Anleihen: Tiefs bei Unternehmensanleihen gesehen?


21. Oktober 2011. FRANKFURT (Börse Frankfurt). In den vergangenen Tagen bestimmte die Unsicherheit vor dem EU-Gipfel am kommenden Wochenende die Märkte. „Schuldenkrise, wohin man auch blickt“, fasst Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft die Lage zusammen. Dominierte vor einer Woche noch die Hoffnung auf eine umfassende Lösung, stieg die Skepsis in dieser Woche schnell wieder an. „Offenbar besteht im Vorfeld des EU-Gipfels weiterhin große Uneinigkeit zwischen Frankreich und Deutschland hinsichtlich der Ausgestaltung des neuen EU-Rettungsschirms EFSF“, erläutert die Commerzbank. Die von Frankreich präferiere Lösung mit einer Banklizenz für die EFSF lehnt Deutschland kategorisch ab. Ohnehin steht mittlerweile fest, dass am Sonntag noch keine endgültigen Entscheidungen fallen können und es noch ein zweites Treffen, voraussichtlich am kommenden Mittwoch, geben wird. „Das, was die Banken falsch gemacht haben, machen nun die Politiker“, kommentiert Daniel mit Blick auf eine eventuelle Hebelung der EFSF.

Investoren wandten sich daher wieder von riskanteren Anlagen ab und setzten auf erstklassige Staatsanleihen. Der Euro-Bund-Future stieg gegenüber der Vorwoche an und notiert heute bei 135,33 Punkten nach 133,33 am vergangenen Freitag. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen liegt aktuell bei 2,00 Prozent, zwischenzeitlich war sie sogar wieder unter die Marke von 2 Prozent abgerutscht.

Frankreich kämpft gegen drohende Herabstufung


Daniel

Unterdessen läuft Frankreich Gefahr, angesichts drohender weiterer staatlicher Stützungsmaßnahmen und möglicher neuer Hilfen für heimische Banken die Bestnote AAA zu verlieren, wie Klaus Stopp von der Baader Bank bemerkt. „Die Risikoaufschläge für zehnjährige französische Staatsanleihen waren nach entsprechenden Andeutungen von Ratingagenturen auf ein 16-Jahreshoch geklettert.“ So notiere eine fünfjährige Staatsanleihe (WKN 608893) des Nachbarlandes bei nur noch 112,50 nach rund 114 Prozent zu Monatsanfang. Auch zehnjährige Titel befänden sich auf Talfahrt. Ein mit 3,25 Prozent verzinster Bond (WKN A1GR5V) sei auf nahezu pari gefallen, nachdem der Kurs Anfang Oktober noch bei 106 Prozent gelegen habe. „Der Spread zwischen deutschen und französischen Zehnjahres-Anleihen lag erstmals über 100 Basispunkten“, ergänzt ein Händler der Hellwig Wertpapierhandelsbank.

Spaniens Refinanzierung teurer

In diesem Umfeld tun sich die Peripherieländer schwer mit der Aufnahme neuen Kapitals. Die Neuemissionen Spaniens verliefen gestern schleppend, die Nachfrage war nach der Ratingherabstufung durch Moody’s von Aa2 auf A1 am Mittwoch enttäuschend. „Das Volumen der Kurzläufer lag mit 4,6 Milliarden unter dem gewünschten von 5 Milliarden“, konkretisiert der Hellwig-Händler. Für die achtjährigen Titel sei die Rendite etwas höher gewesen als bei der vorherigen Emission, bei zehnjährigen hingegen etwas niedriger. Gregor Daniel meldet eine rege Nachfrage nach österreichischen Staatsanleihen, etwa einem bis 2021 laufenden Papier mit einem Kupon von 3,5 Prozent (WKN A0GL3F).

High Yielder halten sich auf erhöhten Niveaus


Stopp

Bei Unternehmensanleihen zählt zwar weiterhin die Qualität. Anleger setzen laut Klaus Stopp unverändert auf Anleihen solider Schuldnern aus der Industrie, etwa Evonik (WKN 818050) oder Peugeot (WKN A1AJ7Z). Gut gekauft wurde Daniel zufolge auch eine Celesio-Anleihe mit Laufzeit bis 2017 und einem Kupon von 4,5 Prozent (WKN A1AWC7). Hochverzinsliche Anleihen, die seit Monatsanfang zugelegt hatten, wurden aber nicht wieder abgestraft. „Wir haben die Tiefs hinter uns gelassen. Angst und Panik sind weg“, kommentiert Rainer Petz von Close Brothers Seydler mit Blick auf Heidelberger Druck (WKN A1KQ1E), HeidelbergerCement (WKN A1C90N) und SolarWorld (WKN A1KQ1E). Verkauft werde nicht mehr. „Auch die im September begebene Anleihe von FMC mit Laufzeit bis 2018 und einem Kupon von 6,5 Prozent ist innerhalb eines Monats von unter 100 auf 108 gestiegen.“ Die Rendite liege damit jetzt bei 5,1 Prozent (WKN A1GVFF). Hybridanleihen von Banken würden allerdings wieder volatil gehandelt, meldet die Hellwig Wertpapierhandelsbank. „Gerade Titel der Deutschen Bank wurden zu Wochenbeginn abgegeben, in der Wochenmitte gesucht und standen zum Wochenschluss eher wieder auf der Verkaufsliste.“

Bastei Lübbe sucht frisches Geld


Petz

Am kommenden Mittwoch startet an der Börse Frankfurt im Übrigen der Handel mit einer Anleihe von Bastei Lübbe (WKN A1K016), wie Petz weiter berichtet. Das Papier des Verlags, der Bestseller-Autoren wie Dan Brown („Das Sakrileg“) und Ken Follett („Die Säulen der Erde“) im Programm hat, läuft bis 2016 und hat einen Kupon von 6,75 Prozent. Mit einer Stückelung von 1.000 Euro ist die Anleihe privatanlegerfreundlich. „Die Nachfrage ist gut“, erklärt Petz.

Fremdwährungen punkten weiter

Daneben suchen Anleger weiter nach Möglichkeiten außerhalb des Euro-Raums: „Wie begehrt dabei die Alternativwährung der norwegischen Krone ist, zeigt sich erneut an der Nachfrage eines neuen Corporate Bonds von Volkswagen, der bis Oktober 2015 läuft und mit einem Kupon von 4,00 Prozent eine Rendite von etwa 3,20 Prozent abwirft“, erläutert Stopp (WKN A1GWCR). Ebenfalls gesucht seien eine Emission des norwegischen Staates (WKN 858524), die bei einer Laufzeit bis Mai 2013 und einem Kupon von 6,50 Prozent mit knapp 2 Prozent rentiere, und eine schwedische Staatsanleihe (WKN A0DZCD) in australischen Dollar. Nahezu ausverkauft sei eine Anleihe des solide wirtschaftenden Eurolandes Finnland in norwegischen Kronen (WKN A1AUA8).

© 21. Oktober 2011/Anna-Maria Borse