Auslandsaktien: Es bleibt spannend

14. Juli 2011. FRANKFURT. Die Diskussionen rund um die Schuldenproblematik der Industrienationen bestimmt auch den Handel mit Auslandsaktien, berichtet die Baader Bank. Selbst wenn die Märkte derzeit wieder etwas Luft holen würden, sei etwa das Ringen um die Erhöhung der US-Schuldengrenze noch ein starkes Thema. „Das bringe die mögliche Aberkennung der Toppbonität von AAA durch die Ratingagentur Moody’s für die Vereinigten Staaten wieder mit ins Spiel“, erklärt Roland Stadler. Bis Mitte Juli erwarteten die Agenturen eine Entscheidung. Sie ständen auf dem Standpunkt, dass die Schuldengrenze nur dann rechtzeitig zum 2. August angehoben werden könne.

Restrukturierung bei UBS in Sicht

Gerüchte über ein mögliches rigoroses Sparprogramm bei der UBS (WKN UB0BL6) machen derzeit die Runde. 5.000 Stellen sollen bei der Schweizer Großbank auf dem Prüfstand stehen mit dem Ziel, bis zu einer Milliarde Franken einzusparen. „Wenn gespart wird, dann bei den Personalkosten“, erklärt Oliver Roth. Denn diese ständen für 70 Prozent der Gesamtkosten bei der UBS. Definitiv entschieden sei der Kahlschlag scheinbar noch nicht. Ein Sparprogramm in dieser Größenordnung müsse noch vor den Verwaltungsrat. Marktteilnehmer erwarten eine Ankündigung zur Bilanzpressekonferenz in zwei Wochen.


Roth

Der Aktie hätten die Aussichten auf die Restrukturierung dennoch nicht auf die Sprünge geholfen. „Die Gleichung Stellenabbau gleich höherer Aktienkurs geht in diesem Fall nicht auf“, bemerkt der Händler der Close Brothers Seydler Bank. Seit Frühjahr sei der Kurs der UBS-Aktie im Abwärtstrend. „Kurz unterbrochen wurde der Druck auf das Wertpapier rund um die Personalie Weber“, beobachtet Roth. Im Mai 2012 soll der ehemalige Bundesbankpräsident Axel Weber zunächst Vizepräsident und später Präsident des UBS-Verwaltungsrats werden.

L’Oréal ohne Überzeugungskraft

Wenig Beifall zollten die Börsianer den Halbjahresergebnissen von L’Oréal (WKN 853888). Auf organischer Basis sei dem französischen Kosmetikhersteller in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres zwar ein Umsatzwachstum von 4,6 Prozent auf 10,15 Milliarden Euro gelungen. Dazu überproportional beigetragen habe aber ein starkes erstes Quartal und die gute Nachfrage nach L’Oréals Luxusmarken wie Lancome, Kiehl’s oder Giorgio Armani. „Das zweite Quartal blieb dagegen hinter den Erwartungen der Analysten zurück“, weiß Roland Stadler.

In Osteuropa beispielsweise sei der Umsatz von plus 0,7 im ersten Quartal auf minus 8,2 Prozent im zweiten Quartal zurückgegangen. Zudem habe der Franzose zwar einen Anstieg bei Umsatz und Gewinn für das Gesamtjahr über Marktniveau prognostiziert. „Es fehlen aber konkrete Zahlen“, berichtet Stadler. Dies hätten die Börsianer mit Abschlägen bei der Aktie von 87,89 auf 82,10 Euro quittiert.

Kranke TV-Sparte schmälert Samsung-Gewinn

Gut ein Viertel weniger Betriebsgewinn im Vergleich zum Vorjahr hat Samsung (WKN 881823) nach ersten Schätzungen des Unternehmens im abgelaufenen Quartal gemacht. Schuld an dem Gewinneinbruch auf umgerechnet 3,29 Milliarden US-Dollar von vormals 3,66 Milliarden US-Dollar sei eine Absatzflaute im TV-Geschäft. Zwar brumme die Nachfrage nach Smartphones. Der Verkaufsschlager des koreanischen Elektronikriesen, die neue Version des Internet-Handy Galaxy S, sei gar ernsthafte Konkurrenz zum iPhone. „Die Ausfälle im TV-Geschäft hat das Unternehmen damit aber nicht wettmachen können“, berichtet Roth. Die Aktie hat in der vergangenen Woche von 295 auf 275 Euro nachgegeben.

„In der gesamten Branche laufen klassische TV-Geräte und PCs schlechter“, erklärt Roth. Samsung sei dennoch im Vergleich zu den Mitbewerbern in einer relativ komfortablen Position und könne gar dem finnischen Nokia die Marktführerschaft bei den Smartphones abjagen.

Eisenerz-Produktion von Rio Tinto auf Erholungskurs


Stadler

Die Ausfälle der jüngsten Naturkatastrophen in Australien gehören offenbar zumindest für Rio Tinto (WKN 852147) der Vergangenheit an. Der britisch-australische Bergbaukonzern konnte im zweiten Quartal die Produktion von Eisenerz um 12 Prozent auf rund 49 Millionen Tonnen im Vergleich zum Vorjahr steigern. „Damit hat das Unternehmen den Erwartungen der Marktteilnehmer entsprochen“, berichtet Roland Stadler. Der Aktienkurs notiert dennoch rund 1 Prozent leichter, was der Händler der Baader Bank auf die Volatilität im Markt zurückführt.

Das Geschäft mit Eisenerz habe zuletzt rund 73 Prozent zum Konzerngewinn beigetragen. Im laufenden Geschäftsjahr plane Rio Tinto mehr als 240 Millionen Tonnen Eisenerz zu fördern. Eine steigende Nachfrage nach seinen Produkten erwarte das Unternehmen aus Asien. „Die Stahlbranche in Asien boomt“ beobachtet Stadler. Die größten Kunden Rio Tintos kämen beispielsweise aus China und Japan.

© 14. Juli 2011 / Iris Merker