen ist der Kurs bei 13 Cent angekommen, der Börsenwert liegt bei nur noch 1,65 Millionen Euro. Nach zwei Kapitalerhöhungen und der Rückkehr einiger ehemaliger Manager könnte beizeiten jedoch Besserung in Sicht sein. Das Unternehmen stellt Textscanner her, die beispielsweise Menschen mit Leseschwäche helfen, Gedrucktes zu verstehen. Auch einen Übersetzungsstift („Quicktionary“) hat das Unternehmen seit den Zeiten des Neuen Marktes im Programm. Die bisherigen Verkaufserfolge waren jedoch bescheiden, der Jahresumsatz pendelt um die Marke von fünf Millionen US-Dollar.

In Zeiten von iPhone, iPad und Co könnte jedoch ein Markt für die Produkte entstehen, zumal kolportiert wird, Wizcom habe eine „technische Revolution“ in der Pipeline. Diese wird dem Vernehmen nach allerdings erst im Juni 2012 vorgestellt, die morgige Präsentation um 15.45 Uhr dient vornehmlich dazu, sich ins Gedächtnis der Investoren zurückzurufen. Die Aktie ist ein extrem heißes Eisen mit allen Chancen und Risiken und daher nur Zocker mit viel Mut geeignet.

Software für Personlplanung: Invision Software

Etwas nervenschonender, allerdings auch sehr spekulativ, ist das Papier von Invision. Der Softwarespezialist für Personaleinsatzplanung (vornehmlich in Call-Centern) ist gerade dabei, sein Geschäftsmodell umzustellen. Statt des Lizenzverkaufs soll das Geld künftig in der Cloud verdient werden, Software as a Service (SaaS) ist für Vorstandschef Peter Bollenbeck das Gebot der Stunde. Die neue Strategie hat den Vorteil, dass auch kleinere Kunden, die die Investition in Softwarelizenzen bisher gescheut haben, künftig versorgt werden können. Der Personalplanungssoftware-Service soll neun Euro pro Monat und Arbeitsplatz kosten. Umsatzausfälle und auch ein negatives Ergebnis während der Umstellungsphase nimmt Bollenbeck in Kauf, um das Geschäftsmodell in Zukunft weniger zyklisch zu machen. Der Umbau soll im zweiten Halbjahr 2012 abgeschlossen sein, dann ist auch wieder mit schwarzen Zahlen zu rechnen. Bis dahin allerdings wird der Nachrichtenfluss eher spärlich ausfallen. Ob die Investoren deshalb nach der Präsentation um 9 Uhr morgens direkt Kauforders aufgeben werden, darf bezweifelt werden.

Software für die Kundenpflege: Update Software>/h4>

Deutlich weiter fortgeschritten ist die Umstellung des Geschäftsmodells auf SaaS bei Update Software. Der österreichische Spezialist für Customer Relationship Management (CRM)fährt allerdings im Unterschied zu Invision zweigleisig. Kunden haben die Wahl zwischen Mietsoftware auf Fremdservern (Cloud Computing) und dem Erwerb von Lizenzen. Mit diesem Mischmodell schaffte es die Technologiefirma, den Umsatz im dritten Quartal um 27,9 Prozent auf 8,3 Millionen Euro zu steigern und ein leicht positives Ergebnis vor Steuern und Zinsen von etwa 200.000 Euro zu erwirtschaften. 45 Prozent der Umsätze stammten bereits aus dem SaaS-Angebot „Update.Revolution“.

Wie der neue Finanzvorstand Uwe Reumuth im Gespräch mit €uro am Sonntag erklärte, hat sich die Schwäche des europäischen Bankensektors im Auftragseingang bisher nicht bemerkbar gemacht, bleibt aber ein Risiko. Update hat sich auf die Branchen Finanzdienstleistungen, Pharma/Life Sciences und Industrie fokussiert. Derzeit arbeiten die Entwickler in Wien daran, vorhandene Lösungen wie „Cosmic“ für den immer mehr an Bedeutung gewinnenden Kundendialog über soziale Netzwerke zu optimieren, auch eine iPad-Version sei in Vorbereitung. Die derzeit niedrigen Kursen werden konsequent zum Rückkauf eigener Aktien genutzt. Die Präsentation am morgigen Nachmittag (15.45 Uhr) dürfte vor allem Langfristinvestoren interessieren. Denn die Transformation des Geschäftsmodells soll mindestens fünf Jahre lang für zweistelliges Umsatzwachstum sorgen – und ab 2013 auch für die Rückkehr zu zweistelligen Margen.

Pharma: Sygnis (Dienstag)

Zur Präsentation der Pharmagesellschaft Sygnis, die älteren Anlegern aus den guten alten Zeiten des Neuen Marktes eher noch unter dem Namen Lion Bioscience bekannt sein sollte, war der Raum Madrid im Frankfurter Messe-Center noch nicht einmal halb gefüllt. Das geringe Interesse an der Präsentation verwundert, denn die Pharmafirma hat eine sehr interessante Produktpipeline und könnte in den kommenden Wochen auch an der Börse durchstarten. Allerdings eignet sich die Aktie nur für sehr spekulative Anlegernaturen, die sich in den aktuellen Krisenzeiten aber offensichtlich lieber bedeckt halten.

Nun aber kurz zur Präsentation auf dem EKF: Sygnis-Vorstand Frank Rathgeb gab in seinem Vortrag einen Überblick zu den aktuellen Projekten des Pharmaunternehmens. Weit oben auf der Agenda stehe dabei unter anderem die Auswertung der Daten zur AXIS 2-Studie des am weitesten entwickelten Produktkandidaten mit Namen AX200. Dieser werde gegenwärtig für die Indikation „akuter Schlaganfall“ in der Phase II der klinischen Entwicklung auf seine Wirksamkeit im Patienten überprüft. Mit den Ergebnissen sei laut Rathgeb Ende 2011 zu rechnen.

Sygnis prüft momentan verschiedene Optionen für die weitere Entwicklung und Vermarktung von AX200. Einerseits ist die Weiterentwicklung von AX200 durch Sygnis selbst denkbar. Anderseits prüft die Firma die Möglichkeit, AX200 in Kooperation mit einem geeigneten Pharmapartner weiterzuentwickeln. Für welche Variante sich Sygnis am Ende entscheiden wird, ist zwar noch offen. Doch sollten die Daten der Phase II-Studie positiv ausfallen, wäre auf jeden Fall für reichlich Fantasie gesorgt, die das Papier kräftig in die Höhe treiben sollte. Doch Vorsicht: Sollte die Studie unerwartet schlechte Ergebnisse zutage bringen, wäre das Enttäuschungs- und Rückschlagspotenzial ebenfalls groß. Die Aktie eignet sich daher nur für sehr risikofreudige Anleger.

Überwachungssysteme von Mobotix

Glänzend besucht war die Präsentation von Mobotix, auch Branchengrößen wie Fondsmanager Hendrik Leber drängten sich in den überfüllten Raum. Kein Wunder. Der Hersteller von Videoüberwachungssystemen und neuerdings auch Alarmanlagen für Häuser ist schon lange einer der heimlichen Stars im Nebenwertebereich, €uro am Sonntag berichtete darüber schon mehrfach.

Und wie es aussieht, sind die Weichen weiter auf Wachstum gestellt. Nach hohen Investitionen in ein neues Werk, das im Sommer eingeweiht wurden, wird für die kommenden zwölf Monate ein Umsatzplus von 30 bis 35 Prozent erwartet, bei einer Bruttomarge (Ebit) von 23 Prozent. Auch die Jahre darauf soll es aufwärts gehen. „Wir erwarten in den kommenden Jahren hohes Wachstum und hohe Profitabilität“, so Mobotix.

Das Unternehmen glänzt vor allem durch extrem innovative Produkte wie hochauflösende 180-Grad-Kameras, die Firmenangaben zufolge global führend sind. Alles funktioniert über das Internet, so dass teure Leitungen und zusätzliche Rechner nicht notwendig sind. Hört man sich auf dem Eigenkapitalforum um, dann lautet die Einschätzung meist, dass das Unternehmen zwar top sei, aber die Aktie schon viel zu teuer. Wir sehen das anders. Mobotix ist ein deutscher Mittelständler par excellence mit ausgezeichneten Produkten in einem Markt mit hohem Wachstumspotenzial. Langfristig ein klarer Kauf.

Solar- und Windenergie: Capital Stage

Sehr interessant war auch das Gespräch mit Capital Stage-Vorstand Zoltan Bognar. Die einstige Beteiligungsgesellschaft hat sich zu einem Betreiber von Solar- und Windparks gewandelt. Klingt langweilig, ist aber spannend. Was auch der Aktienkurs untermauert, der Wert gehört dieses Jahr zu den top Performern unter den deutschen Small- und Midcaps.

Capital Stage betreibt SolarparksAktuell betreibt Capital Stage 15 Solarparks mit insgesamt 94 Megawatt (MW) sowie einen kleinen Windpark mit sechs MW. Bis Ende des Jahres soll das Solarengagement auf 200 MW anwachsen, sämtliche Zukäufe fertiger Solarparks sollen in Deutschland erfolgen. 20 Millionen Euro stehen dafür cash zur Verfügung, der Rest der etwa 100 Millionen Euro teuren Investitionen erfolgt über Bankenfinanzierung.

„Mittelfristig denken wir aber auch daran, in sichere Standorte im Ausland zu investieren“, so Bognar. Zudem soll der Windbereich gestärkt und künftig vielleicht auch in den Betrieb von Gaskraftwerken investiert werden. „Unser Fokus liegt ganz klar auf dem Betrieb von Anlagen aus dem Erneuerbare Energien-Bereich.“ Das smarte daran: Dauerhaft planbare Erträge aufgrund der bestehenden Förderregelungen.

Das Geschäftsmodell zieht auch namhafte Investoren an. Zu den Großaktionären der 120-Millionen-Euro-Company gehören neben den in Hamburg bekannten Investoren Albert Büll und Cornelius Liedtke auch Jörn Kreke von Douglas (allesamt auch im Aufsichtsrat) sowie Dr. Wacker von Wacker Chemie.

Für dieses Jahr ist ein Umsatz von 36 Millionen Euro prognostiziert, wir denken, dass der Wert deutlich übertroffen. Auch beim erwarteten Bruttogewinn (EBITDA) von 20 Millionen Euro ist mehr zu erwarten. Der Gewinn vor Steuern soll bislang bei 3,3 Millionen liegen. Wir gehen davon aus, dass auch hier etwas mehr zu erwarten ist. Fazit: Die Aktie ist mit dem dahinter liegenden Geschäftsmodell gerade in diesem unsicheren Umfeld interessant. Zumal der sehr erfahrene und finanziell äußerst potente Aufsichtsrat und Kreis von Großaktionären ebenfalls für Stabilität steht. Als Depotbeimischung durchaus geeignet.

Maschinen: Singulus

Der Anlagenbauer Singulus hat den Turnaround geschafft. „Wir sind in einer besseren Position als vor einem Jahr“, sagte Firmenchef Stefan Rinck auf der Präsentation. Das stimmt. Und glaubt man Rinck, dann ist der Anlagenbauer auch für die Zukunft gut gerüstet. Der Markt für Blue-Ray-DVDs sowie 3D-DVDs würde weiter stark steigen. Auch das Geschäft mit Vakuum-Maschinen zum Erforschen neuartiger Speicherchips auf Magnetbasis (MRAM) sei sehr zukunftsträchtig, zumal Singulus hier technologisch führend sei. Und in zwei, drei Jahren werde auch der Solarmarkt wieder anziehen, in dem die Aachener mit diversen Produktionsanlagen um Kunden wetteifern.

Das mag zwar alles stimmen, aber der grauenhaft anzusehende Chart sagt auch: Die Investoren trauen dem Laden nicht. Singulus ist – BlueRay hin, 3D her, extrem zyklisch aufgestellt, was vor der Hintergrund einer allgemeinen Wirtschaftsschwäche problematisch ist. Und die Solarindustrie ist ohnehin am Boden. Insofern meinen auch wir: Finger weg von dieser Aktie.

Software und Beratung: USU Software

USU Software präsentierte gleich zweimal. Einmal auf dem regulären Eigenkapitalforum, einmal auf einer Abendveranstaltung des Augsburger Analystenhauses GBC Research. Das Unternehmen bietet Software- und Beratungsdienstleistungen an, vor allem um vorhandenen IT-Landschaften auf den Grund zu gehen. In vielen Unternehmen ist beispielsweise Software installiert, die nicht mehr benötigt wird, aber noch Geld kostet. USU-Technologie identifiziert solche unnötigen Programme und hilft damit Unternehmen Geld zu sparen.

Zudem hat sich die Firma mit seiner Wissensdatenbank USU KnowledgeCenter bei einer Ausschreibung zur bundesweiten zentralen Behördenrufnummer 115 (Modellversuche laufen in Hessen) gegen IBM durchgesetzt. Für weiteres Wachstum dürfte im nächsten Jahr gesorgt sein, nachdem Vorstandschef Bernhard Oberschmidt bereits für 2011 einen neuen Umsatz- und Ergebnisrekord im Visier hat. In den ersten neun Monaten hatte USU ein Umsatzwachstum von 27,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf EUR 32, Millionen Euro verzeichnet, der Gewinn pro Aktie stieg von vier auf 17 Cent.

Einkauf, Lager und Logistik: HPI

Ebenfalls bei der Veranstaltung von GBC Research stellte Michael Negel die Strategie von HPI vor. Der Einkaufsdienstleister, der aus einer Fusion des Chipbrokers CE Consumer Electronic mit Hoechts Procurement International hervorging, verfolgt eine aggressive Wachstumsstrategie. Im Februar kam MRL Mannesmannröhren Logistics dazu.

HPI übernimmt für andere Firmen nicht nur den Einkauf, sondern auch die Lagerhaltung und die teilweise Logistik. Das Produktspektrum reich laut Vorstandschef Negel von Arbeitshandschuhen (die man inzwischen selbst produzieren lässt, um die Marge zu heben) bis hin zu Diamantschleifern im Wert von mehr als 10.000 Euro.

In den ersten neun Monaten erzielte das Unternehmen bei einem Umsatz von 55 Millionen Euro 1,4 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen undSteuern. Fürs Gesamtjahr rechnet Negel mit einem Gruppenumsatz in Höhe von rund 70 Millionen Euro. Das EBIT auf Konzernebene soll deutlich auf mindestens 1,65 Millionen Euro steigen. Für 2012 geht der Vorstand von acht bis zwölf Prozent organischem Wachstum aus, falls erneut Zukäufe gelingen könnte der Umsatz aber auch schon die 100-Millionen-Euro-Grenze überschreiten.

Medien: Edel (Montag)

Spannend wurde es zum Abschluss des ersten Tages noch einmal bei der Präsentation von Edel. Der Kurs hatte Ende vergangener Woche nach exzellenten Zahlen für das am 30. September abgelaufene Geschäftsjahr 2010/11 bereits kräftig angezogen und behauptete sich auch am Montag in einem miserablen Marktumfeld sehr gut.

Das Hamburger Unternehmen – einst einer der Klassiker am Neuen Markt – hatte in den vergangenen Jahren eher zurückhaltende Investor-Relations-Arbeit betrieben (Vorstandchef Michael Haentjes: „Nennen wir es solide“), aber nicht groß auf die Sahne gehauen. Deshalb war die Aktie vom Radar vieler Investoren verschwunden. Dass soll sich nun ändern. Zwar will, Haentjes, der mit knapp 64 Prozent auch die Aktienmehrheit hält, keineswegs eine Show abziehen oder übertriebene Erwartungen wecken, in Zukunft aber wieder häufiger den Dialog mit den Investoren suchen. Das Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren vom Musikspezialisten zum Mediendienstleister gewandelt. Die Produktion von Tonträgern wie CDs und LPs (diese erleben gerade eine Renaissance) zählt zwar weiter zum Kerngeschäft. Inzwischen kamen jedoch auch Videos/DVDs und über die Tochter Kontor New Media auch Musik-Downloads sowie ein Buchverlag hinzu: Mit der Übernahme des Zabert Sandmann Verlags sieht Haentjes das Unternehmen optimal aufgestellt: Unter anderem verlegt man Kochbücher von Stargastronomen wie Alfons Schuhbeck oder Johann Lafer. Somit verfügt das Unternehmen über ein stabiles Kerngeschäft, das seine Marge durch fortlaufende Entschuldung kontinuierlich verbessern kann. Den zusätzlichen Schuss Wachstumsfantasie steuert das Musik-Downloadgeschäft bei.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr erzielte der Konzern ein Umsatzplus von sechs Prozent auf 137,4 Millionen. Das Nettoergebnis stieg um 50 Prozent auf 4,2 Millionen Euro. Der Vorstand hat die Ausschüttung einer Dividende von zehn Cent je Anteilsschein vorgeschlagen, was einer Rendite von etwa fünf Prozent entspricht. Ob die Präsentation auf dem Eigenkapitalforum (EKF) die Investoren restlos überzeugen konnte, wird sich wohl erst morgen im Kurs zeigen, denn der Vortrag begann erst um 18 Uhr.

Software: IBS

Am späten Montagnachmittag (17.15 Uhr) präsentierte auf dem EKF die Softwarefirma IBS. €uro am Sonntag traf sich bereits vorab am Rande der Finanzveranstaltung im Frankfurter Messe-Center mit Firmenchef Klaus-Jürgen Schröder. Der Vorstand gab uns eine kurze Vorschau auf seine nahende Präsentation und eine Einschätzung zum operativen Geschäft. Das entwickelt sich laut Schröder nach wie vor zufriedenstellend. Im dritten Quartal setzte sich der positive Trend beim Auftragseingang fort, das Ordervolumen legte um fünf Prozent zu. „Aktuell sehen wir keine Hinweise für eine Abschwächung unseres operativen Geschäfts“, sagte der Firmenlenker.

Im dritten Quartal legte der Umsatz um 29 Prozent auf 6,5 Millionen Euro zu, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um 15 Prozent auf fast 0,6 Millionen Euro. Am Jahresende erwartet Schröder ein Umsatzplus von 17 Prozent auf 25 Millionen Euro, die Ebit-Marge soll zwischen zehn und zwölf Prozent landen. Einen konkreten Ausblick auf das kommende Geschäftsjahr wagt der IBS-Chef zwar noch nicht, doch auch 2012 dürfte IBS seiner Meinung weiter wachsen.

Wachstumsfantasie verspricht der Ausbau des internationalen Geschäfts, zum Beispiel in China. Aber auch neue Softwareprodukte, wie etwa das Echtzeit-Ortungssystem LIS, das IBS jüngst beim Automobilkonzern BMW einführte und das dem Unternehmen allein durch den bayrischen Autobauer ab 2012 jährlich rund fünf Millionen Euro zusätzlichen Umsatz bescheren wird. Gut möglich, dass IBS diese System auch bei anderen Automobilkonzernen einführen wird. „Wir befinden uns dafür in konkreten Verhandlungen mit mehreren Unternehmen“, sagt Schröder und stellte auf dem Eigenkapitalforum weitere Vertragsabschlüsse für 2012 in Aussicht.

Zu den immer wieder aufkeimenden Übernahmespekulationen, Siemens wolle sich die kleine Softwarefirma früher oder später einverleiben, wollte sich Schröder indes nicht näher äußern. „Siemens ist ein guter Kunde von uns, mit dem gerne zusammenarbeiten, nicht mehr und nicht weniger.“ Gespräche über eine noch engere Kooperation oder gar eine Übernahme durch die Münchner seien laut Schröder in jüngster Zeit nicht geführt worden. Eine Übernahme durch Siemens ist unserer Meinung dennoch nicht unwahrscheinlich. Schon vor einigen Jahren wollte der bayrische DAX-Konzern die Gesellschaft aus Höhr-Grenzhausen übernehmen und bot damals fünf Euro je Aktie. Der Zukauf scheiterte damals an der erwünschten Mehrheit von 70 Prozent. Firmenchef Schröder, der etwas mehr als die Hälfte aller Aktien hält, wollte das Angebot zwar annehmen, andere Investoren wehrte sich indes gegen die Offerte und spekulierten auf eine preisliche Nachbesserung, die dann aber aus blieb.

Mobile Dienste: YOC

Die Aktie des Mobile-Marketing-Spezialisten YOC kann sich heute nicht gegen den allgemeinen Abwärtstrend an den Börsen stemmen. Am Montagmittag präsentierte zwar Firmenchef Dirk Kraus sein Unternehmen auf dem Eigenkapitalforum. Echte Euphorie kam danach bei den zahlreichen Investoren, die seiner Präsentation lauschten, offensichtlich trotzdem nicht auf. Aktuell notiert der Titel mit über vier Prozent im Minus. Die Aktie setzt damit den scharfen Abwärtstrend der vergangenen Wochen fort. Zu tief steckt vielen Anlegern wohl noch die Enttäuschung über die vor zwei Wochen präsentierten Quartalszahlen in den Knochen.

In den ersten neun Monaten 2011 rutsche YOC bei einem Umsatz von 23 Millionen Euro mit 2,5 Millionen Euro in die Verlustzone. „Dass wir rote Zahlen ausweisen mussten, war eine neue Erfahrung für uns und unsere Aktionäre“, sagte Kraus auf dem EKF. Die Gründe für die Verluste waren Abschreibungen von fast fünf Millionen Euro und ein schwacher Auftragseingang sowie zu lange Umsetzungszeiten bei der Neueinführung von Produkten wie dem Smart Web App und eine daraus resultierende verzögerte Umsatzrealisierung des Mobile Technology Segmentes. Der Kernbereich Media, der mittlerweile 60 Prozent des Gesamtgeschäftes abdeckt, wachse laut Kraus bei einem beschleunigten Umsatzanstieg allerdings weiterhin überproportional zum Markt.

Auch das internationale Geschäft entwickle sich nach Meinung des Vorstands positiv. Durch die Übernahme der französischen Tochtergesellschaft MobilADdict SAS und die erfolgreichen Media-Units in Deutschland, Spanien, Österreich und Großbritannien, konnte die Wettbewerbsposition in Europa weiter gestärkt werden. Der Umsatz des internationalen Geschäfts stieg zuletzt um über 80 Prozent auf fast elf Millionen Euro. Damit erzielt YOC mittlerweile gut die Hälfte der Erlöse im Ausland. Im Vorjahr lag der Anteil erst bei 26 Prozent. Um die laut eigenen Angaben marktführende Position in Europa zu erweitern, will sich die Firma in Zukunft gezielt auf die Kerngeschäfte Mobile Technology und Media fokussieren und das Unternehmen in diesen Bereichen langfristig zu einem global führenden Unternehmen auszubauen. Firmenchef Dirk Kraus will seine Firma „mit voller Kraft“ vorantreiben, die Probleme im Mobile Technology Segment lösen und das boomende Media Segment weiter forcieren. Im Geschäftsjahr 2011 erwartet Kraus bei einem Gesamtumsatz von bis zu 32 Millionen Euro aber nach wie vor Verluste. Das Ergebnis von Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wird auf annähernd drei Millionen Euro geschätzt.

Medientechnik: Orad

Traditionell stark präsentiert sich zum Eigenkapitalforum die Aktie von Orad Hi-Tec Systems. So auch in diesem Jahr. In einem extrem schwachen Marktumfeld legt der Wert aktuell um etwa 3,5 Prozent zu. Die Präsentation zur Mittagszeit konnte die Investoren offensichtlich überzeugen. Das Unternehmen, das zu den weltweit führenden Anbietern von TV-Grafik- und Videolösungen zählt, hat den Umsatz in den ersten 9 Monaten 2011 um 22 Prozent auf 25,7 Millionen US-Dollar gesteigert. Das Nettoergebnis übertraf mit 2,3 Millionen US-Dollar den Vorjahreswert von (2,0 Millionen) US-Dollar um 15 Prozent. Trotz einer Dividendenausschüttung von fünf Millionen Dollar und dem Zukauf des Zukaufs der Firma IBIS liegen in der Kasse immer noch solide 13,4 Millionen Dollar Cash. IBIS ist ein Spezialist für Media Asset Management (das Verwalten von Medieninhalten wie Videoclips, Filmbeiträgen oder Grafiken ohne Kassetten- bzw. CD-Archiv). Nach dem besten Quartal der Firmengeschichte erwartet Vorstandschef Avi Sharir ein gutes Jahresendgeschäft.

Mit neuen Großaufträgen – unter anderem von CCTV (China) und TV Globo (Brasilien) geht er zudem voller Zuversicht ins neue Jahr. 2012 stehen neben den Olympischen Spielen und der Fußball-EM auch US-Wahlen an. Bereits ein Jahr vorher mache sich das in starker Nachfrage der Sender nach TV-Grafiken bemerkbar. Die Aktie macht mit nur 26 Millionen Euro Börsenwert einen stark unterbewerteten Eindruck. Problem: In den vergangenen Jahren hielt die Hausse nach dem Eigenkapitalforum stets nur einige Wochen an, dann geriet sie wieder in Vergessenheit. Der neue Finanzvortsand Sidi Ilan will nun dafür sorgen, dass es diese Mal anders kommt.

Dieser Bericht wurde zur Verfügung gestellt von finanzen.net. Vom Eigenkapitalforum in Frankfurt berichten dort Jens Castner, Lars Winter und Joachim Spiering.