Markttechnik: Hoffnung auf Bodenbildung

28. September 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Zwar bleibt die Anspannung hoch, die vergangenen drei Tage bescherten den Anlegern aber kräftige Kursgewinne. Der Grund: Die Hoffnungen auf eine Lösung der EU-Schuldenkrise wachsen. Zur Wochenmitte kommt der DAX allerdings kaum von der Stelle und notiert zur Mittagszeit nur knapp oberhalb des Niveaus vom Vortag. Nichts desto trotz werden die Charttechniker zumindest etwas optimistischer: Der Abwärtstrend wurde gestern verlassen, meint etwa der freie technische Analyst Stefan Salomon. „Der Widerstand bei 5.655 Punkten wurde jedoch nicht gebrochen – der DAX-Future testete fast punktgenau die Widerstandslinie bei 5.679 Punkten“, räumt Salomon ein. Die Chartkerzenanalyse lasse nun eher auf eine Verschnaufpause auf dem erreichten Niveau schließen, verbunden mit der Chance eines weiteren Anstiegs zum Ende der Woche.

Baisse bleibt Baisse


Wurm

Sophia Wurm von der Commerzbank rechnet zwar mit einer Erholung, diese sei aber nur kurzfristiger Natur. Wurm zufolge ist der DAX Anfang August mit mehreren Verkaufssignalen unter Druck geraten, hat seine 29-monatige Hausse beendet und ist in eine mittelfristige, technische Gegenbewegung zu dieser Hausse übergegangen. „Die Gegenbewegung hat aus technischer Sicht den Charakter einer Baisse und führte den DAX bis in die langfristige Unterstützungszone aus dem Herbst 2008 beziehungsweise Frühjahr 2009 bei 5.000 bis 5.300 Indexpunkten zurück“, erläutert die Chartanalystin.

Vor dem Hintergrund der stark überverkauften technischen Lage habe der DAX diese Unterstützungszone zuletzt bestätigt und den August-Abwärtstrend verlassen. „Als technische Konsequenz sollte – innerhalb der übergeordneten Baisse-Bewegung – nun eine kurzfristige Erholung auf der Agenda stehen.“ Die Spanne zwischen 4.950/5.000 und 6.000 Punkten werde aber voraussichtlich nicht verlassen werden.

Bullen wieder auf dem Vormarsch

Nach Ansicht von Martin Siegert von der Landesbank Baden-Württemberg sind die Chancen auf eine Fortsetzung der eingeleiteten Kurserholung hingegen groß. „In den kommenden Handelstagen sollte der DAX über der 5.200er Zone gute Unterstützung finden und die DAX-Bullen das Zepter wieder in die Hand bekommen“, erklärt der technische Analyst. Ihm zufolge hat das deutsche Aktienbarometer mit der Ausbildung eines Doppeltiefs im Bereich von 4.973 Punkten, bestätigt durch die Ausbildung eines „Hammers“ bei Betrachtung des japanischen Kerzencharts auf Tagesbasis, den Grundstein einer Korrekturbewegung gelegt. Das nachfolgende Schließen der Kurslücke um 5.433 sieht Siegert als bestätigendes Signal.

Unterstützungen müssen halten


Siegert

„Als erstes Kursziel dieser Erholung muss die 5.663er Marke ins Visier genommen werden“, erläutert er. Das Überwinden dieser Hürde erweiterte das Kursziel in Richtung der 6.089er Marke mit Zwischenziel um 5.870. Das gelte allerdings nur, solange die Unterstützungszone um 5.196 beziehungsweise 5.164 Punkten intakt bleibe und der RSI seine Aufwärtstrendgerade nicht verletze. „Sollte dies der Fall sein, erwarten wir einen neuerliche Bewährungsprobe und eine Verkaufswelle in Richtung 4.832 Punkten.“ Der RSI, kurz für relative Stärke-Indikator, gibt Auskunft über die durchschnittlichen Aufwärtsbewegungen in einer bestimmten Zeitspanne gegen die durchschnittlichen Abwärtsbewegungen. Auf diese Weise wird die sogenannte „innere Stärke“ des jeweiligen Basiswerts ermittelt.

Bei DAX-Werten etwas skeptischer

Anleger bleiben unterdessen optimistisch, auch wenn sich die Stimmung bezüglich der DAX-Werte etwas eingetrübt hat, wie die aktuelle Befragung der Börse Frankfurt bei 300 professionellen Anlegern zeigt. Der Bull/Bear-Index für DAX-Werte sinkt von 65,6 auf 59,4 Punkte, liegt damit aber immer noch deutlich über der neutralen 50 Punkte-Linie. Das Bullenlager ist um 6 Prozent geschrumpft, während das Bärenlager um 5 Prozent zugelegt hat. Immer noch ist fast die Hälfte der Befragten, konkret 46 Prozent, positiv gestimmt. Bei den Technologiewerten hat sich die Stimmung sogar etwas verbessert, hier steigt der Bull/Bear-Index von 60,7 auf 62,9 Prozent.

Der Bull/Bear-Index misst das Maß an Optimismus im Markt. Dafür werden die Optimisten ins Verhältnis zu den Pessimisten gesetzt und mit den neutral Gestimmten gewichtet. Werte unter 50 Punkten zeigen eine pessimistische Gesamtstimmung der Anleger. Was es bedeutet, können Sie ab 17 Uhr bei boerse-frankfurt.de/sentiment lesen.

© 28. September 2011 / Anna-Maria Borse