Anleihen: Rekordzinsen für Griechenland

11. März 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach wie vor bestimmen weniger Konjunkturzahlen den Rentenhandel als die „ganz großen“ Themen wie der Libyen-Konflikt, die EU-Schuldenproblematik und – aktuell – das verheerende Erdbeben in Japan. „Die Schuldenkrise ist mit aller Macht zurück“, formuliert etwa Arthur Brunner von ICF Kursmakler. Unter anderem die Herabstufung Griechenlands und Spaniens habe die Anleihekurse der hochverschuldeten südeuropäischen Länder auf neue Tiefststände gedrückt und gleichzeitig den Bund-Future als Krisenbarometer kräftig zulegen lassen.

Die Marktteilnehmer blicken nun gespannt auf den heute stattfindenden Euro-Gipfel, unter anderem steht die Ausweitung des Rettungsschirms zur Diskussion. Die HSH Nordbank rechnet allerdings nicht mit einem Durchbruch: „Der Druck von den Finanzmärkten ist offensichtlich noch nicht groß genug, und so wird man sich auf das eigentliche Treffen am 24. und 25. März vertagen“, glauben die Analysten. Der Bund-Future konnte in den vergangenen Tagen seinen seit September laufenden Abwärtstrend stoppen und zulegen, im Wochenvergleich tritt er allerdings auf der Stelle: Das Marktbarometer notierte am vergangenen Freitag bei 122,71 Prozent, heute sind es 122,45 Prozent. Die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen sind gesunken, und zwar von 3,33 auf 3,25 Prozent.

Vorschusslorbeeren für Spanien


Daniel

Zwar sind sowohl Spanien als auch Griechenland von der Rating-Agentur Moody`s erneut heruntergestuft worden, die Folgen sind aber ganz unterschiedlich: „Spanische Anleihen haben sich ziemlich stabil gehalten“, berichtet Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft. Wie die Hellwig Wertpapierhandelsbank erklärt, ist die Rendite zehnjähriger spanischer Anleihen nur um 4 Basispunkte auf 5,55 Prozent gestiegen. Ein Grund für die Händler: Noch liege die Schuldenquote Spaniens bei etwa 65 Prozent des BIP, bei Deutschland seien es 70 Prozent. „Daher hat Spanien noch einen kleinen Vertrauensvorschuss an den Märkten.“

Schlechte Karten für Griechenland


Stopp

Bei der Herabstufung Griechenlands am Anfang der Woche kennt man aber offenbar keine Gnade. Die Anleihen weisen Klaus Stopp von der Baader Bank zufolge nun die höchsten Renditen seit der Euro-Einführung im Jahr 1999 auf. „Im Gegensatz zu den Beteuerungen der Politik sehen die Märkte die Wahrscheinlichkeit, dass es innerhalb der nächsten fünf Jahre zu einem Kreditereignis kommt, bei etwa 50 Prozent“, merkt Brunner an. Portugal kam unterdessen mit einer neuen, zwei Jahre laufenden Anleihe auf den Markt. „Die Rendite war mit 6 Prozent extrem hoch. Im September musste Portugal für die gleiche Laufzeit nur 4,1 Prozent zahlen“, erklärt Gregor Daniel. Auch die zehnjährigen Anleihen seien daraufhin unter Druck geraten.

Auch in den USA höhere Zinsen erwartet


Brunner

Nichts desto trotz gehen Marktteilnehmer nach wie vor von bald steigenden Leitzinsen aus. „Noch-Bundesbankpräsident Axel Weber hat diese Woche Spekulationen, dass die EZB im Laufe des Jahres den Leitzins in drei Schritten auf 1,75 Prozent hochnehmen könnte, nicht widersprechen wollen“, erklärt etwa Arthur Brunner. Dass sich die Märkte auch für die USA auf steigende Zinsen einstellen, verdeutlicht nach Ansicht von Gregor Daniel der Verkauf von US-Staatsanleihen durch Pimco, der zum Allianz-Konzern gehörenden Fondsgesellschaft. Siehe dazu auch die aktuelle Kolumne von Roger Peeters: „Do not fight the Buy Side“.

Kursverluste für Hochverzinsliches


Petz

Bei den Unternehmensanleihen gab es in dieser Woche den Händlern zufolge keine nennenswerten privatanlegerfreundlichen Neuemissionen. Laut Rainer Petz von Close Brothers Seydler gerieten High Yielder, also hochverzinsliche Anleihen, aufgrund der wieder gestiegenen Risikoaversion etwas unter Druck, zum Beispiel Air Berlin (WKN AB100A). „Zu Anfang der Woche notierte die Anleihe noch bei 108,25 Prozent, jetzt nur noch bei rund 106 Prozent“, erläutert Petz. Das Papier mit einer Stückelung von 1.000 Euro läuft bis November 2015 und wirft laut Petz derzeit eine Rendite von 6,92 Prozent ab. Auch Anleihen des Zubehöranbieters Auto-Teile-Unger A.T.U. (WKN A1EWTK) hätten zuletzt Federn lassen müssen.

Klaus Stopp zufolge wagen sich Unternehmen in Erwartung steigender Zinsen allerdings wieder mehr aus der Deckung und emittieren Anleihen. „Dies gelang sogar so genannten Non-Investment-Grade-Unternehmen, die aktuell höher in der Gunst der Anleger stehen als Anleihen europäischer Sorgenkinder“, kommentiert der stellvertretende Leiter des Rentenhandels der Baader Bank. Als Beispiel nennt er den italienische Autobauer Fiat (WKN A1GNJ5, A1GNJ6), der im „Ramschbereich“ bewertet werde. Für Privatanleger ist die Anleihe aufgrund der Stückelung von 100.000 Euro allerdings kaum geeignet.

© 11. März 2011 / Anna-Maria Borse