Anleihen: Anleger atmen auf

28. Oktober 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Ergebnisse des EU-Gipfels sind an den Märkten mit Erleichterung aufgenommen worden. Aktien, Euro und Renditen der Bundesanleihen lagen deutlich im Plus. „Stark erholt haben sich auch kurz laufende griechische Staatsanleihen“, berichtet ein Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank.

Bei Fälligkeiten unter einem Jahr haben die Kurse der dieser Bonds zum Teil die 50-Prozent-Hürde (WKN A0LN5U) genommen und gar 60 Prozent (WKN A0T6US) überschritten. Bei Fälligkeit der Bonds in wenigen Monaten erhofften Anleger sich vermutlich die volle Auszahlung des Anleihewerts. Von dem Aufruf zum freiwilligen Verzicht auf Rückzahlung fühlten sie sich offenbar nicht angesprochen. „Privatanleger oder auch Fonds haben dem Schuldenerlass ja noch nicht zugestimmt“, bemerkt Gregor Daniel. Diese und noch zahlreiche weitere Fragen bezüglich der Umsetzung des Übereinkommens seien noch unbeantwortet.

Zahlungsausfall vermeiden

Erzwingen könne die EU die Zustimmung aller Gläubiger Griechenlands nicht. „Sie müssen Banken, Versicherungen und andere Gläubiger um diesen Verzicht bitten, ansonsten entsteht ein Kreditereignis und die Absicherungen gegen einen Zahlungsausfall des Landes würden fällig“, erläutert der Händler der Wertpapierhandelsgesellschaft Walter Ludwig. Die Konsequenzen eines solchen Schrittes seien schwer einzuschätzen. Denn die Verkettung von Zahlungs- und Gegenparteirisiken bei den so genannten Credit Default Swaps seien nicht ersichtlich.

Kernpunkte noch offen


Daniel

Es sei beabsichtigt, bei dem Schulden-Cut griechische Anleihen zunächst in neue Schuldpapiere mit dem halben Nominalwert umzuwandeln. Diese wiederum würden zu 30 Prozent von dem Rettungsschirm EFSF garantiert. „Die Verzinsung der neuen Anleihen kennen wir noch nicht, noch wissen wir, wie die Garantie des EFSF ausgestaltet sein wird“, berichtet Daniel. Auch stellt die HSH Nordbank die Frage, ob 50 Prozent gleich 50 Prozent sind. Neue Anleihen könnten so strukturiert werden, dass ihr Nominalwert zwar bei 50 Prozent liege, der abdiskontierte Wert etwa durch einen relativ hohen Kupon dennoch deutlich höher liegt. Der internationale Bankenverband habe bereits Andeutungen in diese Richtung gemacht.

Bund-Future unter Druck

Den richtungsweisenden Bund-Future haben die Entwicklungen im Euroraum deutlich unter Druck gesetzt. „Das Krisenbarometer verlor nach Bekanntwerden der EU-Rettungsmaßnahmen über 200 Basispunkte“, beobachtet der Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen seien in diesem Zug auf 2,20 Prozent angestiegen. Auf Wochensicht waren der Baader Bank zufolge deutsche Staatsanleihen, etwa mit einer Laufzeit bis Juni 2016, einem Kupon von 6 Prozent und einer Rendite von rund 1,08 Prozent (WKN 113446) dennoch beliebt.

Banken gesucht

Nachrangige Hybridanleihen deutscher Banken hätten von den EU-Absichten zur Rettung Griechenlands profitiert. „Insbesondere die Deutsche Bank war gefragt“, meldet der Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Zeitweiseweise seien für Anleihen der größten deutschen Bank (WKNs A0TU30 und A1ALVC) keine Brief-Quotes gestellt worden.

Lieber solide Großkonzerne

Im Handel vertrauten Investoren in dieser Woche ausgesuchten Unternehmensanleihen, beobachtet Klaus Stopp von der Baader Bank. Corporate Bonds von BMW (WKN A0T1GK) etwa mit einer Laufzeit bis November 2011, einem Kupon von 4,95 Prozent und einer derzeitigen Rendite von 2,2 Prozent legen sich Anleger tendenziell ins Depot. An einer im Oktober 2014 fällig werdenden Anleihe von Haniel (WKN A1A6N) finden Investoren ebenfalls Gefallen. Bei einer Verzinsung von 6,75 Prozent erreicht diese Papier eine aktuelle Rendite von 4,06 Prozent.

Kauffreude registriert die Baader Bank zudem für eine Anleihe der spanischen Telefonica (WKN A1APFA) mit einer Rendite von derzeit 2,05 Prozent. Fitch ratet den mit 4,693 Prozent verzinsten Bond BBB+, Moody’s Baa1. Ein Kurssprung von 68 auf zwischenzeitlich 78.75 innerhalb weniger Tage hat Daniel zufolge eine Anleihe von Wienerberger (WKN A0G4X3) erfahren. „Zuvor waren das schwer verkäufliche Bonds.“

Versorger überzeugen


Stopp

Mit einen Kupon von 7,375 Prozent und einer Endfälligkeit im Jahr 2072 sei die Emission eine Hybridanleihe des Karlsruher Energieversorgers EnBW (WKN A1MBBB) vom Markt gut angenommen worden. 750 Millionen Euro habe das Unternehmen einnehmen können. „Die ansehnliche Rendite der Schuldverschreibung ist in dem höheren Risiko durch die Eigenkapitalstruktur begründet“, weiß Daniel. Auch sei die mit Baa1 benotete Anleihe mit einem vorzeitigen Kündigungsrecht im Jahr 2017 ausgestattet.

Erfolgreich platziert worden sei zudem eine Neuemission der mit A2 benoteten Oldenburger EWE AG. 500 Millionen Euro zu einem jährlichen Zinssatz von 4,124 und einer Fälligkeit im Jahr 2019 habe der Dienstleister in den Bereichen Strom, Gas, und Informationstechnologie laut Stopp eingesammelt

Starke Währungen weiterhin gesucht

Trotz vorliegendem Lösungsansatz zur Rettung des Euros entscheiden sich laut Baader Bank sicherheitsorientierte Anleger nach wie vor für Anlagen in Fremdwährungen wie die norwegische Krone. Eine norwegische Staatsanleihe (WKN A0GS9C) mit einer Laufzeit bis Mai 2017, einem Kupon von 4,25 Prozent und einer aktuellen Rendite von rund 2,06 Prozent kommen laut Stopp gut an. Eine Anleihe der norwegischen Regierung (WKN 858524) mit einer Verzinsung von 6,5 Prozent und einer Rendite von gegenwärtig 1,6 Prozent sei ebenfalls gesucht.

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© 28. Oktober 2011 / Iris Merker