Anleihen: Erwartungen an US-Zinsanhebung angeheizt

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30. Oktober 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). In den USA wird eine Zinsanhebung im Dezember wahrscheinlicher, in der Eurozone deutet hingegen alles auf weitere geldpolitische Lockerungen hin. „Die US-Notenbank hat die Tür für eine Leitzinsanhebung im Dezember weit geöffnet“, kommentiert die Helaba.

Die Fed hat auf ihrer Sitzung am Mittwoch zwar keine eindeutigen Hinweise auf einen Zinsschritt im Dezember gegeben, sie prüfe aber, ob eine Leitzinsanhebung auf dem nächsten Treffen angemessen sei. Die Entscheidung sei von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung abhängig, die internationale Lage werde nicht mehr so kritisch gesehen. „Die Kurse von US-Treasuries sanken nach dem Statement, der Euro gab auf 1,09 US-Dollar nach“, berichtet Sabine Tillmann von der Hellwig Wertpapierhandelsbank.

Rentenbarometer kaum verändert

Auch Bundesanleihen gaben nach. Im Wochenvergleich gibt es aber kaum eine Veränderung: Der Euro-Bund-Future notiert am heutigen Freitag bei 157,49 Punkten nach 157,46 vor einer Woche, zehnjährige Bundesanleihen werfen 0,52 Prozent ab, vergangenen Freitag waren es 0,51 Prozent. Zwischenzeitlich war der Euro-Bund-Future allerdings bis auf 158,60 Prozent geklettert, ein Sechsmonatshoch, die Rendite für zehnjährige Bundespapiere lag kurzzeitig nur noch bei 0,425 Prozent. Hintergrund war die vergangene Woche von der EZB in Aussicht gestellte Ausweitung des Anleihekaufprogramms.  

Zur Wochenmitte stockte die deutsche Finanzagentur die zehnjährige Bundesanleihe mit Fälligkeit August 2025 (WKN 110238) um drei Milliarden Euro auf, wie Tillmann meldet, bei einer Rendite von 0,44 Prozent. Arthur Brunner von der ICF Bank zufolge war die Nachfrage nicht besonders hoch. „Das ist aber derzeit schon normal.“

„Der US-Rentenmarkt dürfte nächste Woche wieder stärker von den Konjunkturindikatoren bestimmt werden“, meint Markus Koch von der Commerzbank. Im Euroraum werde die jüngste Kehrtwende bei den zehnjährigen Bund-Renditen voraussichtlich Bestand haben. „Wir rechnen eher mit weiter steigenden Renditen.“

VW-Anleihen erholen sich

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Daniel

Hohe Umsätze im Bereich der Unternehmensanleihen gibt es weiterhin in VW-Papieren, laut Brunner etwa in Anleihen von Volkswagen International (WKN A1ZE21), ebenso wie von Volkswagen Leasing (WKN A0JCCW). „Die Quartalszahlen wurden positiv aufgenommen.“ Auch Tillmann zufolge sind einzelne VW-Anleihen (WKN A1HERD) nach dem Kursrutsch vor zwei Wochen gefragt. „Ein Teil des Kursrückgangs konnte wieder  aufgeholt werden.“ Die Bekanntgabe der Strategie des neuen Deutsche Bank-Chefs John Cryan habe darüber hinaus zu ersten Abgaben in Nachranganleihen der Bank geführt.

Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft berichtet von Käufen in einer Lufthansa-Anleihe (WKN A161YP). Die Airline hat am gestrigen Donnerstag Zahlen für die ersten neun Monate vorgelegt, die positiv überrascht haben. Für das Gesamtjahr könnte ein Rekordergebnis eingefahren werden.

Nervosität bei Bombardier

Rainer Petz von Oddo Seydler berichtet von einem volatilen Handel in Bombardier-Anleihen, und zwar sowohl den auf Euro lautenden mit Stückelung von 100.000 Euro (WKN A1A21H) als auch den auf US-Dollar lautenden mit Stückelung von 2.000 US-Dollar (WKN A1ZFW8). „Erst ging der Kurs nach oben, dann wieder nach unten“, erklärt der Händler. Der kanadische Verkehrstechnikkonzern hatte einen milliardenschweren Verlust bekannt geben müssen, nun springt der kanadische Staat im Rahmen eines Joint Ventures bei. Sehr hohe Umsätze beobachtet Petz auch in einer neuen Anleihe der Gothaer Allgemeinen Versicherungen (WKN A16847), die bis 2045 läuft und einen Kupon von 6 Prozent bietet. Die Mindestanlagesumme liegt allerdings bei 100.000 Euro. 

Neuemissionen von Bahn und Daimler

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Brunner

Neue Anleihen gibt es zudem von der Deutschen Bahn und Daimler, wie Brunner berichtet: Die Deutsche Bahn  (ISIN XS1316420089) bietet 1,625 Prozent bis zum November 2030, Daimler 0,625 Prozent bis 2020. In beiden Fällen liegt die Stückelung bei 1.000 Euro.

Weiter in der Zeichnung ist eine fünfjährige Anleihe der Joh. Friedrichs Behrens AG (WKN A161Y5) mit Kupon von 7,75 Prozent und Laufzeit bis 2020. Der Produzent von Werkzeugmaschinen plant die Aufnahme von bis zu 25 Millionen Euro in einer Stückelung von 1.000 Euro.

Brunner zufolge gibt es außerdem einen neuen Bond von Zypern (WKN A1Z9QR) sowie ein Rückkaufangebot für alte Anleihen (WKN A1AS1P, A1ZHZM). Die neue Anleihe läuft bis 2025, der Kupon beträgt 4,25 Prozent.

von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 30. Oktober 2015