Anleihen: Kräftemessen für den Bund-Future

8. Juli 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Herabstufung Portugals, die Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank und die Arbeitsmarktdaten aus den USA beschäftigen die Rentenmärkte in dieser Woche. „Am Dienstagabend hat die Rating-Agentur Moody’s die Kreditwürdigkeit Portugals gleich um vier Stufen auf Ba2 herabgestuft“, berichtet Arthur Brunner. Damit hat sie den Anleihen des Landes den Investment Grad entzogen. In Folge würden die Bonds aus Indizes wie etwa den Markit iBoxx-Indizes für Staatsanleihen des Euroraums herausfallen. „Denn diese dürfen nur Wertpapiere mit Investment Grad berücksichtigen“, erklärt der Händler von ICF Kursmakler. Nicht nur portugiesische Anleihen hätten daraufhin teilweise Kursverluste schlucken müssen. Zu den Verlierern gehörten auch Anleihen aus Irland, Spanien und Italien. „Denn auch für Irland erwarten Marktteilnehmer eine nahende Herabstufung.“

Zinserhöhung trübt die Aussichten für den Euro-Bund-Future

Zum zweiten Mal seit Beginn der Finanzkrise hat die Europäische Zentralbank die Leitzinsen erhöht. Statt 1,25 liegen diese nun bei 1,50 Prozent. Begründet hätten die Währungshüter den Schritt mit bestehenden Inflationsrisiken. Im Juni habe die Teuerungsrate innerhalb des Euroraums im Jahresvergleich mit 2,7 Prozent immer noch deutlich oberhalb der angepeilten 2,0 Prozent gelegen, berichtet die HSH Nordbank. EZB-Chef Jean-Claude Trichet habe zudem davon gesprochen, die Entwicklung der Inflation sehr genau beobachten zu wollen. Darin erkennt die Helaba die Absicht der Währungshüter, die Tür für weitere Zinserhöhungen offen zu halten. Damit trübe sich das Umfeld für den richtungsweisenden Bund-Future ein.

US-Arbeitsmarktzahlen richtungsweisend

Für ein Nachgeben des Zinsbarometers könne zudem der heute auf der Agenda stehende monatliche US-Arbeitsmarktbericht sorgen, sollte er besser ausfallen als erwartet. Am gestrigen Donnerstag habe der Arbeitslosenbericht der kommerziellen ADP einen Anstieg von 157.000 bei den US-Beschäftigen außerhalb der Landwirtschaft bescheinigt. Auch wenn diese Nachricht positiv überrascht habe, seien die Daten aus dem ADP-Bericht zuletzt kein verlässlicher Indikator für den offiziellen Befund gewesen, beobachtet die HSH Nordbank. Die Erstanträge für Arbeitslosenhilfe würden trotz einem leichten Rückgang vermutlich weiterhin deutlich oberhalb von 400.000 liegen und die Arbeitslosenquote auf einem hohem Niveau bei rund 9 Prozent verharren, sagen die Nordlichter voraus.

Griechische Anleihen wieder gefragt


Stopp

Die Einigung über die Unterstützungsmaßnahmen für Griechenland in der zurückliegenden Woche habe den Handel mit Hellas-Bonds in Wallung gebracht. Unterwegs seien gleichermaßen Käufer wie Verkäufer, berichtet Klaus Stopp. „Für Verkäufer sind die anziehenden Preise eine Gelegenheit, ihre Gewinne zu sichern“, vermutet der Experte für Rentenhandel bei der Baader Bank. Käufer hätten es verstärkt auf Kurzläufer abgesehen wie etwa einem im August 2011 fälligen Papier mit einer Rendite von über 35 Prozent (WKN A0GSUC). Gefragt sei zudem eine im August 2012 fälligen Anleihe (WKN A0LN5U) mit einer derzeitigen Rendite von über 28 Prozent und ein Bond mit einer Laufzeit bis August 2014 (WKN A0T56A) und einer aktuellen Rendite von rund 25 Prozent.

Spanische Bonds erfolgreich platziert

Die Herabstufung Portugals sei zwar für die Ausweitungen der Spreads zwischen Bundesanleihen und den Anleihen der Peripheriestaaten verantwortlich. Für eine etwas weichere Landung habe aber derweil eine Entscheidung der EZB gesorgt. „Sie gab bekannt, die Anleihen Portugals weiterhin als Sicherheiten zu akzeptieren“, erklärt Brunner. Das Thema stehe auch für griechische Anleihen im Raum. „Innerhalb der EZB wird darüber diskutiert, unter welchen Bedingungen die Bonds des Landes auch in Zukunft als Sicherheit anerkannt werden“, berichtet Arthur Brunner. Damit übernehme die EZB dies bezüglich wieder das Ruder.

Mit der jüngsten erfolgreichen Platzierung der beiden spanischen SPGBs habe Spanien die Spreads auf knapp 262 Basispunkte bereits etwas einengen können, berichtet die Helaba. Dreijährige spanische Bonds seien beispielsweise zu 4,29 Prozent und damit zwar gut 150 Basispunkte über der letzten Aufstockung zugeteilt worden. Diese sei aber bereits 18 Monate her. Beim SPGB 2016 etwa (WKN A0GFQ1) liege die Rendite derzeit bei etwa 4,87 Prozent im Vergleich zu 4,55 Prozent im Mai dieses Jahres.

Bund-Future uneinheitlich


Brunner

Wie so oft rund um die Auswirkungen der Schuldenproblematik ist der Bund- Futureals Gewinner hervorgegangen. „In der Spitze notierte das Barometer bei 126,64 Prozent, und das obwohl die Auftragseingänge der deutschen Industrie im letzten Quartal einen Rekordstand erzielten“, erklärt Brunner. Aus technischer Sicht erkennt die UBS für den Bund-Future keine eindeutige Tendenz. Mit der Rallye vom Mittwoch sei der Stochastik-Indikator zwar nicht ganz an eine höhere Kreuzung gestoßen und habe damit den bullishen MACD bestätigt. Auf der anderen Seite könne das Schweizer Bankhaus das „Dark Cloud Pattern“ vom vergangenen Montag und Dienstag nicht ignorieren. Bei dieser Formation handelt es sich um ein Muster in der Charttechnik, das eine Trendumkehr von einem steigenden in einen fallenden Markt ankündigen kann.

Portugiesische Unternehmensanleihen unter Druck

Portugal mache die Herabstufung der Bonität um vier Noten durch die Ratingagentur Moody’s zu schaffen. Dadurch sehe das Unternehmen die Kreditwürdigkeit des Landes mittlerweise auf „Ramschniveau. „Das rückt die Aussicht auf ein zweites Hilfspaket für Lissabon näher“, begründet Stopp die Talfahrt der portugiesischen Staatsanleihen. Zudem würden Anleihen portugiesischer Unternehmen wie die der Portugal Telecom (WKNs A1APFE, A0D0PN, A0D0PP) in Mitleidenschaft gezogen, die bei Anlegern tendenziell auf der Abgabenliste stünden. Ein bis Februar 2016 laufender Bond der Gesellschaft (WKN A1GLZ3) rentiere mittlerweile mit 9,4 Prozent.

© 8. Juli 2011 / Iris Merker