Anleihen: Euro-Bund-Future im Höhenflug

27. Mai 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Von einem freundlichen Umfeld für den Handel mit deutschen Staatsanleihen berichten die Händler von der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Am Donnerstag habe der richtungsweisende Euro-Bund-Future nachhaltig die Marke von 125 Prozent durchbrochen. Rund um die Diskussion, ob und in welcher Form es neue Hilfszusagen für Griechenland geben soll, habe der IWF nun den Druck auf die Euromitglieder erhöht. Der Internationale Währungsfond knüpfe die Auszahlung der nächsten Griechenland-Tranche an eine Refinanzierungsgarantie für die kommenden zwölf Monate, berichtet die HSH Nordbank. Das erhöhe den Druck auf die Europäer, bald zu einer Entscheidung hinsichtlich der Schuldenfrage zu kommen. „Die Wahrscheinlichkeit für eine Streckung der Laufzeiten steigt derzeit“, glaubt die HSH Nordbank. Neben Deutschland, Frankreich und den Niederlanden favorisiere auch der Chefvolkswirt des IWF scheinbar diese Lösung.

„Bisher hat sich der IWF an allen Hilfen zu 30 Prozent beteiligt“, erklärt auch Arthur Brunner. Wie es weitergehen werde, sei zwar noch offen. An die Möglichkeit eines Zahlungsausfalls glaube der Händler von ICF Kursmakler aber eher nicht. Denn dieser würde Leistungen von Kreditausfallversicherungen, den Credit Default Swaps, nach nicht ziehen. In Folge seien noch größere Marktverwerfungen als zu Beginn der Finanzkrise möglich.
 

Neben der Bonität Italiens steht nun auch die Zahlungsfähigkeit Belgiens zur Debatte. So hat die Ratingagentur Fitch den Ausblick für das Land auf negativ gesetzt. Die Renditen der zehnjährigen Bunds seien daraufhin erstmals seit Januar dieses Jahres auf unter drei Prozent gefallen. „Womöglich suchen Anleger auch deshalb verstärkt nach Anleihe-Schnäppchen mit einer höheren Rendite bei vertretbarem Risiko“, glaubt Klaus Stopp von der Baader Bank. Dabei wählten sie vielfach Unternehmensanleihen, die gerade noch über ein Bonitäts-Rating verfügen.

Verkaufswelle griechischer Anleihen ungebremst

Daniel
Daniel

Auch Renditen auf Rekordniveau hätten derzeit keine Überzeugungskraft. Anleger trennten sich nach wie vor tendenziell von griechischen Bonds, berichtet Stopp. So werde die bis 2020 laufende Staatsanleihe (WKN A1AUMV) mit einem Kupon von 6,25 Prozent und zwischenzeitlich über 17 Prozent Rendite eher abgestoßen. Trennen würden Anleger sich zudem tendenziell von dem ultralangen Läufer (WKN A0NRT9), registriert Gregor Daniel. „Es treten aber durchaus auch Käufer für die 2030 fällig werdende Anleihe in Erscheinung “, bemerkt der Händler der Wertpapierhandelsgesellschaft Walter Ludwig. Scheinbar gingen einige Investoren davon aus, dass Abschläge von bis zu 60 Prozent bei den Wertpapieren bereits eingepreist seien.

Aufstockung zehnjähriger Bundesanleihe überzeichnet

Wenige Probleme habe die Aufstockung einer zehnjährigen Bundesanleihe von 5 Milliarden Euro auf nun insgesamt 11 Milliarden Euro bereitet. Die Zuteilung des 1,7-fach überzeichneten Bonds sei im Tenderverfahren bei einer Durchschnittsrendite von 3,04 Prozent erfolgt, berichtet die Baader Bank. Erweitert worden seien auch die Kreditvolumina von Staatsanleihen aus Frankreich (WKNs A0E7DY, A0GMSM), Italien (WKNs A1GPFZ, A1GM1G) und Belgien (WKNs 589667, A1GN5N , A1GLKR, A1GSPZ). „Nach der Warnung von Fitch sind die belgischen Anleihen nur zwischenzeitlich unter Druck geraten“, weiß Brunner. Die Renditen etwa von zehnjährigen belgischen Anleihen lägen derzeit mit 4,18 Prozent unter dem Stand vom vergangenen Freitag.

Rendite bevorzugt

Stopp
Stopp

Anleger schielten in dieser Woche nach Unternehmensanleihen mit höherer Verzinsung, auch wenn damit naturgemäß mehr Risiko verbunden sei. „Solange die Unternehmen noch ein Rating aufweisen, scheinen Investoren Vertrauen zu haben“, vermutet Stopp. Anleger legten sich beispielsweise die 2018 fällig werdende Gerresheimer-Anleihe (WKN A1H3VP) mit einer Rendite von rund 4,8 Prozent und einem Standard & Poor’s Rating von BBB- ins Depot. Ebenfalls gefragt: Die Anleihe der mit BBB benoteten Lanxess (WKN A1GRKN) mit einer Rendite von 4,1 Prozent. Ohne Rating und dennoch gesucht sei eine Anleihe der GFK (WKN A1H3Q9), die im April 2016 fällig wird und derzeit eine Rendite von 4,13 Prozent bringt.

Überzeugende Auftragslage der Automobilhersteller

Volle Auftragsbücher bescherten scheinbar einigen Fahrzeugproduzenten erhöhte Aufmerksamkeit für ihre Anleihen. So registriert die Baader Bank Interesse beispielsweise an der Anleihe von Peugeot (WKN A0VSYT). Fällig wird sie im Oktober 2013, die Rendite liegt im Moment bei 3,25 Prozent. Zudem erfreue sich ein Bond der VW Bank (WKN A0S73H) mit einer Laufzeit bis November 2014 und einer Rendite von rund 2,78 Prozent guter Nachfrage.

Von zwei neuen variabel verzinsten Anleihen (WKNs A1GQ9S, A1GQ9C) von Daimler berichtet Gregor Daniel. Der Kupon dieser Floater liege dem Händler der Wertpapierhandelsgesellschaft Walter Ludwig zufolge bei 40 bzw. 33 Basispunkten über dem Euribor-Satz, zu dem die Banken untereinander Geld leihen.

Neuemissionen kommen gut

Einige Newcomer im Bereich der Unternehmensanleihen habe es in den vergangenen Wochen gegeben. So berichtet die Hellwig Wertpapierhandelsbank von Interesse zum Beispiel an der im April 2016 fällig werdenden Obi-Anleihe (WKN A1KQ5C) mit einem Kupon von 5 Prozent. Durch eine Stückelung von 50.000 Euro richte sich die Baumarktkette eher an institutionelle Anleger.

Auf Gegenliebe vor allem bei US-Großanlegern stoße etwa auch die mit 3,625 Prozent verzinste Google-Anleihe (WKN A1GRK4) mit einer Stückelung von 2.000 US-Dollar. Der wenig verschuldete Konzern besorge sich erstmals Kapital über die Märkte. Weil die Ausgabe in US-Dollar ist, gebe es aber zusätzlich Währungsrisiken für europäische Anleger.

© 27. Mai 2011/Iris Merker